Bestand

Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit (Bestand)

Enthält: Ausstellungen - Entwicklungspolitik - Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen - Jahres- und Tätigkeitsberichte - Förderung ausländischer Studenten - Überregionale Projekte und Seminare, Veranstaltungen - Regionalprojekte in Asien und in der Pazifikregion, in Afrika und Lateinamerika

Geschichte des Bestandsbildners: Am 01. 02. 1979 wurde vom Senat, in Ausführung eines von der SPD-Fraktion initiierten Beschlusses der Bürgerschaft, das Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit (LAFEZ) eingerichtet. Es war bundesweit die erste Koordinationsstelle für Entwicklungshilfe eines Bundeslandes und hatte die Aufgabe, sich mit allen Entwicklungsprojekten in der "Dritten Welt", an denen die Stadt und das Land Bremen beteilig waren, zu beschäftigen. Zuvor hatte die "Bremer Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungspolitik und Menschenrechte" solche Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit übernommen.
Bis zu seiner Schließung hatte das Landesamt eine bewegte Geschichte: Zunächst gehörte es zum Ressort für Wirtschaft und Außenhandel und wurde von dem entsprechenden Senator betreut, seit dem 1. September 1992 wechselte es jedoch zum Ressort Häfen, Schifffahrt und Außenhandel, später dann zur Bevollmächtigten der Freien Hansestadt Bremen beim Bund und für Europa, wo die Zuständigkeit für die Entwicklungshilfe auch heute noch liegt. Es war in Bremen, in der Slevogtstraße 48 (später Martinistraße 24) ansässig und von Anfang an ein kleines Amt, welches nur drei, später höchstens acht Mitarbeiter beschäftigte. Entgegen der Bezeichnung, war das LAFEZ nie eine komplett eigenständige Behörde, sondern zumeist in Form einer Stabsstelle dem jeweiligen Senator beigeordnet, oder es wurde als eigene Abteilung geführt.

Geschichte des Bestandsbildners: Das Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit vergab mannigfaltige Förderungen, wie zum Beispiel Projekte für die soziale und umweltgerechte Entwicklung, berufliche Bildung, Stärkung von Selbsthilfegruppen, Demokratieentwicklung, Informations- und Bildungsarbeit, dezentrale Strukturbildung und Vernetzung von Entwicklungszusammenarbeit, maritime Aus- und Fortbildung und Aus- und Fortbildung im internationalen Handel. Weiterhin sollte das Amt entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit leisten, sowie die Armut bekämpfen. Außerdem richtete es internationale und wirtschaftsbezogene Qualifizierungsprogramme insbesondere für Fachkräfte und Führungskräfte der Entwicklungsländer ein.
Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass Bremen seit 1989 eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Corinto in Nicaragua unterhielt. Das Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit unterstützte infolgedessen zum Beispiel 1990 die Weiterführung der KFZ-Ausbildungswerkstatt, welche von dem "Verein Städtesolidarität Bremen-Corinto" ins Leben gerufen wurde und das größte Solidaritätsprojekt Bremens in Nicaragua darstellte.
Obwohl das Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit häufig auf europäischer Ebene und im Senat gelobt wurde, gab es auch ernstzunehmende Kritik. Bereits 1983 sah es so aus, als wäre das Ende der bremischen Entwicklungszusammenarbeit gekommen, da durch das Aus der Großwerft AG Weser, die Arbeitslosigkeit in Bremen bundesdeutsche Spitze erreichte und infolgedessen die Finanzmittel für andere Zwecke verwendet werden sollte. Auch die Bremer FDP meldete Zweifel an der Notwendigkeit des Landesamtes und kritisierte dessen Kosten.

Geschichte des Bestandsbildners: Ein Senatsbeschluss, der das Ende für das Amt hätte besiegeln können, stieß aber 1984 auf verstärkten Wiederspruch, der dazu führte, dass im Mai dieses Jahres ein Kompromiss gefunden wurde, der die weitere Arbeit des LAFEZ ermöglichte. Dem zum Trotz bestand das Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit bis 2005. In diesem Jahr aber wurde dann letztendlich wegen Sparmaßnahmen die Schließung des LAFEZ beschlossen. Bevor es dazu kam, musste das Landesamt ständige Kürzungen erdulden. So hatte es 1992 noch etwa 1,3 Millionen Euro zur Verfügung gehabt, wohingegen es 2002 nur noch 600.000 Euro waren. In einem Sparkonzept des Finanzressorts für 2006 - 2009 wurde letztendlich entschlossen, das Landesamt aufzulösen und die Bremer Entwicklungshilfe stufenweise zu reduzieren.
Von 1979 bis 2005 war Gunther Hilliges der Abteilungsleiter des LAFEZ. Hilliges war eine wichtige Figur in der bremischen Entwicklungszusammenarbeit. Unter anderem war er es, der den Bremer Solidaritätspreis einrichtete, welcher zum ersten Mal 1988 an das Ehepaar Winnie und Nelson Mandela ging. Der Preis wurde im zweijährigen Abstand verliehen und war mit damals 10.000 DM dotiert. Zusätzlich erhielt der Preisträger auch eine Skulptur des anerkannten Bremer Bildhauers Bernd Altenstein. Weitere Preisträger waren zum Beispiel, der Bischof Merdardo E. Gomez aus El Salvador und die Organisation CRIPDES (damals: Christliches Komitee für die Kriegsvertriebenen von El Salvador; heute: Vereinigung für die Entwicklung von El Salvador), Davi Copenawa Yanomami aus Brasilien, Aung San Kyi aus Myanmar, Birma, HAN Dong-Fang aus der Volkrepublik China u.a.

Bestandsgeschichte: Nach Auflösung des Landesamtes für Entwicklungszusammenarbeit ging der Großteil der Unterlagen 2005 an das Staatsarchiv Bremen. Der Bestand, der mit der Nummer 4,99 gekennzeichnet wurde, enthält dabei größtenteils Akten, die aus den 1980ern und 1990ern stammen, aber fast kein Material enthalten, das in der Zeit nach 2000 entstand. Eingehend bewertet wurden die Akten, insbesondere wurden Doppelüberlieferungen und Sammlungsakten kassiert. Lediglich aussagekräftige Projektakten wurden übernommen. Die Drucksachen werden von der Dienstbibliothek verwahrt.
Der Aktenbestand setzt sich entsprechend größtenteils aus Unterlagen über verschiedene Projekte zusammen, die das LAFEZ geplant oder gefördert hatte. Es geht dabei größtenteils um Regionalprojekte in Afrika, Lateinamerika und Asien, sowie der Pazifikregion. Ebenso sind viele Informationen über Veranstaltungen, Seminare und Ausstellungen zum Thema Entwicklungszusammenarbeit erhalten geblieben. Der Bestand enthält weiterhin sehr viel Schriftverkehr, insbesondere an und von Gunther Hilliges, auch aus der Zeit vor und damit die Gründung des Landesamtes betreffend.

Bestandsgeschichte: Um die Akten zu ordnen, wurde eine Systematik erarbeitet: Die Kategorie "Allgemeine Verwaltung/Entwicklungspolitische Institutionen und Träger" enthält größtenteils Dokumente und vor allem Schriftverkehr, der sich mit Grundfragen der Entwicklungsarbeit befassen und nicht mit konkreten Projekten. Auch Schriftverkehr aus der Zeit vor der Gründung des Landesamtes und die Gründung betreffend, lässt sich in dieser Kategorie finden. Die Kategorie "Überregionale Ausstellungen, Projekte und Seminare, Veranstaltungen", enthält größtenteils Informationen zu Ausstellungen, Symposien, Seminaren und Projekten die in Deutschland stattfanden, sowie Akten die Informationen über Regionalprojekte auf mehreren Kontinenten enthalten und sich so nicht in eine der anderen Kategorien einfügen lassen. Die Kategorien "Regionalprojekte Asien und Pazifik", "Regionalprojekte Afrika" und "Regionalprojekte Lateinamerika" enthalten, wie sich am Namen schon ablesen lässt, Projekte des Landesamtes, die in Ländern der jeweiligen Kontinente stattfanden. Die Kategorie "Regionalprojekte in Asien und Pazifik" enthält dabei größtenteils Projekte in Indien und insbesondere die indische Partnerstadt Bremens - Pune betreffend. Neben Indien enthalten die Akten Informationen zu Projekten in anderen asiatischen Staaten und Ländern, wie Nepal, Burma, der Himalayaregion, China, der Türkei, Jordanien, Bangladesh, Iran usw. "Regionalprojekte Afrika" umfasst hingegen zum Beispiel Projekte in Namibia, Äthiopien, Ruanda, der Westsahara, Tansania, Mali, Südalgerien, und den Kapverdischen Inseln. "Regionalprojekte Lateinamerika" enthält insbesondere Projekte in Nicaragua (wegen der Städtepartnerschaft mit Corinto), aber unter anderem auch in Guatemala und Bolivien.
Bremen, im August 2012
Florian Adolph, Praktikant

Bestandssignatur
4.99
Umfang
3,5

Kontext
Staatsarchiv Bremen (Archivtektonik) >> Gliederung >> 4. Staatliche Stellen und Eigenbetriebe des Landes und der Stadtgemeinde Bremen >> 4.4. Wirtschaft, Handel, Arbeit und Versicherungen
Verwandte Bestände und Literatur
Literatur: Bremens Zusammenarbeit mit den sog. Entwicklungsländern 1979-1984, hrsg. vom Senator für Wirtschaft und Außenhandel, Landesamt für Entwicklungszusammenarbeit, Bremen 1985 (Ms.).

Bestandslaufzeit
1962 - 2002

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Letzte Aktualisierung
30.06.2025, 11:55 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1962 - 2002

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