Bestand

E 103 Uhland-Gymnasium (Bestand)

Form und Inhalt: Geschichte des Uhland-Gymnasiums
Die Existenz einer Lateinschule ist für Tübingen schon seit dem 14. Jh. bezeugt [vgl. Sydow, Jürgen, Geschichte der Stadt Tübingen (1. Teil), Tübingen 1974, S. 211]. Ihre Lage am Abhang des Osterbergs (mons anatolicus) gab ihr den Namen „schola anatolica“ (von griech. anatole = Osten). Es handelt sich um das heute noch bestehende Gebäude Schulberg 10 (Notariat).
1818 wurde die Lateinschule zum Lyzeum erhoben und schließlich am 10.11. 1855 durch königliches Dekret in ein „Landesgymnasium“ umgewandelt.
1861 zog die Schule um in das Schimpfsche Gebäude am Lustnauer Tor, aber trotz eines Dachausbaus 1880 wurde auch dort der Raum bald zu eng. Der von der Lehrerschaft 1896 öffentlich erhobenen Forderung nach einem Neubau [vgl. Fasz. Nr. 488 (= Dok. Nr. 704)] wurde von der Stadt entsprochen, und schon 1901 konnte die Schule in ihr heutiges Gebäude in der Uhlandstraße einziehen.
An berühmten Schülern hatte das Gymnasium u.a.: Carlo Steeb (1773-1856), Albert Knapp (1798-1864), Wilhelm Hauff (1802-1827), Johann David Wildermuth (1807-1885), Theodor Häring (1884-1964) und Ludwig Uhland (1787-1862). Im Jahr 1937 wurde der letztere zum Namensgeber der Schule gemacht.
(Bei dem Stadtbrand von 1789 wurde allerdings das ältere Registraturgut der Schule vernichtet. Vgl. Löffler, Paul: Johann David Gerog von Memminger, in: Tübinger Blätter 26 (1935), S. 41.)
Folgende Rektoren standen dem Gymnasium vor:
1822-1864: Wilhelm Pahl
1864-1874: Karl Hirzel
1874-1885: Ferdinand Baur
1885-1898: Ludwig Majer
1898-1902: Oskar Treuber
1902-1922: Theodor Knapp
1922-1945: Otto Binder
1945-1948: Eugen Bückle
1948-1966: Erich Haag
1966-1989: Hermann Steinthal
1989-2004: Eberhard Bansbach
2004-2014: Ute Leube-Dürr
2014-: Andrejs Petrowski
Nach der Zeit des 2. Weltkrieges, in der der Schulbetrieb trotz aller Schwierigkeiten (etwa Umquartierungen von Schülern aus Stuttgart, "Kohleferien" aus Heizmaterialmangel, Einsatz der älteren Schüler als Luftwaffenhelfer, u.ä.) fast bis Kriegsende aufrechterhalten wurde, wurde die Schule - wie alle in Tübingen - im Oktober 1945 wieder eröffnet.
Zur Klassengliederung und dem Prüfungswesen des Uhland-Gymnasiums:
Eine Elementarschule wurde ab 1832 zuerst einklassig zur Vorbereitung auf das eigentliche Gymnasium eingerichtet, wobei die Dauer der Klasse zwei Jahre betrug. 186Q wurde dieses System von zwei je einjährigen Klassen abgelöst.
1921 wurden die Elementarklassen aufgehoben.
Das Gymnasium hatte ursprünglich fünf je zweijährige Klassen. Diese Klassen wurden aber seit 1856 immer häufiger geteilt, so dass bis 1879 zehn Jahrgangsklassen entstanden waren. Bis 1903 traten die Schüler in die unterste Klasse nach zwei Jahren Elementarschule ein; danach wurde der Beginn des Lateinunterrichts auf die 4. Klasse verschoben, und die bisherige 1. Klasse erhielt den Namen "Vorklasse". Die Reihenfolge war also jetzt: zwei Elementarklassen, Vorklasse, Klasse I bis IX (= Oberprima) des Gymnasiums.
1921/22 wurden in ganz Württemberg die Vorklassen abgeschafft. Seitdem treten die Schüler erst nach vier Grundschuljahren in das Gymnasium ein.
Prüfungswesen
Die Reifeprüfung ("Maturitätsprüfung") wurde bis 1873 zentral in Stuttgart abgehalten, vor Ostern sowie am 29. September. Jeder konnte an ihr teilnehmen, der ein bestimmtes Alter erreicht hatte. Ab 1888 wurden die nunmehr an den Schulen stattfindenden Prüfungen im Sommer abgehalten - seit 1921 im Frühjahr -, der Termin vor Ostern diente nur noch zu Nachprüfungen.
Seit 1868 gab es eine Einjährigenprüfung für den einjährigen Militärdienst, in Form einer 'verschärften Versetzungsprüfung zuerst in die zweitoberste Klasse, ab 1882 in die dritte. 1920 abgeschafft, wurde ab 1926 ersatzweise das Zeugnis in die 7. Klasse als sogenannte "Mittlere Reife" gewertet.
Versetzungsprüfungen von einer Klasse zur nächsten gab es bis 1915, danach galt das Zeugnis als Versetzungskriterium. Außerdem hielt das Gymnasium Ergänzungsprüfungen für Lehramtskandidaten in den alten Sprachen ab.
Zu den verschiedenen Arten von Berichten:
Rechenschaftsberichte (1829-1937) stammen von den einzelnen Lehrern und behandeln: den durchgenommenen Stoff, Benehmen der Klassen ("Schulordnung"), Stundenzahl. Auch enthalten sie Lebensläufe der Lehrer, oft auch Stundenpläne und Zeugnislisten (letztere beide sind bei den Faszikeln jeweils angegeben).
Haupt-Schulberichte oder Übersichtsberichte (1864-1922) sind Konzepte vermutlich des Schulleiters und geben eine Ereignisübersicht über das vergangene Schuljahr, sowie über das Verhalten von Klassen und Lehrern.
Sie werden abgelöst von den Gesamtberichten (1922-1946), die ab 1924 oft auch maschinenschriftlich vorliegen. Konzepte wie ihre Vorgänger, sind sie jedoch um einiges ausführlicher und enthalten:L 1. Geschichte der Schule im laufenden Jahr, 2. Unterricht, 3. Schüler, 4. Lehrer, 5. Einrichtungen; dazu Listen behandelter Aufsätze und Literatur, Schüler in Vereinen, neuangeschaffte Bücher für die Lehrerbücherei, Zeitungsausschnitte zu schulischen Ereignissen (Konzerte, Schlußfeiern, u.ä.), Klassenstatistiken, Lehrerbeurteilungen. Sie wurden, mit den Rechenschaftsberichten der Lehrer als Beilagen, an das Kultministerium nach Stuttgart geschickt.
Mit Schreiben vom 4. Mai 1994 beauftragte die Landesarchivdirektion Baden- Württemberg das Stadtarchiv mit der Archivierung der Tübinger Schulunterlagen. Die Archivierung der Schulunterlagen des Uhlandgymnasiums, die zunächst ausgenommen waren, wurde nachträglich mit Schreiben der LAD vom 19.12.1995 genehmigt.

Bestandssignatur
E 103

Kontext
Stadtarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> E: Fremdprovenienzen
Verwandte Bestände und Literatur
Eimer, Manfred: Unser Breitmeier. Erinnerungen aus der Tübinger Gymnasialzeit. Mschr., 18 S., im StadtA Tübingen.

Haag, Erich: Aus alten Papieren des Tübinger Gymnasiums, in: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Tübingen, Sept. 1964.

Knapp, Theodor: Beschreibung des Neubaus des Gymnasiums, 1901.

Knapp, Theodor: Das Gymnasium zu Tübingen und die ehemalige Elemtarschule daselbst, in: Tübinger Blätter 5 (1929), S. 20ff.

Raunecker, F.: Beiträge zur Geschichte des Gelehrtenschulwesens in Württemberg im 17. und 18. Jahrhundert, Ludwigsburg 1906.

Stahlecker, Reinhold: Beiträge zur Geschichte des höheren Schulwesens in Tübingen, Stuttgart 1905.

Steinthal, Hermann: 125 Jahre Uhland-Gymnasium 1855 bis 1980, in: Tübinger Blätter 67 (1980), S. 79ff.

Aus dem Tübinger Gymnasium, in: Schwäbisches Tagblatt, 26.10.1952.

Bestandslaufzeit
1807-1989

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Letzte Aktualisierung
29.04.2025, 08:21 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1807-1989

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