Aschenbecher
Aschenbecher mit Blütenmotiv
Der Aschenbecher für den touristischen Verkauf steht auf einem schmalen Fußring. Er weist eine leicht gewölbte Wandung auf, die in einem breit abgesetzten, gerundeten und für das Ablegen der Rauchware an zwei Stellen eingebuchteten Rand mündet.
Auf der Schauseite ziert auf weißem Grund eine Inglasurmalerei in Kobaltblau, Rot, Gelb und Grün und Schwarz den Gefäßkörper. Der rötliche Scherben ist mit einer transparenten Glasur überzogen, auf der Unterseite ist er unbemalt. Unterhalb des Fußrings trägt der Aschenbecher die Signatur des Töpfers »A‘siri« in arabischen Schriftzeichen. Die Signatur wird um den Herstellungsort »Safi« in lateinischen Buchstaben ergänzt.
Den Dekor bestimmt eine achtblättrige Blüte im Inneren, deren Blätter jeweils ein abstrahiertes mandelförmiges Blattmotiv in ihrer Mitte tragen. In den Zwickeln zwischen den Blütenmotiven schmückt jeweils ein hängendes, mit stilisierten Blüten gefülltes Dreieck die Wandung. Entlang des Randes werden die Blattformen wiederholt. Die Lippe ist mit einer kobaltblauen Glasur betont.
Im Unterschied zu der unglasierten Aufbaukeramik, die vornehmlich ohne Verwendung einer Drehscheibe aus freier Hand von Frauen (Berberfrauen) für den Eigenbedarf hergestellt wird, nimmt die Erforschung der städtischen marokkanischen Drehscheibenkeramik erst in den letzten Jahrzehnten zu. Es ist davon auszugehen, dass vor der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Gefäß- und Baukeramik ausschließlich in den Werkstätten von Fès produziert wurde. Erst ab der Mitte des Jahrhunderts beginnt die Produktion auch in Meknés und Safi.
Der marokkanische Werkstattbetrieb war nicht anders als in der übrigen islamischen Welt organisiert. Von bekannten Töpferfamilien stammende Meister und ihre Lehrlinge schufen luxuriöses Gebrauchsgerät für eine wohlhabende städtische Schicht. Häufig weisen vergleichbare Gefäße Löcher im Standring auf. Die Hängevorrichtung belegt, dass die Keramik in marokkanischen Palästen und Bürgerhäusern immer fester Bestandteil der feudalen Innenarchitektur war. Für die polychrome (= mehrfarbige) Keramik des 18. Jahrhunderts ist der dominante Dreiklang der Farben Blau-Gelb-Grün kennzeichnend (vgl. Inv. Nr. A 12361 oder Inv. Nr. R 911). Erst im 20. Jahrhundert ergänzt die Farbe Rot das traditionelle Farbrepertoire. Neue Gefäßtypen entstehen durch den steigenden Tourismus und dem Warenexport.
Literatur: Vgl. Schoole Mostafawy, Islamische Keramik. Aus der Sammlung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe (= Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, NF, Heft 3), hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2007, S. 108, Kat. 41.
- Standort
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Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
- Sammlung
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Global Art History
- Inventarnummer
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2006/532
- Maße
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Höhe: 3.0 cm, Durchmesser: 15.0 cm (Gesamt)
- Material/Technik
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Keramik; glasiert; Inglasurmalerei
- Ereignis
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Herstellung
- (wer)
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Asiri
- (wo)
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Marokko
Safi
- (wann)
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Ende 20. Jh.
- Ereignis
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Fund
- (wo)
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Marokko
- Rechteinformation
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Badisches Landesmuseum
- Letzte Aktualisierung
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12.07.2024, 10:56 MESZ
Datenpartner
Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Aschenbecher
Beteiligte
- Asiri
Entstanden
- Ende 20. Jh.