Bestand

C Rep. 060-50 Wissenschaftliche Gesellschaft für Veterinärmedizin der DDR (Bestand)

Vorwort: C Rep. 060-50 Wissenschaftliche Gesellschaft für Veterinärmedizin der DDR

1. Behördengeschichte

Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Veterinärmedizin der DDR (WGV) wurde als Fachvereinigung von Tierärzten, Veterinäringenieuren und Veterinärtechnikern am 21.1.1954 in Berlin gegründet. Gründungsmitglieder waren u.a. die Professoren Johannes Dobberstein, Friedrich Müssemeier, Heinz Röhrer und Carl Arthur Scheunert. Auf der Gründungsversammlung anwesend waren Vertreter der Veterinärmedizinischen Fakultäten in Berlin und Leipzig, Vertreter von zentralen Einrichtungen der veterinärmedizinischen Wissenschaft, Bezirkstierärzte, Kreistierärzte und Geschäftsführer der Sektion Veterinärmedizin der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin.

Als Aufgaben formulierte die WGV 1954 in ihrem Statut, die wissenschaftliche Arbeit und den Meinungsaustausch auf den Gebieten der Veterinärmedizin und deren Anwendung in der Praxis zu fördern. Die Verbreitung von Forschungsergebnissen, die wissenschaftliche Fortbildung und Qualifizierung von Tierärzten, Tierzüchtern, Genossenschaftsmitgliedern in der Land- und Forstproduktion sowie von Mitarbeitern des Lebensmittelhandels und die Zusammenarbeit mit allen deutschen tierärztliche Gesellschaften und Vereinigungen sollten mit dem Ziel der Wiederherstellung der deutschen Einheit unterstützt werden.
Diese Aufgaben erfüllte sie mit der Durchführung von Tagungen und Kolloquien, der Organisation von wissenschaftlichen Fortbildungslehrgängen in der ganzen DDR, durch die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen und tierärztlichen Gesellschaften des Auslandes und durch die Unterstützung der Herausgabe von wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

1960 beschloss der Vorstand der WGV ein Präsidium zu bilden. Der vormalige 1. Vorsitzende Prof. Dr. Tankred Koch wurde zum Präsidenten und Prof. Dr. Heinz Theile zum Sekretär gewählt. So bildete sich mit weiteren neun Mitgliedern das Präsidium der WGV. Auf der Jahreshaupttagung 1960 nahm die WGV in ihr Statut die Präambel "den Aufbau des Sozialismus" mit auf, aber die Wiedervereinigungsaufgabe blieb erhalten.

Dies änderte sich jedoch anlässlich des "Mauerbaus" in Berlin am 13. August 1961. Auf der Jahreshaupttagung nahm man nun eine Neufassung des Statuts an, aus dem die Wiedervereinigungsformel gestrichen wurde und die Formulierung "Die Gesellschaft unterstützt die Organe der Staatsmacht" hinzukam.

Die Monatshefte für Veterinärmedizin wurden 1962 mit einem Beschluss des Präsidiums der WGV, dessen Herausgabe zu übernehmen, offizielles Publikationsorgan der WGV.

Mit der Jahreshaupttagung 1963 wurde die Aufnahme von staatlich geprüften Veterinärtechnikern und technischen Assistentinnen in veterinärmedizinischen Einrichtungen in die WGV gestattet.

1964 löste der Ministerrat der DDR die WGV vom Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen und unterstellte sie dem neu gebildeten Landwirtschaftsrat.
In den folgenden Jahren wurde die Weiter- und Fortbildung der Tierärzte der WGV zunehmend zentralisiert und das Statut bis 1973 so geändert, dass die Aufgaben mit der SED-Staatspolitik konform gingen. Durch diese Statutenänderung kam es auch zu strukturellen Veränderungen und die vormaligen freigewählten Fachsektionen wurden zu Fachkommissionen, Arbeitskreisen und Arbeitsgruppen, die vom Präsidenten berufen wurden.

Die Fachkommissionen waren:
- die Geflügelproduktion,
- Hygiene in der Nahrungsgüterwirtschaft,
- Kleine Haus- und Pelztiere,
- Labordiagnostik,
- Pferd,
- Rinderproduktion,
- Schafproduktion,
- Schweineproduktion,
- Staatsveterinärkunde.
Die Arbeitskreise waren:
- die Bienengesundheit,
- Fische,
- Immunologie,
- Milchhygiene und Eutergesundheit,
- Radiobiologie,
- Tierarzneimittel,
- Versuchstierkunde,
- Veterinärhygiene,
- Wildhygiene und Zuchthygiene.

Bis 1990 stieg die Mitgliederzahl von 450 Mitgliedern im Gründungsjahr auf ca. 4.700 Mitglieder an.

Die Gesellschaft löste sich auf Beschluss der Mitgliederversammlung zum 31. Dezember 1990 auf, nachdem die Versuche einer Fusion mit der "Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e. V." der Bundesrepublik bzw. mit dem 1990 gebildeten "Tierärzteverband der DDR" gescheitert waren.

Als Präsidenten fungierten: Viktor Goertler (1954); Wilhelm Schulze (1954-1955); Fritz Freudenberg (1955-1958); Tankred Koch (1958-1962); Rudolf Neundorf (1963-1965); Karl Rothe (1965-1973) und Günter Heider (1973-1990).

Der Bestand wurde 1995 dem Landesarchiv Berlin übergeben.


2. Bestandsbeschreibung

Der Bestand umfasst 616 Akten (7,00 lfm) mit der Laufzeit 1954 - 1990. Er beinhaltet u.a. Unterlagen und Protokolle zum Sitzungen des Präsidiums, der Leitung und dem Vorstand. Desweitern Sitzungsprotokolle, Arbeitsberichte und Einladungen zu Mitgliederversammlungen. Berichte, Bewertungen und Programme zu Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen der verschiedenen Bezirkssektionen, Fachkommissionen und Arbeitskreisen runden den Bestand ab. Vor allem sind aber Unterlagen zur Redaktion der Monatshefte für Veterinärmedizin überliefert.

Er wurde von Dezember 2013 bis September 2014 und im April 2016 von Jennifer Grüntjens im Rahmen der Ausbildung zur Archivinspektor-Anwärterin erschlossen und mit der Software AUGIAS Archiv 8.3. verzeichnet. Der Bestand lag ungeordnet ohne Aktenplan oder Aktenverzeichnis vor. Es wurden ca. 0,5 lfm Doppelüberlieferung kassiert.

Der Bestand ist über die Findmittel: Datenbank und Findbuch nutzbar.

Er wird wie folgt zitiert: Landesarchiv Berlin C Rep. 060-50, Nr. … .

Einige Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen nach § 9 Archivgesetz Berlin (ArchGB) vom 14. März 2016 für die Benutzung befristet gesperrt. Nach § 9 Abs. 4 ArchGB kann eine Verkürzung der Schutzfristen auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.


3. Korrespondierende Bestände

LAB C Rep. 101 - Der Oberbürgermeister von Berlin Nr. 889
LAB C Rep. 112-02 - Magistrat von Berlin, Rat für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft (RLN) Nr. 244


4. Literatur

Monatshefte für Veterinärmedizin, Berlin 1946-1994.



Berlin, April 2016 / Januar 2024 Jennifer Grüntjens / Kerstin Bötticher

Reference number of holding
C Rep. 060-50

Context
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> C Bestände (Ost-) Berliner Behörden bis 1990 >> C 7 Kammern und Körperschaften, Parteien, Organisationen und Vereine >> C 7.2 Verbände und Vereine

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22.08.2025, 11:21 AM CEST

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