Bestand
180/05 - Nibelungenmühle Baruch & Schönfeld (Carl Auer KG/Fa. Deuka) (Bestand)
Vorwort: Abt.
180/5 Nibelungenmühle Baruch & Schönfeld (Carl
Auer KG/Fa. Deuka)
Umfang: 45
Archivkartons und 1 lfm (= 218
Verzeichnungseinheiten = 6 lfm)
Laufzeit:
1937 - 1977
Zur Firmengeschichte
1871 erfolgte die Eintragung der Firma Baruch
und Schönfeld in das Handelsregister. Moses Baruch
und Hermann Schönfeld übernahmen damit die frühere
Firma ihres Schwiegervaters Seligmann Gatzert, der
im gleichen Jahr verstorben war. 1863 wurde die
Firma Gatzert im Brandkataster (Abt.5. Nr.8003) und
in den Akten der Polizeidirektion (Abt. 13 Nr.1480)
zum ersten Mal erwähnt. Herrmann Schönfeld gehörte
zu den Mitinhabern dieser Firma.
Ansässig
war das Unternehmen bis 1893 im Liebenauerfeld. Ab
1895 wurde die Handelsmühle in der Hafenstraße
zusätzlich in Betrieb genommen. Am 12. Juli 1912
zerstörte ein Brand die Mühle vollständig, die 1913
aber wieder aufgebaut wurde. (Abt.204 Nr.57/5)
Der Wormser Raum gehörte für die
Mühlenindustrie zu dieser Zeit zu den bevorzugten
Gebieten. Durch den Ausbau des Hafens von 1890 bis
1893 erlangte dieser Wirtschaftsbereich noch einen
enormen Aufschwung. Es wurden nach der
Lederindustrie die zweithöchsten Umsätze
erwirtschaftet. Vor dem 1. Weltkrieg wurden in den
drei Mühlen am Rhein 200 Arbeiter beschäftigt, ca.
500 Sack Getreide am Tag vermahlen und 80 Millionen
Mark umgesetzt. Vor dem 2. Weltkrieg stieg die
Belegschaftszahl der Firma von 1938 mit 63 Personen
auf 1939 mit 89 Personen. Danach nahm die Zahl
kontinuierlich ab, zuletzt 1943 auf 72
Mitarbeiter.
Von jeher war die Firma
Baruch & Schönfeld ein Mühlenbetrieb gewesen.
1930 erhielt sie den Namenszusatz "Nibelungenmühle".
Das Unternehmen wurde 1935 in eine OHG umgewandelt
und 1937 aus dem Handelsregister gelöscht. Grund
hierfür war der zuvor erfolgte Übergang infolge der
"Arisierung" auf die Firma Nibelungenmühle Carl Auer
KG. Ab 1946 wurde durch die Verfügung der
Militärregierung die Firma der Sperre und Kontrolle
gemäß den Bestimmungen des Gesetzes Nr. 52
unterworfen.
Aufgrund des Urteils des
Landesgerichts Mainz vom 17.4.1950 erfolgte die
erneute Eintragung ins Handelsregister. Dabei wurde
die Nibelungenmühle Carl Auer KG auf die Firma
Nibelungenmühle Baruch & Schönfeld K.G , unter
Wiedereintragung der Erben der früheren Besitzer,
übertragen. Persönlich haftende Gesellschafter waren
nun Wirtschaftsprüfer Georg Herbold und
Bundestagsabgeordneter (SPD) Willy Müller.
Kommanditisten waren die führenden Inhaber Benno
Zimmern und Dr. Herbert Baruch. 1954 schieden beide
aus. Ihre Anteile übernahmen zehn verschiedene
Mühlenwerke aus dem Rhein-Neckar-Raum. Nachdem auch
Georg Herbold aus der Gesellschaft austrat, wurde
von den neuen Gesellschaftern Direktor Schunk aus
Heidelberg zum Prokuristen der Firma ernannt.
Nach dem Erwerb der Kommanditanteile durch das
Mühlenkonsortium 1954 beschloss man, die Mühle
stillzulegen. Die Arbeiter und Angestellten sollten
in den eigenen Mühlenbetrieben eine Anstellung
finden. Dies lehnte die Belegschaft wegen zu großer
Unbequemlichkeiten ab; stattdessen forderten sie die
Fortführung der Nibelungenmühle. Daraufhin wurde
sämtlichen Mitarbeitern gekündigt. Die Vertretung
des Mühlenkonsortiums begründete die Stilllegung mit
der finanziellen Notlage der Firma. Im Gegensatz
dazu erklärte der Betriebsrat, die Schließung
erfolge nur, um die Nibelungenmühle als Konkurrenz
auszuschalten. Die Vermittlungsstelle entschied
gegen die Belegschaft, dass die Stilllegung der
Mühle und die Kündigungen genehmigt werden, da Mühle
unrentabel gewesen war.
Die
Nibelungenmühle wurde 1957 von der ‚deuka' Deutsche
Kraftfuttergesellschaft mbH B.J. Stolp mit Sitz in
Düsseldorf gekauft und für die Mischfutterproduktion
eingesetzt. 1958 wurde die Firma Nibelungenmühle
Baruch & Schönfeld aufgelöst (Abt. 180/8 Nr.
1266).
Zum Bestand
Die
Übernahme der Unterlagen zur Firmengeschichte der
Nibelungenmühle erfolgte durch die Vermittlung eines
langjährigen Mitarbeiters der Firma, Herrn Gerhard
Franke. Er hatte das Stadtarchiv im Juli 2005
informiert, dass die Unterlagen aufgrund des
Platzbedarfs abgeholt werden sollten. Sie wurden
geborgen und als Archivbestand Abt.180/5
eingerichtet.
Die Laufzeit des Bestands
ist umfasst die Jahre ab 1915 bis 1977, wobei der
Schwerpunkt zwischen 1940 und 1960 liegt. Der
Bestand umfasst 218 Verzeichnungseinheiten und ist
gut erhalten.
Ergänzende
Archivabteilungen im Stadtarchiv:
· Abt.
018 Bauordnungsamt
· Abt. 204
Dokumentation/ Zeitgeschichtliche Sammlung
· Abt. 212 Nachlass Villinger
Literatur:
· Eberhart, Otto. Die
industrielle Entwicklung der Stadt Worms. Diss.
Universität Heidelberg 1922
· Kutz,
Annette. Industriegeographische Betrachtung der
Stadt Worms. Universität Koblenz-Landau 1993
· Wilhelm, Dieter. Worms Mittelstadt am Rande
des Rhein-Neckar-Ballungsrazumes. Eine
stadtgeographische Betrachtung seiner Entwicklung im
19. und 20. Jahrhundert, Worms 1971 (Der Wormsgau,
Beiheft 24)
- Vgl. zum Firmenhintergrund
die Ausarbeitung über Mühlenbetriebe in Worms in
Abt. 204 Nr. 10-03/03
Worms im August
2009
Katharina Gernegroß
Studentische Praktikantin Stadtarchiv
Worms
Zitierhinweis:
Abt. 180/5
Erschließungszustand, Umfang: Augias-Datei
(Juli/Aug. 2009)
- Reference number of holding
-
Stadtarchiv Worms, 180/05
- Context
-
Stadtarchiv Worms (Archivtektonik) >> Firmenarchive/Kammern/Körperschaften
- Date of creation of holding
-
1937-1977
- Other object pages
- Last update
- 15.12.2023, 2:57 PM CET
Data provider
Stadtarchiv Worms. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1937-1977