Bestand

Schriftgutsplitter der NS-Zeit (NS-Mischbestand) (Bestand)

Enthält: NSDAP, Kreis Bremen: Kreisleitung, insbesondere parteistatistische Erhebungen 1935-1939, Korrespondenz 1934-1936, Mitgliederschulung 1941, Kriegsaufgaben 1940-1945 - Einzelne Ämter, insbesondere Kreisorganisationsamt 1936-1941, Kreispropagandaamt 1939-1943, Kreisamt für Handwerk und Handel (bis 1935 NS-Handwerks- und Gewerbe-Organisation) 1933-1944, Kreisgericht 1931-1941 - Einzelne Ortsgruppen 1933-1945 - Sturmabteilung (SA): Gruppe Nordsee, insbesondere Korrespondenz 1932-1942 - Sturmbann III/75, insbesondere Mitgliederunterlagen 1933-1936, Korrespondenz 1935-1939 - Schutzstaffel (SS): Abschnitt XIV, insbesondere Mitgliederunterlagen 1933-1944, Korrespondenz 1934-1941 - Standarte 88, insbesondere Mitgliederunterlagen 1934-1939, Korrespondenz 1935-1938 - Reiterstandarte 9, insbesondere Mitgliederunterlagen 1933-1944 - Kraftfahrkorps (NSKK): Motorstandarte 62, insbesondere Mitgliederunterlagen 1933-1945 - Deutsche Arbeitsfront (DAF): Ortsgruppe Gröpelingen 1935-1942 - Sozial-Gewerk Bremer Handwerker, seit 1944 - Sozial-Gewerk der DAF des Kreises Bremen, 1939-1944 - Vereinzelte Schriftgutsplitter weiterer Organisationen und Einzelpersonen

Geschichte des Bestandsbildners: Die erste Ortsgruppe der NSDAP in Bremen wurde 1922 gegründet. 1932 erhielt die Stadt eine Kreisleitung, die der Gauleitung Weser-Ems mit dem Sitz in Oldenburg unterstellt war. Nach der Eingliederung der preußischen Gemeinden Lesum, Grohn, Schönebeck, Aumund, Blumenthal und Farge 1939 war für diesen Raum und Vegesack die Kreisleitung Bremen-Lesum zuständig. In Bremerhaven entstand 1922 die erste Ortsgruppe an der Unterweser. 1933 gehörte die Stadt zum Kreis Wesermünde der NSDAP, der der Gauleitung Ost-Hannover unterstellt war. 1945 wurde das Schriftgut der Partei, ihrer Gliederungen und der angeschlossenen Verbände weitgehend vernichtet. Reste zogen die US-Besatzungsmacht und der Senator für politische Befreiung an sich.
Gelegentlich wurden während der Entnazifizierung Personalunterlagen bis 1948 ergänzt. Nach Zugang weiterer Unterlagen aus dem Bundesarchiv wurde der Bestand formiert, er enthält Akten aus 98 verschiedenen Provenienzen. Er dokumentiert die Rolle der nationalsozialistischen Organisationen in Bremen nur sehr lückenhaft.

Bestandsgeschichte: Im Februar 1959 hat das Bundesarchiv Koblenz eine erste umfangreiche Schriftgutabgabe aus dem amerikanischen Document Center Berlin übernommen. Es handelte sich um Schriftgut, das von der amerikanischen Besatzungsmacht nach Kriegsende bei den verschiedenen NS-Dienststellen beschlagnahmt und im Document Center Berlin aufgelistet und ausgewertet worden war. Nach und nach wurde dieses Schriftgut vom Bundesarchiv an die zuständigen Staatsarchive weitergeleitet. Das Staatsarchiv Bremen erhielt in den Jahren 1959 und 1960 lediglich einige NS-Karteikarten. 1962 erhielt das Bundesarchiv eine Schriftgutsammlung mit der Bezeichnung "Parteikorrespondenz Gau Weser-Ems" aus dem Document Center Berlin. Dieses war zuvor im Nationalarchiv Washington zusammengestellt und vor Übergabe and das Bundesarchiv verfilmt worden (Mikro-Film-Guide Nr. 3, 20 und 35). Dem Bundesarchiv wurde von alliierter Seite die Verpflichtung auferlegt, die zurückgeführten deutschen Akten sofort der Benutzung zuzuführen. Diese Offenhaltungs-Verpflichtung enthielt ferner die Empfehlung, Kassationen sorgfältig zu begründen und die amerikanischen EAP-Signaturen beizubehalten. Der sogenannte NS-Mischbestand im Bundesarchiv setzte sich aus Provenienzen zahlreicher NS-Dienststellen aller Ebenen, vermischt mit Schriftgut staatlicher und privater Herkunft zusammen. U. a. handelt es sich um Provenienzen aus dem Gaubereich Weser-Ems und Ost-Hannover, die entweder ihren Sitz in Bremen hatten oder lediglich lokale Zuständigkeit für Bremen und das ehemalige Wesermünde besaßen. Die Staatsarchive Oldenburg und Hannover hätten nach dem Belegenheitsprinzip zum Teil als zuständige Empfängerarchive angesehen werden müssen. Beide Archive haben sich einverstanden erklärt, das Material an das Staatsarchiv Bremen geben zu lassen, was in einer größeren Lieferung im März 1970 geschah. Bis 1982 wurde der Bestand durch weitere kleinere Ablieferungen ergänzt.

Bestandsgeschichte: Im Zuge der Vorarbeiten zur Beständeübersicht des Staatsarchivs Bremen (1982 erschienen) wurde im Jahre 1979 der bis dahin sogenannte Bestand N1/74 an die Abteilung Nichtamtliches Schriftgut übergeben. Er erhielt die Bestandsbezeichnung 7,1066 - Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Beständekartei) bzw. Nationalsozialistische Organisationen in Bremen (Beständeübersicht). Bis zu meinem Sachgebietswechsel in die Benutzerberatung im Mai 1981 war lediglich das Schriftgut der NSDAP verzeichnet worden. Erst im Jahre 1988 konnte die Arbeit wieder aufgenommen und fast abgeschlossen werden. Ergänzt wurde das Schriftgut durch die Gruppe XXIII. aus dem Bestand 4,66 Senator für politische Befreiung (vgl. Beständeübersicht S. 96). Hierbei handelt es sich ebenfalls um von der Militärregierung beschlagnahmte Akten, die auch mit sogenannten D-Signaturen des Document Centers versehen waren. Unberücksichtigt blieb das Wesermünde bzw. Bremerhaven betreffende Schriftgut. Dieses wurde im Jahre 1992 an das Stadtarchiv Bremerhaven abgegeben.
Die Akten "Werkluftschutz" unter der Altsignatur 4,66-XXIII.2.h. wurden abgetrennt und zu einem neuen Bestand formiert unter der Bestandsnummer 6,36 Reichsgruppe Industrie-Werkluftschutz-Bezirksstellen Bremen und Unterweser/Unterelbe. Er umfasst nur 39 Verzeichnungseinheiten in insgesamt 6 Kartons.
Bei dem vorliegenden Bestand handelt es sich um eine Zusammenfassung von Registratursplittern bzw. -resten, die im amerikanischen Document Center vereinigt waren. Von Kassationen ist weitgehend abgesehen worden. Lediglich Überstücke oder völlig belangloses Schriftgut ist vernichtet worden, jedoch nur in ganz geringem Umfang.
Die Hauptschwierigkeit beim Verzeichnen war der miserable Zustand der Akten. Durch vielfaches Klammern oder Einzelheftung mit zusätzlichen Büroklammern war der Bestand "aufgebläht". 5500g Metallteile wurden entfernt.

Bestandsgeschichte: Schwierigkeiten bei der Provenienzbestimmung gab es in der Regel nicht. Es war schwierig, eine sinnvolle Gliederung zu finden. Im Gesetz Nr. 2 des Kontrollrats v. 10.10.1945 betr. die Auflösung und Liquidierung der Nazi-Organisationen werden auf der Liste im Anhang 62 Organisationen erwähnt. Im vorliegenden Bestand befinden sich sechs davon, jedoch mit über 70 Unterprovenienzen. eine vollständige Provenienzliste ist deshalb beigefügt. Darüber hinaus enthält der Bestand Schriftgut von diversen Einzelpersonen und auch Schriftgut staatlicher Herkunft.
Die erste Ortsgruppe der NSDAP in Bremen wurde 1922 gegründet. 1932 erhielt die Stadt eine Kreisleitung, die der Gauleitung Weser-Ems mit dem Sitz in Oldenburg unterstellt war. Eine Übersicht über die NSDAP-Kreisleitung Bremen, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände erhält man an vollständigsten durch einen Blick in das Adreßbuch von 1942 (siehe Anlage). Vergleicht man diese Übersicht mit vorliegendem Bestandsverzeichnis, so fällt auf, dass die Rolle der NSDAP nur äußerst lückenhaft dokumentiert ist. Sitz der Kreisleitung Bremen war Hollerallee 79 (heutiges Standesamt), wo z. B. auch die Parteigerichtsverfahren stattfanden. Vorliegendes Schriftgut enthält zwar Material des Untersuchungs- und Schlichtungsausschusses (Uschla) der Partei, jedoch keine Urteile.
Quasi nebenan, Hollerallee 75, residierte die SA. In dem hier vorliegenden Schriftgut ist fas ausschließlich Schriftgut des Sturmbann III der SA-Standarte 75 (Kohlhökerstr. 61), die im Johann-Gossel-Haus, Buntentorsteinweg 95 untergebracht war.
Das Schriftgut des SS-Abschnitts XIV, Schwachhauser Heerstr. 240, ist überwiegend personenbezogen. Hierbei handelt es sich überwiegend um Stammrollen.

Bestandsgeschichte: Das Amt für Handel und Handwerk war in der Sparkasse am Brill untergebracht, dessen Leiter Gerhard von Hagel war. Strenggenommen handelt es sich um eine Privatregistratur mit partei- bzw. amtlicher Funktion. Dieses Schriftgut darf nicht verwechselt werden mit dem Schriftgut der Deutschen Arbeitsfront, dessen Kreisverwaltung im Wilhelm-Decker-Haus, Nordstr. 45 ihren Sitz hatte. Dieser Kreisverwaltung war auch die Kreisbetriebsgemeinschaft "Handel" angeschlossen mit dem am 5.12.1939 gegründeten Sozialgewerk Bremer Handwerker eGmbH.
Auf die Beschreibungen weiterer NS-Organisationen möchte ich an dieser Stelle verzichten. Die Einbeziehung staatlicher Provenienzen, wie z. B. Wehrmachtskommandantur oder Polizeiverwaltung und privater Nachlasssplitter in den Bestand rechtfertigt sich aus dem Ablieferungszusammenhang mit dem von den Amerikanern beschlagnahmten NS-Schriftgut. Umfangmäßig und auch inhaltlich ist dieses Schriftgut ziemlich irrelevant. Alle wichtigen Einzelfälle oder abweichenden Dokumentationswerte wurden bei der Verzeichnung durch Enthältvermerke ausgeworfen. Die Ausdatierung ist v.a. bei kurzen Laufzeiten durch Monatsangaben ergänzt worden.
Dem Verzeichnis wurde eine umfangreiche Konkordanz beigegeben. Sie enthält die provisorische Verzeichnisnummer, die Document Center Signaturen und die Registratursignaturen aus 4,66 (Senator für politische Befreiung). Dieses war nötig, weil der Bestand schon des öfteren benutzt wurde und je nach Bearbeitungsstand in diversen Veröffentlichungen unterschiedlich zitiert wurde. Gelegentlich wurden auch interne Staatsarchivzugangsbuchnummern zitiert, die ebenfalls in der Konkordanz mit berücksichtigt werden mussten.
Insgesamt umfaßt der Bestand 427 Verzeichnungseinheiten, bzw. 7 m Schriftgut. Es wird angestrebt, ihn zu lumbecken. Obwohl in Archivmappen fest verschnürt, sollten die Archivalien bei der Benutzung mit äußerster Sorgfalt behandelt werden.

Bestandssignatur
Staatsarchiv Bremen, 7.1066
Umfang
7

Kontext
Staatsarchiv Bremen (Archivtektonik) >> Gliederung >> 7. Nichtamtliche Überlieferung >> 7.2. Vereine, Verbände, Stiftungen, Parteien >> 7.2.1. Parteien, politische Vereinigungen und Initiativen

Bestandslaufzeit
1908-1946

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
07.10.2024, 12:36 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Staatsarchiv Bremen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1908-1946

Ähnliche Objekte (12)