Bestand
189 - Heylsches Landgut Pfauenmoos (Bestand)
Vorwort: Abt. 189
Heylsches Landgut Pfauenmoos
Umfang: 77
Archivkartons + ein lfm Überformate (271 VE); zus.
mit 189_F = 307 Verzeichnungseinheiten = 7,5
lfm
Laufzeit: 1857 - 2007
1.
Vorgeschichte und Übernahme der Unterlagen im Mai
2012
Nach dem Ableben von Ludwig C. v.
Heyl zu Herrnsheim (1920-2010), der dem Archiv seit
1997 umfangreiche private und Firmenunterlagen
übergeben hatte, die im Stadtarchiv intensiv
verzeichnet worden sind (Abt. 185), traten seine
beiden Söhne Dr. Ludwig v. Heyl (Landgut Nonnenhof,
Bobenheim-Roxheim südlich v. Worms) und Dr. Johannes
v. Heyl (Freidorf/Kanton Thurgau, CH) an das
Stadtarchiv mit der Frage heran, ob eine Übernahme
weiterer ergänzender, mit den bereits im Archiv
lagernden und erschlossenen (vgl. Abt. 186)
Unterlagen eng verschränkter Familienpapiere in
Frage käme. Diese befanden sich auf dem 1848/49 von
der Familie erworbenen Besitz Schloss bzw. Landgut
Pfauenmoos (Kanton St. Gallen, Gemeinde Berg SG,
Schweiz), seit 1923 eine Stiftung nach Schweizer
Recht. Vor allem aufgrund der engen persönlichen
Bindungen von Ludwig C. v. Heyl (‚Lu') an
Pfauenmoos, in dem er fast bis an sein Lebensende
gemeinsam mit seiner Frau Gisela (1923-2011, geb.
Greiser, verh. seit 1945) regelmäßig und länger
gewohnt hatte, befänden sich dort zahlreiche private
und Familienpapiere, die einer Sichtung und
Erschließung harren würden. Abgesprochen wurde das
Vorhaben auch mit Ludwig. v. Heyls jüngerem Bruder
Gebhard v. Heyl (geb. 1930, wohnhaft München). Eine
Übernahme familiärer Papiere wurde dabei auch
angesichts beginnender Planungen für
Sanierungsarbeiten am Objekt ins Auge gefasst.
Das Archiv hat den Vorschlag angesichts der zu
erwartenden Bedeutung der Familienunterlagen für die
Geschichte der Stadt und der ihr eng verbundenen
Familie von Heyl und vor dem Hintergrund der seit
Jahren engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit
ihren Angehörigen dieses Ansinnen gern aufgegriffen
und sich im Vorfeld mit dem Kunsthistoriker und
Verleger Dr. Ferdinand Werner abgestimmt, der sich
2010 als Mitherausgeber des umfangreichen
Sammelbandes zur Familie und ihren Bauten bereits
mit Pfauenmoos als hervorragenden Kulturdenkmal
beschäftigt hatte.
Nach den nötigen
organisatorischen Klärungen 2011/12 erfolgte vom
23.-25. Mai 2012 eine Reise des Archivleiters Dr.
Gerold Bönnen, der Archivmitarbeiterin Margit
Rinker-Olbrisch (Dipl.-Arch. FH) und des erwähnten
Dr. Ferdinand Werner in die Schweiz. Die Betreuung
vor Ort erfolgte durch Dr. Johannes v. Heyl, mit dem
auch alle aufkommenden Fragen vor- und
nachbesprochen wurden. Die Archivalien befanden sich
weit überwiegend in einem klimatisch gut geeigneten
Raum im 2. OG, der Zustand und wichtige
Arbeitsschritte wurden fotografisch
dokumentiert.
Wichtig war dem Stadtarchiv
eine enge Kooperation mit dem Kantonsarchiv in St.
Gallen, da selbstverständlich die die Stiftung und
Örtlichkeit selbst betreffenden Archivalien vor Ort
bleiben sollten. Durch diese kollegiale
Zusammenarbeit (Gespräch vor Ort mit der für private
Überlieferung zuständigen Mitarbeiterin Frau Regula
Zürcher) und aufgrund der Bereitschaft der Familie
bzw. der Familienstiftung konnte geklärt werden, das
die direkt den Besitz und das Haus bzw. die
Familienstiftung betreffenden Archivteile als
Depositum im Kantonsarchiv hinterlegt und dort
verzeichnet werden sollen, ein Austausch der
Findmittel wurde vereinbart.
Der für das
Kantonsarchiv vorgesehene Anteil (ca. 13 lfm)
umfasst Korrespondenz der Stiftungsverwaltung, des
Fördervereins Schloss Pfauenmoos,
Gutsbewirtschaftung (ab ca. 1890) und
Waldwirtschaft, Amtsbücher (Kassenbücher,
Rechnungswesen, Bankunterlagen etc.), Akten,
Verträge betr. Erwerb, Verpachtung und
Bauangelegenheiten, Inventare (auch beim
Besitzübergang 1848/49) sowie ein Messbrief (1849).
Dazu kommen einige Unterlagen der Lederhandels-AG
(Schweiz) .
In etwa denselben Umfang (ca.
12-13 lfm) hatte der vom Stadtarchiv Worms
übernommene und am 25.5.2012 nach Worms verbrachte
Anteil.
Für einen Teil der Unterlagen
wurde seine Digitalisierung und die Rückgabe der
Originale an die Familie vereinbart (Chronik
Pfauenmoos, Plansammlung, Fotografien).
Der Aufenthalt vor Ort wurde durch Herrn Dr.
Werner auch für eine umfassende fotografische
Dokumentation des kunstgeschichtlich höchst
interessanten Anwesens mit vielen Wormser Bezügen
genutzt. Eine Monographie zur Geschichte des
denkmalgeschützten Bauwerks befindet sich derzeit in
Planung. Dr. Werner und Claus Reisinger (Wernersche
Verlagsgesellschaft) haben im Anschluss an die Reise
ehrenamtlich ca. 30 Familienfotografien aus
Pfauenmoos, die dort hingen und inzwischen wieder
zurückgebracht wurden, hochwertig für die
Fotoabteilung des Stadtarchivs dokumentiert (80 Abb.
= 1,93 GB).
2. Verzeichnung und
Besonderheiten
Die Verzeichnung des
Bestandes (neue Archivabteilung 189) erfolgte
zwischen Juni 2012 und Januar 2013 durch den
Archivleiter, unter Mithilfe einer studentischen
Praktikantin. Ein Schenkungsvertrag mit der Stadt
wurde bereits im August 2012 mit Dr. Johannes v.
Heyl abgeschlossen.
Eine Kassation fand
nur in sehr geringem Umfang statt; lediglich 18
Aktenordner aus der sehr umfangreichen
Korrespondenzserie von Ludwig v. Heyl in den Jahren
1977 bis 2000 (ca. 2 lfm: Glückwünsche 1986-90,
Weihnachtskarten und -grüße 1975-1981, 1991, 1994,
1998; Allg. Korresp. 1975-77; 60. Geb. 1980; Allg.
Korrespondenz Schweiz und international 1990-99)
wurden wegen der Redundanz der Unterlagen nicht
übernommen.
Sonderregelungen erfolgten
für die im Stadtarchiv digitalisierte und wieder in
die Schweiz zurückkehrende Pfauenmoos-Chronik
(Hauschronik, Nr. 001), die nach ihrer teilweisen
Digitalisierung (Nov. 2012, Digitalisierungszentrum
Stadtarchiv Mannheim) zurückkehrenden Pläne sowie
einen Teil der älteren Fotografien. Aus Gründen der
Bestandserhaltung bleiben die ältesten, bis 1845
(Daguerrotypie !) zurückreichenden gerahmten Fotos
im Bestand, das Archiv kümmert sich hier um die
fachliche Behandlung und gewährleistet u.a. eine
optimale Klimatisierung. Wie erwähnt, wurden die
weitaus meisten gerahmt hängenden älteren
Familienfotos digitalisiert und sind bereits im
Original wieder nach Pfauenmoos zurückgekehrt.
Zur Ergänzung des Bestandes hat Dr. Werner von
ihm aus dem Archiv der ETH Zürich beschaffte
Entwürfe des Architekten Bluntschli über
Umbauvorhaben an Pfauenmoos aus der Zeit um 1880/90
dem Archiv digital zur Verfügung gestellt.
3. Inhaltliche Schwerpunkte
Der
Bestand stellt vor allem deshalb eine so erfreuliche
Erweiterung der übrigen Heylschen Nachlassbestände
dar, weil hier eine Fülle von Querverbindungen zu
anderen Teilen der Familienunterlagen bestehen. Vor
allem Ludwig v. Heyl jun. (1920-2010) hatte in
größerem Umfang persönliche Papiere (u.a.
Korrespondenzen seit den 1930er Jahren bis zu seinem
Ableben, auch ältere Familienfotos einschl.
Daguerrotypien bis zurück in das Jahr 1845) an
seinem Wohnort in der Schweiz gelagert, die jetzt
zusammen mit den bereits verzeichneten Unterlagen
(Abt. 185, 186, 1801/1) genutzt werden können. Die
Verzahnungen mit anderen Familienarchiv-Beständen
sind eng. Die erarbeitete Klassifikation versucht,
den unterschiedlichen Bestandsteilen Rechnung zu
tragen. Im Mittelpunkt steht Korrespondenz der
beiden Wohnberechtigten Ludwig v. Heyl (sen.,
1886-1962) und vor allem seines Sohnes Ludwig v.
Heyl (jun., ‚Lu') aus der Zeit zwischen den 1920er
Jahren und der Zeit kurz nach 2000.
Inhaltlich spiegelt der Bestand zahlreiche
familiäre und Firmenaspekte der Familie von Heyl
wieder, da in Pfauenmoos Unterlagen großer
thematischer Vielfalt lagerten, ein Abbild dieser
Schwerpunkte ist die erarbeitete
Klassifikation.
Zu nennen sind aus der
Überlieferung Ludwig v. Heyls (sen., 1886-1962) vor
allem Korrespondenzen zwischen den 1920er Jahren und
seinem Ableben, u.a. mit Schweizer Persönlichkeiten
wie dem zeitweiligen Bundespräsidenten und
Stiftungsratsvorsitzenden Dr. Thomas Holenstein.
Dazu kommen Unterlagen über die nach 1946 für Worms
aktivierte karitativ-kirchliche Schweizer Hilfe
(u.a. Korr. mit Pfr. Buff) sowie innerfamiliärer und
auch firmenbezogenener Briefwechsel.
Einen besonderen Schwerpunkt markieren die
umfangreichen Korrespondenzen seines Sohnes Ludwig
v. Heyl (jun., 1920-2010), unter anderem der
Briefwechsel aus den Kriegsjahren,
Familienschriftverkehr, werksbezogene Briefe (Fa.
Heyl-Liebenau bis zur Liquidierung 1974) und
Materialien, Unterlagen zu seiner nach 1951 starken
Verbundenheit mit den Bayreuther Festspielen und
seinen gesellschaftlichen Aktivitäten in
Vereinigungen wie Rotary-Clubs,
Interessenvertretungen der Lederindustrie,
Traditionsverbänden (Militaria) u.a. Auf all diesen
Feldern bestehen enge Verzahnungen mit den in Abt.
185 bereits vorhandenen Unterlagen, weshalb bei
einer Beschäftigung mit diesen Themengebieten beide
Bestände parallel zu nutzen sind.
Hinzu
kommen ältere Unterlagen zu Pfauenmoos aus der Zeit
seit ca. 1880, eine Plansammlung, Fotos und
vermischtes Material sowie persönliche Unterlagen
von Gisela von Heyl, vor allem familiärer
Briefwechsel aus der Zeit zwischen ca. 1970 und 2000
(für die Nutzung gesperrt, s.u.).
Die
Fotografien wurden in einem eigenen, 36
Verzeichnungseinheiten umfassenden Teilbestand 189_F
verzeichnet. Unter diesen sind neben den bis 1845
zurückreichenden Familienbildern auch Diaserien der
1970er Jahre zum Abriss des Majorshofs und des
Werkes Liebenau hervorzuheben.
4. Nutzung
und rechtliche Fragen
Ungeachtet der
Tatsache, dass die Unterlagen nach dem Abschluss des
Schenkungsvertrages in das Eigentum der Stadt Worms
übergegangen sind, wurden für gut 20
Verzeichnungseinheiten Sperrfristen für die
Benutzung festgelegt, da dort in besonderer Weise
privat-persönliche Belange Ludwig v. Heyls und
seiner Frau Gisela berührt sind.
Davon
abgesehen bestehen keine
Nutzungsbeschränkungen.
5. Literatur (zum
Gebäude)
- Ferdinand Werner, Von
Wohnhäusern, Landsitzen und Villen, in: Die Wormser
Industriellenfamilie von Heyl. Öffentliches und
privates Wirken zwischen Bürgertum und Adel, hg. v.
Gerold Bönnen u. Ferdinand Werner, Worms 2010, S.
187-311 (Registereinträge S. 533)
-
Geschichte von Pfauenmoos und Gemeinde Berg, der
Steinerburg und Gemeinde Steinach, gewidmet den
Gästen am 80. Geburtstag von S. Exzellenz dem
Freiherrn v. Heyl [1923], gedr. 15 S.
Worms, im Januar 2013
Dr. Gerold
Bönnen, Leiter des Stadtarchivs Worms
Zitierhinweis:
Abt. 189
Erschließungszustand, Umfang: Augias-Datei (Verz.
8/2012-1/2013)
- Bestandssignatur
-
Stadtarchiv Worms, 189
- Kontext
-
Stadtarchiv Worms (Archivtektonik) >> Familienarchive/Nachlässe von Heyl
- Bestandslaufzeit
-
1857 - 2007
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- Letzte Aktualisierung
-
15.12.2023, 14:57 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1857 - 2007