Archivbestand

200,144/Nachlass Editha Froböse geb. Meise (Bestand)

Form und Inhalt: Bestand 200,144/Nachlass Editha Froböse geb. Meise


Biographie

Editha Froböse geb. Meise wurde am 11. Februar 1893 in Berlin-Schöneberg geboren. Sie heiratete dort am 12. April 1939 den Ingenieur Heinrich Froböse jun. (1891-1955) aus Bielefeld. Heinrich Froböse jun. war der Sohn des Unternehmers Heinrich Froböse (1850-1926), der 1903 die Firma Präzisionswerke gegründet hatte, und betrieb von 1936 bis 1938 einen Fahrradteile-Großhandel, ehe er sich 1938 nach Leipnitz (Steiermark) abmeldete. Die Ehe blieb kinderlos. Im Januar 1945 kehrte das Ehepaar von Heilbronn nach Bielefeld, Sparrenstraße 3 zurück, wo Heinrich Froböse verhaftet und bis Dezember 1947 in Staumühle interniert wurde.

Editha Froböse verfasste als "Edith Meise" in der Nachkriegszeit "Jungmädchen"-Bücher, wie sie sie selber bezeichnete. Die "Nelli"("Cornelia"/"Cora")-Reihe wurde auch nach ihrem Tod wieder neu aufgelegt. Der einer "Petra" gewidmete erste Band "Nelli und ihre Getreuen" erschien 1949 im Erika Klopp-Verlag, der von 1948 bis 1950 wegen der Berlin-Blockade in Bielefeld eine Filiale unterhielt, die Erika Klopp 1948/49 selbst leitete. Erika Klopp (1902-1980) äußerte in einem RIAS-Interview am 15. August 1955: "Auf meinen Reisen hatte ich gelernt, daß es keine guten oder nicht mehr viele gute Jugendbücher gab. Nun sagte ich mir, warum nicht - das ist eine wunderbare Aufgabe -, und ich bemühte mich um Jugendbücher. In Bielefeld lernte ich eine Schriftstellerin kennen, die schrieb mir das erste Jugendbuch-Manuskript. Da aber der Verlag als Jugendbuchverlag noch nicht bekannt war, konnte er mit dem einen Buch nicht sehr glücklich laufen. Nach der Blockade ging ich nach Berlin zurück und sagte mir: es muß doch neue Jugendbücher geben."

Editha Froböse sammelte in der Nachkriegszeit ein "Archiv" zur Aufarbeitung der NS-Zeit mit dem Ziel, Fehlleistungen der Entnazifizierung und juristischen Verfolgung der NS-Täter zu dokumentieren. Sie korrespondierte mit Josef Grohé, dem ehemaligen Gauleiter Köln-Aachen, und dessen Ehefrau und spendete mit ihrem Ehemann an die "Stille Hilfe", was eine ungebrochene Nähe zum Nationalsozialismus nahelegen kann.

Editha Froböse starb am 24. November 1962 verwitwet und kinderlos in Bielefeld.


Veröffentlichungen

Einzelbände:
- Nelli und ihre Getreuen
- Cornelia, du bist doch kein Junge
- Cora und ihre Beschützer
- Nelli und ihre Freundinnen
- Nelli findet ihren Weg
- Nelli hat nur Freunde
- Auf Nelli ist Verlass
- Cora soll eine Dame werden
- Cornelia ist wie ein Junge

Doppel-/Merfachbände:
- "Nelli ist nun mal so!": enthält "Cornelia, du bist doch kein Junge" und "Cora und ihre Beschützer",
- "Nelli paßt in die Welt": enthält "Nelli und ihre Freundinnen" und "Nelli findet ihren Weg"
- "Nelli und ihre Getreuen": enthält "Cornelia, du bist doch kein Junge", "Cora und ihre Beschützer", "Nelli und ihre Freundinnen" und "Nelli findet ihren Weg"

Neuauflagen (1967):
- "Cora soll eine Dame werden"
- "Cornelia ist wie ein Junge"
- "Nelli hat nur Freunde"


Bestandsgeschichte

Der Bestand wurde im August 2018 aus der Stadtbibliothek Bielefeld (Signatur 12 2928) übernommen. Der Eingang in die Stadtbibliothek ist nicht dokumentiert worden.


Bestandsinhalte

Es handelt sich im Wesentlichen um eine Zeitgeschichtliche Sammlung von Zeitungsartikeln und Zeitungsausgaben des Zeitraums 1945 bis 1961 zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus hauptsächlich zu Persönlichkeiten, zur juristischen Aufarbeitung (Kriegsverbrechen, NS-Funktionäre) und Entnazifizierung. Die Artikel aus Zeitungen und vor allem aus Boulevardzeitungen, Illustrierten und Zeitschriften rechtsnationaler Gruppierungen und Verbände belegen einen z. T. verharmlosenden, glorifizierenden bis leugnenden Umgang mit der NS-Zeit, indem positiv besetzten Persönlichkeiten (z. B. Erwin Rommel), Zeitzeugen und "Husarenstücken" (z. B. Kommandounternehmen Mussolini-Befreiung 1943 mit Otto Skorzeny) breiter Raum gegeben wird.

Darüber hinaus sind (Nr. 1) einige wenige Spruchkammer-Unterlagen enthalten, die die NS-Tätigkeit des Schwagers Robert Froböse (1897-1980) als Ortsgruppenführer Sparrenberg und Fröbel und den Umgang mit Zwangsarbeitern bei der Firma Präzisionswerke Brüninghaus reflektieren, die aus der 1903 gegründeten Firma des Heinrich Froböse (1850-1926) hervorgegangen war. Von besonderem Wert erscheint eine Mitschrift Editha Froböses von der Verhandlung gegen den ehemaligen Gauleiter Köln-Aachen, Josef Grohé (1902-1987), vor dem Spruchgericht Bielefeld im September 1950, wobei die Ehefrau Hanny Grohé auf verschiedene Fehler hinwies (Nr. 1).


Hinweise zur Benutzung

- Archivalienbestellungen: Bestand 200,144/NL Froböse
- Zitation: Stadtarchiv Bielefeld (StArchBI), Bestand 200,144/Nachlass Editha Froböse


Dr. Jochen Rath
Archivleiter
Bielefeld, August 2018

Reference number of holding
200,144/NL Editha Froböse geb. Meise

Context
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld (Archivtektonik) >> Nichtamtliches Schriftgut >> Familienarchive und Nachlässe

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17.09.2025, 1:26 PM CEST

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  • Bestand

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