D.SchWell Hofesarchiv Schulze Welling

Bestandsbeschreibung: Der Hof Schulze Welling, früher Dorfbauerschaft 1, gehörte zu den ältesten Höfen in Laer, Kreis Steinfurt im Norden Nordrhein-Westfalens. Seine Gründung erfolgte in karolingischer Zeit. Auf dem Grund des ehemaligen bischöflichen Hofes entstand die erste Kirche im 9. oder 10. Jahrhundert, eine Eigengründung.
Im Jahre 1278 verkaufte Bernhard von Ahaus seine gesamten Güter im Kirchspiel, darunter den Schulzenhof Welling mit dessen anhängendem Patronatsrecht über die Kirche an die Johanniterkommende in Burgsteinfurt. Hiervon zeugt eine Urkunde des Komturs der Balei Steinfurt, Eberhard von Galen [vgl. Findbuch Nr. 294].
Ab 1599 geben überwiegend gut erhaltene Pergamenturkunden Zeugnis von wichtigen notariellen Bekundungen über Hausbauten, Wegerechte, gerichtliche Anweisungen, Verpachtungen. So wurde es zum Beispiel im Jahr 1603, vier Jahre nach dem großen Brand im Zentrum Laers nötig, dass Schulze Welling alle Pächter seiner Grundstücke rund um die Kirche vor einem Notar versammelte. Er hatte Abstand von Pacht- oder Gegenleistungen für die schwer beschädigten oder verbrannten Häuser genommen, wollte aber nun, nach der Neubebauung, eine Bestandsaufnahme machen über deren Größe und frühere Pachten oder Leistungen, um für beide Seiten eine neue rechtliche Grundlage zu schaffen [293].
Die Hof- und Grundstücksangelegenheiten geben Zeugnis von den Abgaben und Leistungen, zu denen ein eigenhöriger Bauer verpflichtet war (s. "Abgaben an Grundherren u. Kirche"). Sie beginnen 1618 [214] und enthalten zwei Quittungsbücher über Schatzungen [Steuern] für das Fürstbistum Münster von 1670 bis 1742 [300] und 1742 - 1749 [302].
Die Mühlen spielen eine wichtige Rolle für viele Generationen der Schulte Wellings. Ein Dokument von 1792 über Reparaturkosten zählt eine Korn-, eine Öl- und eine Rossmühle auf [145]. 1840 werden drei Mühlen, eine Korn-Wassermühle, eine Korn-Windmühle und eine Ölmühle verpachtet [40]. 1891 wird eine Dampf-Wassermühle mit drei Mahlgängen nebst Sägewerk erwähnt [58] - die Zeiten erforderten Modernisierungen.
Wichtig für die Familiengeschichte sind, neben den Dokumenten über Testamente, Erbschaften, Freibriefe usw. solche, die die Stiftung Welling betreffen. Ihr Gründer ist Albert Schulze Welling, geboren um 1573, in Köln immatrikuliert, Doktor der Theologie, Kanonikus von St. Severin in Köln und Rektor magnificus. In seinem Testament von 1620 beschreibt er die an seine Stiftung geknüpften Bedingungen [14].
Von allgemeinem Interesse dürften Dokumente sein, die aus den Zeiten der Kriege und Truppendurchmärsche künden, das früheste vom 30. März 1614 [179]. Nach den Verheerungen des spanisch-niederländischen Krieges (1566 - 1609) folgt nach neun Jahren der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648), später der Siebenjährige Krieg (1756 - 1763). Aber auch zwischen diesen Kriegen nehmen immer wieder Fußtruppen der münsterischen Leibgarde, die u.a. in den Jahren zwischen 1696 und 1712 von Münster nach Ahaus ziehen, in Laer Nachtquartier [186 - 188, 191]. Wegen der zahllosen Einquartierungen, Verproviantierungen, Fuhren, Wegereparaturen gibt es über Jahrzehnte Streitigkeiten zwischen den Laerer "Eingesessenen" und den Dorfbauern, die sich beide bei der Obrigkeit beklagen, jeweils die schwereren Lasten tragen zu müssen (vgl. "Einquartierungen, Abgaben", " Einwohner ./. Dorfbauern" u. "Wegebau"). Albert Schulte Welling tritt hier als Bevollmächtigter und Sprecher der Dorfbauerschaft auf. Er schreibt selbst Entwürfe für Streitschriften und ist auch mit der lateinischen Sprache recht gut vertraut. Interessant dürfte auch ein Viehschatzungsregister des Kirchspiels Laer aus den Jahren 1658 und 1659 sein [23], das im Original und als Abschrift vorliegt, schließlich die jährlichen Abrechnungen der Kirche St. Bartholomäus in Laer [175], die aus den Jahren1660-1661, 1692, 1707-1708, 1709-1710, 1722-1723, 1723-1724, 1726-1727 durch die Kirchenprovisoren, u.a. Schulte Welling erstellt, um dann von Pastor und Archidiakon kontrolliert zu werden.
Die diesem Findbuch zugrunde liegende schriftliche Überlieferung beginnt am 28. Januar 1595 mit einem Brief [131] Albert Wellings an seinen Bruder und endet mit einem Zeitungsartikel von 1982 über Spuk auf dem Gräftenhof Welling, der heute das Laerer Rathaus beherbergt [318]. Es sind insgesamt 719 Schriftstücke gelesen, beschrieben und zu 320 Nummern zusammengefasst worden. Die für die Familie Schulte Welling relevanten Akten wurden zur einfacheren Benutzung durch die Familie - weit über den Rahmen einer Erfassung hinaus - ausführlich beschrieben, einige komplett transkribiert. Behindert wird die im Inhaltsverzeichnis sichtbare Systematik bisweilen dadurch, dass Akten zusammengebunden sind, deren Inhalte unterschiedlichen Bereichen angehören. Hier wird in der Regel das Dokument unter dem Hauptbetreff verzeichnet. Das Anschreibe- und Notizbuch [200], beginnend mit dem Jahr 1637, in dem "Einnahmen und Ausgaben" aufgeschrieben sind, aber auch viele Notizen zu Familienereignissen (wie Geburten, Hochzeiten, Todesfälle), wird deshalb unter "Familiennachrichten" systematisiert.
Am 5. Oktober 2011 überließ Frau Charlotte Struwe, geborene Schulte Welling, Herrn Höötmann, Archivar am LWL-Archivamt für Westfalen, Jahnstraße 26 in Münster, und mir die Archivalien. Sie befanden sich ungeordnet in vier Kisten, viele Papiere waren zusammengerollt mit Bindfaden verschnürt, dazu einige Pergamenturkunden und Anschreibebücher. Sie wurden von mir im LWL-Archivamt geglättet, Metallklammern wurde entfernt, anschließend verzeichnet und in Archivkartons und Mappen aus säurefreiem Material verpackt. Es wurden sieben Kartons mit 79 Mappen und ein großer Karton mit den einzeln verpackten Urkunden zurückgegeben.
Mein Dank gilt den Referendaren Mirko Crabus und Sabine Kötting, die mir bei der Transkription und Einordnung einiger in lateinischer Sprache verfasster Dokumente geholfen haben. Ganz besonders danke ich Herrn Dr. Ralf Klötzer, der mir bereitwillig bei der Entzifferung schwer lesbarer Textstellen geholfen hat.
Der Bestand befindet sich heute auf Haus Darup bei
Charlotte u. Theodor Struwe
Coesfelder Straße 19
48302 Nottuln-Darup.

Er ist zu zitieren: Hofesarchiv Schulze Welling, Akte...

Münster, im April 2012

Maria Gerbert


Literatur:
- Tibus, Adolph: Gründungsgeschichte des Stifter, Pfarrkirchen und Kapellen im Bereiche des alten Bisthums Münster (...). Osnabrück, Wenner 1977, S. 930ff
- Westfälisches Urkundenbuch III, INA (Inventare nichtstaatlicher Archive) Bd. 1.4, Kreis Steinfurt, S. 194
- Von Hagen, Hermine u. Dr. H.-J. Behr: Bilderbogen der westfälischen Bauerngeschichte. Von den Anfängen bis zur Revolution. Bd. I. Landwirtschaftsverlag Münster - Hiltrup 1987
- Schwinger, Klaus: Geschichte der Gemeinde Laer / Holthausen. Geschichte der Gemeinde im 19. Und 20. Jahrhundert. Schriftenreihe Bd. 1 Laer 1988
- Schulze Pellengahr, Bernhard: Die Schultenhöfe Steinhorst und Aldrup im Fürstbistum Münster in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
- Ilisch, Peter: Geschichte der Pfarrgemeinde St. Bartholomäus Laer. Laer 1985


Für dieses Archiv ist als Referent im LWL-Archivamt Hans-Jürgen Höötmann zuständig:
Tel. 0251/591-3401
e-Mail: hans-juergen.hoeoetmann@lwl.org
D.SchWell

Reference number
Westfälische Hofes- und Familienarchive, D.SchWell

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Westfälische Hofes- und Familienarchive (Archivtektonik) >> Laer

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