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Der konjunkturneutrale Haushalt als Element einer wirtschaftspolitischen Konzeption

Der konjunkturneutrale Haushalt als Element einer wirtschaftspolitischen Konzeption Sieht man das vom Sachverständigenrat vorgelegte Konzept des konjunkturneutralen Haushalts in Zusammenhang mit der vom Sachverständigenrat propagierten mittelfristigen Orientierung der Verhaltensweisen, so wird es zu einem "erzieherischen" Modell, das die öffentliche Hand anregen soll, die Selektion stabilitätspolitischer Maßnahmen an ihrer langfristigen Allokationszielsetzung auszurichten. Die Offenlegung dieser Verknüpfung von kurzfristigen Handlungsnotwendigkeiten und langfristigen Zielsetzungen könnte ihrerseits Vorbild sein für eine Umorientierung der Verhaltensweisen anderer am Wirtschaftsprozeß beteiligten Gruppen. Ist die Stabilitätsproblematik wesentlich ein Resultat des Verteilungskampfes und dieser Ausfluß eines Gruppenverhaltens, das auf Marktsignale reagiert, so könnte die Loslösung von Marktsignalen durch die mittelfristige Interpretation von Gruppenzielen die Aufgabe der Stabilitätspolitik erleichtern und die Realisationschancen längerfristiger Zielsetzungen der öffentlichen Hand erleichtern. Auch in diesem Sinne wäre das Konzept des konjunkturneutralen Haushalts ein "erzieherisches* Modell. Eine Umorientierung der Verhaltensweisen der autonomen Gruppen ist aber nur möglich, wenn die Divergenzen in den langfristigen Zielsetzungen außerhalb der Ebene des Tarifkonflikts wirksam ausgetragen werden können. Die vom Sachverständigenrat vorgeschlagene Ebene der Umverteilung der Vermögenszuwächse ist als Äquivalent für den Tarifkonflikt jedoch zweifelhaft: Notwendig wäre vielmehr ein Bündel von Substitutionsstrategien, das auf umfängliche Veränderung gerichtet ist. Ist ein solches Bündel nicht verfügbar, so fehlt einer mittelfristigen Orientierung der Verhaltensweisen der Boden. Je weniger die autonomen Gruppen andererseits die öffentliche Hand von der Aufgabe der Stabilitätspolitik entlasten, um so kleiner sind die Chancen für eine Verknüpfung von kurzfristigen Handlungsnotwendigkeiten und langfristigen Zielsetzungen im Öffentlichen Sektor.

Sprache
Deutsch

Erschienen in
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 7 ; Year: 1974 ; Issue: 2 ; Pages: 213-232

Klassifikation
Wirtschaft

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Großeschmidt, Brita
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Duncker & Humblot
(wo)
Berlin
(wann)
1974

DOI
doi:10.3790/ccm.7.2.213
Letzte Aktualisierung
10.03.2025, 11:43 MEZ

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Objekttyp

  • Artikel

Beteiligte

  • Großeschmidt, Brita
  • Duncker & Humblot

Entstanden

  • 1974

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