Archivbestand

Erbsälzerarchiv Werl (Bestand)

171 Urkunden 1246-1881; 189 Kästen Akten u. Amtsbücher ab 1431 (darin 26 Handschriften 16.-19. Jh.); 21 Akten Salinenknappschaft 19. Jh.; 57 Akten Lippe-Dampfschiffahrtsgesellschaft 19. Jh.

Form und Inhalt: Historische BibliothekdesErbsälzer-Collegiums zu Werl und NeuwerkKatalogderSchriften und Bücher über Technik, Justiz, Bergbau und Salinenwesenbearbeitet vonHeinrich Josef Deisting und Michael JolkWerl 2000VorwortDie Entstehungsgeschichte dieser Bibliothek liegt im Dunkeln. Sicher hängt ihre Begründung mit der Erweiterung des Salzplatzes, nach Norden hin, zusammen. Nach Jahr-hunderten verlegte nämlich das Erbsälzer-Kollegium im 19. Jahr-hundert den Salzplatz in den Bereich außerhalb der niedergelegten Ring-mauer der Stadt. Neue technische Errungenschaften wurden nun genutzt, um die Solequellen zu erschließen, dazu war eine Bibliothek mit Schriften neuesten technischen Standarts sehr hilfreich. Der Sälzeroberst und auch junge "in Ausbildung stehende" Sälzersöhne unternahmen zu Beginn des 19. Jahrhunderts vielfach Reisen zu anderen Salinen und brachten von dort Bücher und Kleinschriften mit, die meistens von den dort tätigen Salinen-beamten verfasst waren.Als ab 1852 ein Salinen-Direktor der vereinigten Salinen Werl und Neuwerk alle Arbeiten zu überwachen hatte, stand ihm diese Bibliothek zur Verfügung . So wie das adelige Erbsälzer - Kollegium Mitte des 19. Jahrhunderts selbst das äussere Erscheinungsbild der Registratur ihrer Verwaltung regelte und z. B. Aktendeckel drucken ließ, sorgte man auch für ein opulentes Bild der Bücherreihen dieser Fachbibliothek. Die Masse der Bücher ist mit unterschiedlich marmorierten Über-zugspapieren gebunden. Es kommen Halbleder- und Ledereinbände vor. Natürlich sind auch kartonierte Broschüren oder Leineneinbände vertreten. Die Rücken sind besonders aufwendig gestaltet. Neben vorwiegend roten Rückenschildchen aus dünner Pappe kommen auch solche in weiß, gelb, blau, grün und braun vor. Die Titel und Bandzahlen sind in vergoldeter Schrift eingeprägt, es kommt sowohl Fraktur- als auch Antiquaschrift vor. Die Rücken-schildchen sind jeweils oben und unten mit vergoldeten Rollstempeln reich verziert, gleiches findet sich fast immer oben und unten als Abschluß des Buchrückens.Sammlungen von Kleinschriften wurden in gleicher Weise zusammengebunden und mit einem Sammeltitel versehen, z. B. Sign. 31 - 31,9 erhielt den Rückentitel "Chemie und Physik". Der Schnitt der Bücher ist meist rot gefärbt.Auf diese Weise erhielt die Bibliothek ein ziemlich einheitliches Gepräge und dürfte - im Umfang bedeutender als heute - ein geschmackvolles Bild abgegeben haben.Heute umfaßt die Sammlung ca. 150 Titel in 314 Bänden aus dem Erscheinungszeitraum 1783-1910. Da nach dem Katalog von ca. 1840 jedoch auch Werke von 1677 ("Christ- fürstliche Jesu Nachfolge, Baireuth") und 1767 ("Religionsgeschichte der Cöllnischen Kirche") vorhanden waren, scheint es sich bei diesen wohl um Schenkungen an das Kollegium zu handeln. Diese Titel waren für den Betrieb der Salinen unerheblich, fanden aber sicher auch Leser bei einigen Erbsälzern, die historische Interessen hatten. Eine Existenz der Bibliothek vor dem 19. Jahrhundert läßt sich bislang nicht nachweisen, ist auch eher unwahrscheinlich.Nach dem genannten Katalog sind 165 Bde. als verschollen zu beklagen, darunter die o.g. Werke, sowie beispielweise auch 44 Bde. eines Polytechnischen Journals.In den Jahren 1825-1858 machten die Sälzerobersten und Gebrüder Egon und Christoph Freiherren v. Lilien-Borg, umfangreiche Buchstiftungen für die Kollegialbibliothek. Ludwig v. Papen stiftete 1875 einen Bd. (vgl. Sign. 48).Wahrscheinlich gab es noch mehr Stifter, es haben sich aber nur Besitz- bzw. Geschenkvermerke dieser drei Personen erhalten.Zu Beginn des 20. Jahrhunderts scheint die Bibliothek außer Benutzung gekommen zu sein. Den letzten Nachweis über die Existenz der Bibliothek findet sich in einer Archivbeschreibung vom Jahre 1925: "Dabei würde die vor dem Archivraum liegende "Bibliothek" ein geräumiges Arbeitszimmer ergeben. Durch einige Wechselrahmen und Vitrinen mit den interessantesten Schaustücken der Archivsammlung würde dieser Raum seine besondere Note erhalten und dem Eintretenden sofort die ehrwürdige Vergangenheit der Erbsälzer lebendig vor Augen führen". Warum das Wort Bibliothek im Text in Anführungs-zeichen gesetzt wurde, läßt sich nicht mehr eruieren, vielleicht war der Umfang schon so dezimiert, daß der Autor sich zu dieser Schreibweise entschloß? Nicht mehr vermehrt, geriet sie in Vergessenheit und wurde nach der Wiederauffindung im Oktober 1987 dem Stadtarchiv Werl als Depositum übergeben, nachdem die Stadt Werl bereits im Jahre 1969 vergeblich einen Versuch der Übernahme unternommen hatte.Der Bestand wurde in der Zeit vom Oktober 1987 bis Februar 1988 von Stadtarchivar Deisting verzeichnet. Herr Jolk fügte zahlreichen Titel-aufnahmen biographische Daten und Information zu den Autoren, Bearbeitern, Herausgebern oder Vorbesitzern bei. Damit dürfte dem Nutzer des Kataloges ein weiterer willkommener Dienst erwiesen sein. M. Jolk besorgte auch die Texterfassung und den Druck dieses Heftes.Wegen des relativ geringen Umfangs der Bibliothek (9 lfd. Regalmeter), haben wir die Gliederung des historischen Katalogs von ca. 1840 übernommen, zumal die Verluste den Aufbau der Bestände nicht wesentlich verändert haben. Bedauerlicherweise sind sämtliche ehemals 206 technischen Zeichnungen verschollen. Stichproben haben ergeben, daß auch bei komplett erscheinenden Büchern oder Zeit-schriften-Jahrgängen gelegentlich Seiten fehlen, obwohl die Werke dem Betrachter vollständig erscheinen.Der Katalog war 1994 bereits weitgehend druckreif. Leider hat sich die Drucklegung aus verschiedenen Gründen jedoch immer wieder verzögert.Die Bibliothek ist Präsenzbestand, eine Benutzung kann nach telefonischer Anmeldung erfolgen.Werl, im November 2000HEINRICH JOSEF DEISTINGMICHAEL JOLK1. Vgl. JOLK, MICHAEL: Technik und Betrieb der Salinen. Das Leben auf dem Salzplatz, in: Rohrer, A./Zacher, H.-J. (Hg.): Werl - Geschichte einer westfälischen Stadt, 2. Band, S. 1145-1182. Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte, Band 31, Paderborn/Werl 1994.2 Dupletten sind einem Kollegiumsmitglied zur Aufbewahrung übergeben worden, so beispielsweise die Amtsblätter der Kgl. Regierung zu Arnsberg. Diese Reihe ist in der Bibliothek des Stadtarchivs komplett vorhanden. Eine Duplikatreihe war aus Raumgründen nicht zu akzeptieren.3 StA Werl, Dep. Erbsälzerarchiv, Akten Se V F 4. Die Fortschreibung des Kataloges erfolgte bis 1846.4 1919 wurde die Salzfabrikation nach mehr als 1000 Jahren eingestellt.5 Glasmeier, Heinrich: Archivfahrten kreuz und quer durch Westfalen, 6. Fortsetzung, 14. Das Archiv des Erbsälzerkollegiums zu Werl und Neuwerk, in: Westfälisches Adelsblatt, Nr. 7-9, 2. Jg., Juli-September 1925, S. 220ff.6 Vgl. StA Werl, Akten 816.

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