Bestand

Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH Bremerhaven (Bestand)

Geschichte des Bestandsbildners: Im 19. Jahrhundert war die Fischwirtschaft ein aufstrebender Erwerbzweig, auch an der Geestemündung. 1885 nahm der Geestemünder Reeder F. Busse die Dampfhochseefischerei auf, die Fische wurden am Südufer der Geeste umgeschlagen und seit 1888 mit Hilfe eines Auktionssystems verkauft.
Wegen des gestiegenen Bedarfs wurde der Fischereihafen Geestemünde durch das Königreich Preußen nach fünfjähriger Bauzeit 1896 errichtet, und die ansässigen Fischdampferreedereien und Großhandelsfirmen sowie die örtliche fischverarbeitende Industrie gründeten die zugehörige Fischereihafen-Betriebsgenossenschaft. Der Genossenschaft wurde durch einen Vertrag mit dem Königreich Preußen der Entladungs- und Versteigerungsbetrieb im Hafen übertragen. Die Wasserbauverwaltung beim Regierungspräsidenten in Stade sowie die Ortsbehörden beaufsichtigten die Fischerei an der Geeste und verwalteten den Fischereihafen. 1919 wurde zudem die Fa. Wachdienst für den Fischereihafen GmbH gegründet.
Der Fischereihafen war in seiner ursprünglichen Form ein offener Hafen mit eigenem Bahnhof. Ab 1921 wurde das Hafengebiet durch eine Verlegung des Lunedeichs durch ein zweites Hafenbecken erheblich erweitert. 1925 wurde die Doppelschleuse übergeben, 1929 waren alle Ausbauarbeiten abgeschlossen.

Geschichte des Bestandsbildners: 1930 schlossen die Freie Hansestadt Bremen und der Freistaat Preußen einen Staatsvertrag der neben anderen Dingen auch das Ziel verfolgte, den Fischereihafen in Wesermünde (1924 schlossen sich Lehe und Geestemünde zusammen, die neue Stadt nannte sich Wesermünde) und die Fischerei im Alten Hafen von Bremerhaven zu vereinigen (Vertrag abgedruckt in: Preußische Gesetzsammlung, Nr. 27 (1930), S. 221ff.). Nach diesem Vertrag wurde eine Fischereihafen Wesermünde/Bremerhaven GmbH zur Hafenverwaltung gegründet, der die fischwirtschaftlichen Landanlagen der Länder Preußen und Bremen sowie der Stadt Bremerhaven zur Verwaltung, Betriebsführung, Vermietung und Verpachtung überlassen wurden, die aber auch für den Unterhalt der Anlagen sorgen musste. Die Genossenschaft betrieb als eine Marktverwaltung weiter das Versteigerungsgeschäft, jetzt auch in Bremerhaven. In staatliche Zuständigkeit fiel der Unterhalt von Kajen, Schleusen, Wasserflächen usw.
1933 wurde die Genossenschaft umgewandelt in die Seefischmarkt AG, die das Versteigerungsgeschäft betrieb. Der preußische Staat nahm eine Mehrheitsbeteiligung an dieser Aktiengesellschaft in Anspruch. Die Stadt Bremerhaven wurde 1939 nach Preußen und 1940 in Wesermünde eingegliedert, die Freie Hansestadt Bremen schied als Aktionärin aus. Nachdem das Land Preußen 1941 alleiniger Aktionär der Seefischmarkt AG geworden war, wurden 1942 beide Gesellschaften zur Seefischmarkt GmbH verschmolzen, die mit dem Land Preußen einen Betriebsüberlassungsvertrag schloss. Dieser übertrug die Nutzung der fischwirtschaftlichen Landanlagen auf die Gesellschaft; als öffentlich-rechtliches Aufgabengebiet verblieben Verwaltung, Unterhalt und Erneuerung der eigentlichen Hafenanlagen.

Geschichte des Bestandsbildners: Mit der Auflösung des Landes Preußen 1947 wurde die Freie Hansestadt Bremen zunächst Treuhänderin, später Eigentümerin der Gesellschaft. Diese firmiert seit 1949 als Fischereihafen-Betriebsgesellschaft (FBG). Seit den 1960er Jahren entwickelte sich der Fischereihafen weg von einem Spezialumschlagplatz zu einem Mehrzweck-, Werft- und Industriehafen. So wurde in den 1980er Jahren der Labradorhafen angeschlossen. Ab 1988 firmierte die Gesellschaft für einige Jahre als Fischereihafen-Betriebs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (FBEG).

Bestandsgeschichte: 2015 erfolgte eine Bewertung der Unterlagen in den Räumen der FBG, im März 2016 wurde das Material in das StAB gebracht. Dieses lässt sich in vier Gruppen einteilen:
a) Älteste Registraturschicht: Diese geht auf von staatlichen Behörden übernommene Unterlagen zurück, im Wesentlichen aus der Provenienz des Wasserbauamts Geestemünde. Wenn die Vorgänge nach 1930 nicht inhaltlich weiterbearbeitet wurden, wurden sie zum Wasserbauamt Geestemünde zurücksortiert (StAB 6,31).
b) Vorformierte Sammlung älteren Schriftguts: Vermutlich handelt es sich um die Auslese aus einer größeren Schriftgutmenge. Die damaligen Auswahlkriterien sind ebenso unklar wie die Ordnung, nach der diese Sammlung formiert wurde. Auch zeigten sich bereits erste Überlieferungsverluste. Von den Korrespondenzakten sowie dem Sammlungsgut wurden die Vorgänge als archivwürdig bewertet, die nennenswerte Aussagen über den Geschäftsbetrieb der FBG machen. Als historisch wertvoll wurde zudem Schriftwechsel und Material zu Unternehmen der Fischwirtschaft sowie zu Aspekten der Fischereipolitik eingeschätzt. Als kassabel erschien alltäglicher Schriftverkehr, Drucksachen von Bundesbehörden usw.

Bestandsgeschichte: c) Jüngere Schicht von Unterlagen der Altregistratur: In Auswahl wurden Serien zu Zeitungausschnitten und zu Besichtigungen des Hafens als archivwürdig bewertet. Die Überlieferung zur Werbetätigkeit wurde auf Veranstaltungen in Bremen oder Bremerhaven sowie auf Veranstaltungen mit politischer Relevanz und auf Schriftgut zum Trägerverein dieser Werbetätigkeit konzentriert. Eine Serie mit kleinteiligen statistischen Angaben erschien kassabel.
d) Protokoll- und Korrespondenzserien der Führungsgremien: Die zahlreichen Serien überschnitten sich z.T. erheblich, so dass eine Serie mit Vorlagen und eine Serie mit Protokollen als Leitserien überliefert wurden. Aus dem übrigen Material wurden Einzelbände ausgewählt, um Überlieferungslücken der Leitserien zu schließen.
Bei der FBG verbleibt die Fotosammlung. Eine lückenlose Serie der Geschäftsberichte der FBG konnte ebenso wenig ermittelt werden wie Drucksachen des Werbedienstes oder des Wachdienstes der FBG, die in der Literatur zitiert werden.
Im Frühjahr 2017 erfolgte eine weitere Ablieferung.

Reference number of holding
7.2149

Context
Staatsarchiv Bremen (Archivtektonik) >> Gliederung >> 7. Nichtamtliche Überlieferung >> 7.3. Wirtschaftsarchive >> 7.3.1. Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Related materials
Literatur: Einfluß des Fischereihafens in Geestemünde auf die Hebung der staatlichen Steuer-Einnahmen aus dem Stadtbezirk Geestemünde, Geestemünde 1918. Geschäftsberichte der FBG 1930ff. Jahresberichte und Statistik der FBG. Der Fischereihafen Wesermünde, Wesermünde [1928]. Bremerhaven, der führende Fischereihafen des Kontinents, Bremerhaven [ca. 1958]. 75 Jahre Seefischmarkt Bremerhaven, Bremerhaven [ca. 1971]. Günther Rohdenburg: Hochseefischerei an der Unterweser, Bremen 1975. Heinrich Flügel: Der Fischereihafen in Bremerhaven und seine weitere Entwicklung, in: Jahrbuch der Hafenbautechnischen Gesellschaft, Bd. 38 (1981), S. 81-97. Wilfried Brandes: Seefischhandel in Bremerhaven, in: Bremen. Handelsstadt am Fluß, Bremen 1995, S. 360-364. 100 Jahre Fischereihafen Bremerhaven, Bremerhaven 1996 [mit zahlreichen bibliographischen Hinweisen]. Wilfried Brandes: Fischauktion. Geschichten rund um die Seefischversteigerung in Bremerhaven, Bremen 2000. Dirk J. Peters: Ein Jahrhundertbauwerk im Wandel. 75 Jahre Fischereihafen-Doppelschleuse Bremerhaven (1925 - 2000), in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern, Bd. 80 (2002), S. 139-158. Ingo Heidbrink u.a.: …und heute gibt es Fisch! 100 Jahre Fischindustrie und Fischgroßhandel in Schlaglichtern, Bremen 2003. Ingo Heidbrink: "Deutschlands einzige Kolonie ist das Meer!". Die deutsche Hochseefischerei und die Fischereikonflikte des 20. Jahrhunderts, Bremerhaven 2004. 111 Jahre Fischereihafen Bremerhaven, Bremerhaven 2007. Uwe Schwartz: Denkmale im Fischereihafen Bremerhaven, in: Denkmalpflege in Bremen, Bd. 7 (2010), S. 22-38.

Date of creation of holding
1896-2002

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Last update
30.06.2025, 11:55 AM CEST

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  • Bestand

Time of origin

  • 1896-2002

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