Bestand
Pfarrarchiv Weisendorf (Bestand)
Vorwort: Findmittel: Das Pfarrarchiv ist durch ein Findbuch aus dem Jahr 2022 erschlossen.
Gründung und Umfang der Pfarrei
Weisendorf wurde in der Urkunde des Ritters Heinrich von Berg vom 9. September 1288 anläßlich eines Gütertausches zum ersten Male erwähnt. Das Dorf mit seiner kleinen Filialkirche gehörte ursprünglich zur Pfarrei Büchenbach. Von dieser trennte es der Dompropst zu Bamberg, Gerhard von Schwarzburg, 1358 ab und erhob die Kapelle in Weisendorf zur eigenständigen Pfarrei. Vermutlich wurde die kleine, wohl romanische Kirche dem hl. Ägidius geweiht und durch einen gleichnamigen Nachfahren jenes Heinrich von Berg mit einem Kirchhof und zugehörigen Äckern dotiert. Weisendorf unterstand der Patronatsherrschaft der Baroberger Dompropstei in Büchenbach, wohin auch der Zehent für das Lehen entrichtet werden mußte. Ein Drittel dieses Zehent standjedoch dem Weisendorfer Pfarrer zu.
Um 1429 belehnte der Bischof von Bamberg die Freiherren von Seckendorff-Nold mit dem Rittergut Weisendorf. Gemäß der Bamberger Lehensurkunde vom 23. November 1438 erbte Arnold Freiherr von Seckendorff-Nold das Weisendorfer Lehen. Vermutlich er oder ein Nachkomme von ihm erbaute anstelle einer einfachen, kleinen eine wehrhafte, gotische Chorturmkirche. Im Jahre 1539 führte Friedrich Joachim Freiherr von Seckendorff in
Weisendorf die protestantische Konfession ein. Zugleich damit ordnete er die Rechtsverhältnisse neu: das Patronatsrecht und den Dorfzehent übernahm er als Rittergutsbesitzer für alle seine Nachfolger. Das Zehentdrittel für den nunmehr evangelischen Pfarrer blieb jedoch unangetastet. Nach mehrfachem Besitzerwechsel erwarb 1689 Hans Georg Freiherr von Lauter das Rittergut. Mit ihm hatte nach ungefähr 150 Jahren zum ersten Mal wieder ein Katholik das Patronat Weisendorf inne. Er baute 1698 das alte Wasserschloß in eine barocke Vierseitanlage mit Ecktürmen um. Da er akzeptieren mußte, daß die Pfarrkirche Eigentum der protestantischen Pfarrei war, beschloß er 1715, in seinem Schlosse eine katholische Kapelle zu errichten. Seine Tochter, Maria Sybilla Freifrau von Hanstein, erfüllte seinen Wunsch und richtete 1725 eine kleine, bescheidene Schloßkapelle St. Joseph im Obergeschoß des Schlosses ein. 1747 gab es bereits 46 katholische Familien in Weisendorf: die Familie des Schloßherrn, die seines Hofstaates und die seiner Tagelöhner. Für die liturgischen Handlungen und die seelsorgerische Betreuung setzte Freifrau von Hanstein Kapuzinermönche aus Höchstadt a. A. ein. Der fuldische Geheime Rat, Kammerherr und "Obristleutenant" Philipp Wilhelm Freiherr von Bibra, ein Bruder des Fürstbischofs von Fulda, erwarb 1761 das Rittergut Weisendorf. Der neue Eigentümer ließ alsbald die Schloßkapelle derart vergrößern, daß sich diese jetzt über zwei Stockwerke erstreckte. Sie erhielt eine kostbare Rokoko-Ausstattung. Freiherr von Bibra und seine Familie stifteten der Schloßkapelle zudem wertvolle
Meßgewänder, Paramente und vergoldete Kelche. Im Jahre 1767 wurde die inzwischen größer gewordene katholische Gemeinde Weisendorf zwar zur Kuratie erhoben und ein Kurat aus dem Erzbistum Fulda eingesetzt,
aber die katholische Pfarrgemeinde blieb der protestanischen Pfarrei imparochiert, d.h. alle seelsorgerischen Handlungen wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen etc. waren vom protestantischen Pfarrer zu genehmigen und in dessen Kirchenbuch zu registrieren. Nachdem 1811 auch das Rittergut Weisendorf in das Königreich Bayern übergegangen war, versahen weiterhin Kuraten die katholische Kuratie Weisendorf. Sie wohnten ab 1813 nicht mehr im Schloß, sondern zunächst zur Miete bei katholischen Hausbesitzern und ab 1821 im oberen Stockwerk des neu erbauten katholischen Schulhauses, das in den 1970er Jahren abgerissen und durch die Bäckerei Reuthlingshöfer, Hauptstr. 28, ersetzt wurde. Die Pfarrgemeinde schwoll im ersten Quartal des 19. Jahrhunderts stark an und erreichte zusammen mit allen eingepfarrten Ortschaften die Zahl von 496 Seelen.
Seitdem strebten alle Kuraten im Verein mit allen Gemeindegliedern unablässig eine eigene Pfarrei mit einer eigenen katholischen Pfarrkirche in Weisendorf an. Nach vielen vergeblichen Anläufen konnte 1867 endlich ein Bauplatz für die katholische Kirche und für ein Pfarrhaus gekauft werden. Noch im gleichen Jahr wurde das
katholische Pfarrhaus darauf erbaut. Schließlich gelang es Curatus Christian Rath im Jahre 1884 mit dem Bau der neuen, neoromanischen Kirche zu beginnen. Sie wurde am 29. August 1885 als St. Josephskirche eingeweiht. Im Jahre 1899 wurde neben der Kirche eine kleine Lourdesgrotte errichtet.
Am 9. November 1916 erreichte die katholische Pfarrgemeinde Weisendorf ihr seit nunmehr 100 Jahren angestrebtes Ziel, eine selbständige katholische Pfarrei zu werden. Das Erzbischöfliche Ordinariat Bamberg ernannte anfangs 1917 Joseph Hoeckmayr zum ersten katholischen Pfarrer.
Im Jahre 1930 erbaute Pfarrer Ernst Lang westlich neben der Kirche das katholische Schwesternhaus St. Joseph, um einen Kindergarten und eine Pflegestation dort einzurichten. Das Schwesternhaus wurde 1970 in ein Pfarrhaus mit Pfarrerswohnung umgebaut, nachdem daneben neue Kindergartengebäude errichtet worden waren. Das alte Pfarrhaus wurde sodann instandgesetzt und seitdem als Jugendhaus genutzt. Die katholische Pfarrei Weisendorf gehört zur Erzdiözese Bamberg. Zum Sprengel der Pfarrei zählten seit 1811 die Katholiken der Gemeinden Rezelsdorf, Mitteldorf, Sintmann, Sauerheim, Schmiedelberg, Oberlindach, Reinersdorf sowie Weisendorf und die zur bürgerlichen Gemeinde Hammerbach gehörigen Ortschaften Nankendorf und Reuth.
1916 imparochierte das Erzbischöfliche Ordninariat Bamberg die Katholiken Ober- und Unterreichenbachs, weiters die der Ortschaften Tanzenhaid, Käste! , Linden, Sirrtmannsbuch und Arnshöchstädt in die neue Pfarrei Weisendorf.
Liste der Kuraten und Pfarrer von Weisendorf
Vor 1539 Es sind keine Geistlichen der Pfarrei Weisendorf namentlich bekannt.
1539 Friedrich Joachim Freiherr von Seckendorff-Nold führt in Weisendorf die protestantische Konfession ein. Seitdem gibt es keine Katholiken mehr in Weisendorf.
1725 Nicht namentlich genannte Ordensgeistliche aus dem Kapuzinerkloster in Höchstadt a. A. übernehmen die geistliche Betreuung des katholischen Schloßpersonals in der neu erreichteten Schloßkapelle.
1741 Frater C. MA UR/111, Kapuzinerpater, wird als Schloßgeistlicher namentlich genannt.
1763 Pater BASILIUS vom Kapuzinerorden Höchstadt a. A. verwest die katholische Gemeinde und liest regelmäßig Messen in der Schloßkapelle.
1767 bis 1784 Als erster Curatus wurde Georg Lorenz BA YMER oder BAUMLER aus der Diözese Fulda, also aus der Heimat der Freiherren von BIBRA, nach Weisendorf berufen.
1785 bis 1807 Unter dem Patronat der Grafen von Rummerskirch verwesen abermals nicht namentlich genannte Geistliche des Kapuzinerordens Höchstadt a. A. die Kuratie Weisendorf.
1807 bis 1819 Curatus Conrad ZENK
1820 bis 1836 Curatus Marthäus SEIFFER111
1836 bis 1849 Curatus Johann Baptist IGL
1849 bis 1855 Curatus Friedrich SCHAUER
1855 bis 1866 Curatus Conrad GEHR
1866 bis 1875 Curatus Johann FOERST
1875 bis 1883 Curatus Joseph GLÜCKERT
1883 bis 1889 Curatus Christian RA111
1890 bis 1896 Curatus Georg GARJLOFF
1896 bis 1902 Curatus Stephan HECKEL
1902 bis 1913 Curatus Josef MÜLLER
1913 bis 1924 Curatus, ab 1917 Pfarrer Joseph HOECKMAYR
1924 bis 1936 Pfarrer Ernst LANG
1936 bis 1944 Pfarrer Adam HENKEL
1944 bis 1961 Pfarrer Walter UHLEMA YR
1961 bis 1968 Pfarrer Konrad GEBHARDT
1969 bis 1972 Pfarrer Armin MAIDHOF
1972 bis 1996 Pfarrer Adolf KESEBERG
1997 bis 2007 Pfarrer Herwig GÖSSL und Pfarrer James NANGA CHIVEETTIL aus Indien.
Bestandsgeschichte
Nach dem Umzug des Pfarramts in das St. Josephshaus müssen die Akten zunächst
noch im alten Pfarrhof gelegen haben. Erst als 1972 Pfarrer Armin MAIDHOF dem
Priesteramt entsagte und Pfarrer Adolf KESEBERG die Pfarrei übernahm, wurde das Archiv
mitsamt den Akten des Pfarrer MAIDHOF auf dem Dachboden eingelagert und dort höchst
unfachlich aufbewahrt, bis es schließlich vor einigen Jahren völlig ungeordnet in
Archivkartons gepackt in das Erzbischöfliche Archiv Bamberg verbracht wurde. Für die
Verzeichnungsarbeiten im Jahre 2002 wurde es wiederum nach Weisendorf gebracht, um
danach endgültig im Erzbischöflichen Archiv Bamberg sorgfältig aufbewahrt zu werden.
Der Umfang der in das Archiv des Erzbistums Bamberg gebrachten Archivalien belief sich nur auf ca. 7 Regalmeter. Das Pfarrarchiv ist also keineswegs komplett erhalten, es klaffen vielmehr große Lücken im Bestand, vor allem fehlen die meisten Kirchenstiftungsrechnungen. Auch fehlt annähernd ganz der Aktenbestand vor 1811, der sich vermutlich im Familienarchiv der Freiherren von und zu Gutrenberg befinden dürfte. Das Aktenmaterial stammt in der Hauptsache aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die Archivalien sind bis auf wenige Ausnahmen im Pfarramt Weisendorf entstanden. Die Aktenbände sind fast immer ungebunden, lediglich Curatus Johann Baptist IGL ließ die Akten vor 1838 binden.
Die Archivalien des 19. Jahrhunderts weisen teilweise beträchtliche Fraß-, jedoch weniger Feuchtigkeitsschäden auf. Dazu kommt ein hoher Verschmutzungsgrad. Auch das im 20. Jahrhundert entstandene Schriftgut wurde nicht gepflegt und weist ebenfalls Schäden auf, die insbesondere auf eine unachgemäße Lagerung zurückzuführen sind. Ende des Jahres 2001 begannen die Ordnungs- und Verzeichnisarbeiten.
Quellen und Literaturhinweise
Archiv des evang.-luth. Archivs Nümberg
Rep. Evang.-Luth.Pfarramt, Weisendorf.
Staatsarchiv Bamberg Rep. A/95 F 283 Nr.229, Rep. B/76 XIII Nr. 21.
Archiv der Familie von und zu Guttenberg, Würzburg.
Archiv der Familie von Seckendorff, Obernzenn.
BECK, Friedrich, HENNING, Eckart [Hg.]: Die archivalischen Quellen - Eine Einführung
in ihre Benutzung. Weimar 1994.
BISCHOFF, Johannes, Genealogie der Ministerialen von Blassenberg und Freiherren von (und zu) Gurtenberg 1148 - 1970. Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Reihe IX Band 27. Würzburg 1971.
DEHIO, Georg [Hg.]: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern 1: Franken, München 1999.
Die Pfarreien des Erzbisthums Bamberg. Statistische Notizen. Bamberg 1888.
GUTTENBERG, Erich Freiherr von, WENDEHORST, Alfred, Das Bisthum Bamberg, 2. Teil: Die Pfarrorganisation (Germania Sacra, 2. Abtl.: Die Bisthümer der Kirchenprovinz Mainz, 1. Bd.) Berlin 1966.
HOFMANN, Hans Hubert, Herzogenaurach, Nürnberg 1950.
JAHRBUCH des HEIMATVEREINS Weisendorf, hrsg. v. Heimatverein Weisendorf. Erster Band 1995.
KRAUS, Andreas [Hg.]: Handbuch der bayerischen Geschichte, Dritter Band, Erster Teilband: Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. München 1997.
NADRAU, Ansgar, Hundert Jahre katholische St. Josephskirche in Weisendorf, in: Weisendorfer Bote 1984, S. 266-295.
RECHTER, Gerhard, Die Seckendorff, Neustadt Aisch 1990.
SIGISMUND, Walter, Chronik von Weisendorf, Weisendorf 1988.
WACHTER, Friedrich, General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007 - 1907. Bamberg 1908.
WEISENDORFER BOTE, hrsg. v. Heimatverein Weisendorf und ab 1995 v. Arbeitskreis für Geschichte und Brauchtumspflege Markt Weisendorf, erster Band 1981- heute.
Das Pfarrarchiv Weisendorf wird folgendermaßen zitiert: AEB, Rep. 60, PfarrA Weisendorf, Nr.
- Reference number of holding
-
Archiv des Erzbistums Bamberg, Rep. 60 Weisendorf
- Extent
-
7 lfm
- Context
-
Archiv des Erzbistums Bamberg (Archivtektonik) >> Pfarreien und Seelsorgestellen >> Pfarreien und Kuratien
- Date of creation of holding
-
1782 - 1975
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
07.10.2024, 9:06 AM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1782 - 1975