Archivbestand

Meer, Akten AA 0413 (Bestand)

Besitzrechte, Finanzen

Form und Inhalt: Meer

Gemeinde Büderich, Kreis Grevenbroich. (Adlige) Prämonstratenserinnen, 1166-1802

Das Kloster Meer ist aus einem Schloss der Gräfin Hildegunde von Ahr entstanden. Hildegunde war die Tochter des Grafen Hermann von Lindberg und der Gräfin Hadewig von Meer. Ihr Gatte war der Graf Lothar von Ahr (Are), mit welchem sie zwei Söhne Theoderich und Hermann, sowie eine Tochter Hadewig hatte. Lothar starb in den fünfziger Jahres des 12. Jahrhunderts. Der ältere Sohn desselben, Theoderich starb in jungen Jahren. Er soll auf einer Herrschaft des Kaisers Friedrichs II. nach Italien geblieben sein. Der zweite Sohn Hermann wurde Mönch und später Abt zu Kappenberg, die Tochter Hadewig Nonne zu Dünnwald und nach dem Tode der Mutter Vorsteherin des Klosters Meer. Diese Umstände veranlassten auch Hildegunde, sich und ihre Güter dem göttlichen Dienst zu widmen. Sie bestimmte das Schloss Meer, welches ihr in einer Erbteilung mit ihrer Schwester Elisabeth von Randerath im Jahr 1166 nebst vielen anderen Gütern zugefallen war, zur Stiftung eines Klosters. Mit Genehmigung ihres Sohnes Hermann schenkte sie an demselben Tage, an welchem ihr das Schloss Meer zugewiesen war, das letztere der kölnischen Kirche zur Errichtung eines Klosters. Dasselbe sollte nach dem Willen der Stifterin und nach dem Einverständnisse des Erzbischofs Reinold von Köln dem einige Jahrzehnte vorher auf Grundlage der Augustinerregel gestifteten Prämonstratenserorden sich anschließen und der geistlichen Aufsicht des Abts von Steinfelden unterstellt werden. Im Jahr 1178 erfolgte die Bestätigung der Stiftung von Seiten des Papstes Alexander III..Zur Ausstattung des Klosters hatte die Gräfin demselben ihre Erbgüter zu Büderich, Linfeld, Barmen, Seist (Nierst), Walscheid, Königswinter, Waldorf und Immekeppel an der Sülz geschenkt. Einen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Urkunde zählt den Güterbesitz des Klosters auf. Derselben zu Folge besitzt das Kloster damals die zwei Wälder Forst und Bredelo und das Nutzrecht des mit dem Hof Turren verbundenen Waldes sowie des Büdericher Waldes, ferner 17 Benefizien mit zusammen 510 Morgen Land zu Seist (Nierst), den dritten Teil der Gerichtsbarkeit zu Loeh, Loe und Issel, die Fischereigerechtsame zu Weldungen, endlich einen Hof zu Krefeld mit 30 Mansen oder 900 Morgen und den beiden Waldungen Buschforst und Eichforst. Über die Kirche zu Immekeppel und Walscheid besaß das Kloster das Patronatsrecht. Im Jahre 1259 erhielt es auch durch Schenkung des Grafen Theoderich von Mörs das Patronat der Kirche zu Krefeld. Doch fanden in Betreff des letzteren späterhin noch längere streitige Verhandlungen mit den Grafen von Mörs statt. Durch Kauf und Schenkung wurde im Laufe der Zeit der Güterbesitz des Klosters noch vermehrt. Das Kloster war von Anfang an vorzugsweise für die Aufnahme adeliger Damen bestimmt. An der Spitze desselben stand ein Prior, der aus den Konventualen der Abtei Steinfelden erwählt wurde. Dem Konvent der Schwestern stand eine Meisterin vor. Nur vereinzelt und irrtümlich wird in späterer Zeit die letztere als eine Äbtissin bezeichnet (Vergl. Nr. 225 u. 311, 313). Seit dem Jahr 1403 wird neben dem Prior und der Meisterin auch eine Priorin aufgeführt. Die Zahl der Konventsschwestern war durch einen Beschluss des Konvents und durch eine Bulle des Papstes Honorius III. auf 40 festgesetzt. Wiederholt musste dem Konvent die Überschreitung dieser Maximalzahl untersagt werden. Mit dem Kloster war schon im Jahr 1228 ein Armenhospital verbunden. Die Gebäulichkeiten wurden im Jahre 1323 durch die Meisterin Agnes von Schönenberg verbessert. Dieselbe ließ den Chor der Kirche mit Fenstern durchbrechen und die letzteren mit Glasgemälden schmücken. Während des truchsessischen Krieges, wahrscheinlich gleichzeitig mit der im Jahr 1584 erfolgten Zerstörung der Stadt Krefeld wurde auch das Kloster Meer zerstört. Ein Teil der Konventschwestern verließ das Kloster. Erst im Jahr 1593 wurde durch die Neuwahl einer Meisterin wieder einige Ordnung in die verwirrten Verhältnisse gebracht. Der Güterbesitz des Klosters hatte in diesen Jahren großen Schaden erlitten, welcher nur durch die Vermittlung der kurfürstlich-kölnischen Regierung einigermaßen wieder ersetzt werden konnte. Aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges sind keine Urkunden vorhanden, so dass über die Schicksale des Klosters in diesen Zeiträumen keine urkundlichen Nachrichten vorliegen. Jedoch läßt ein Aktenheft aus den Jahren 1616-1634, welches Verhandlungen über 4 aus dem Kloster nach Krefeld und Mörs entwichenen Schwestern enthält, erkennen, dass die Disziplin des Konvents in diesem Zeitraum sehr erschüttert war. Die damaligen Kriegsunruhen veranlassten die Meisterin Agnes von Sintzig im Jahr 1646 von den noch vorhandenen Urkunden des Klosters Abschriften anfertigen und dieselben in einem Kopiarium zusammenstellen zu lassen, um bei einer etwaigen Vernichtung des Archivs nicht auf die Nachweise für den Besitzstand des Klosters zu verlieren. In dem Vorwort zu dem noch vorhandenen Kopiarium wird dieser Zweck als der Entstehungsgrund des letzteren bezeichnet. Nach der Beendigung des Krieges entstandenen Zwistigkeiten zwischen der kurfürstlichen Regierung und dem Kloster, indem der Amtmann zu Linn seine Jurisdiktion auch über die dem Kloster von Alters her gehörige Unterherrlichkeit Nierst ausdehnen wollte. Der Kurfürst Maximilian Heinrich entschied diese Streitfrage aber im Jahr 1664 zu Gunsten des Klosters. Doch zogen sich die Verhandlungen über die Grenzen zwischen der genannten Unterherrlichkeit und den Nachbargemeinden noch über lange Jahre hinaus. Mit dem Jahre 1749 schließen die Urkunden des Klosters ab. Eine eingehende Darstellung der Geschichte des Klosters gibt die kleine Schrift "das adelige Frauenkloster Meer bei Neuß" von Dr. H. Keussen 1866, Krefeld, Kleinsche Officin.

Reference number of holding
AA 0413 121.52.03
Extent
23 Einheiten
Language of the material
German

Context
Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland (Archivtektonik) >> 1. Behörden und Bestände vor 1816 >> 1.2. Geistliche Institute >> 1.2.4. M - N >> 1.2.4.13. Meer
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In der Deutschen STB Berlin Ms. boruss. in 4° 233) Totenbuch 1675
Zur Ergänzung s. insbes. Steinfeld 54
/1) betr. Wahlen der Oberinnen 1624-1778; /2) Materialien zur Geschichte; /3) Besitzungen insbes. im Bergischen (Wahlscheid u. Immekeppel) 1497 ff. s. auch 29; Wüstorfer Hof zu Königswinter 1660; Xantener Kurmuten 17. Jh.; desgl. Kurmutgüter von St. Gereon 1661; Fischerreirecht; Wanheimerhof zu Büderich 1759; /4) Kirche und Zehnt zu Krefeld 1248-1774; betr. u.a. Einführung der Reformation, Bericht des Pfarrers Schue (Zs. Berg. Geschichtsverein 36, 1903, 88 ff.; Buschbell (Heinzelmann) 1, 70 ff.), Neubau der kath. Kirche 1743 ff.; Kurköln, Geistliche Sachen 438a: Betr. 4 aus dem Kloster entwichene Konventualinnen 1616-1639
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Nr. 1: Literalien des 17. Jhs. enthaltend einen Katalog der Oberin des Klosters Meer sowie einen Katalog der Äbte von Steinfeld, eine geschichtliche Abhandlung über die Gründung des Klosters Meer sowie Prozessakten mit Urkundenabschriften über die Grundstücke des Klosters zu Immekeppel siehe Steinfeld Nr. 54/2
Nr. 2 Schriftstücke betreffend die Wahlen der Oberinnen des Klosters Meer aus den Jahren 1624-1778 siehe Steinfeld Nr. 54/1

Date of creation of holding
1470-1809

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05.11.2025, 1:59 PM CET

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  • Bestand

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  • 1470-1809

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