Sonstiges

27073 Nachlass Karl Nickel (Bestand)

Inhalt: Der Bestand enthält Unterlagen zum Betrieb der ersten Computer an der Technischen Hochschule Karlsruhe und zum Aufbau der dortigen Informatik.
In einer vierbändigen Zusammenstellung, die durch den Geschäftsführer der Fakultät für Informatik, Herrn Wilhelm Denz, aus von Nickel stammenden Unterlagen angelegt wurde, ist der Aufbau des Instituts und später der Fakultät für Informatik schrittweise und kompakt ablesbar. Es finden sich wesentliche Dokumente zur Geschichte der Karlsruher Informatik, darunter das Skript zur ersten, von Karl Nickel abgehaltenen Programmiervorlesung. Weiterhin hervorzuheben sind die Unterlagen zur Planungsarbeit verschiedener Gremien sowie zu landes- und bundesweiten Förderprogrammen. Ein Großteil der Unterlagen zu elektronischen Rechenanlagen besteht aus Herstellerbroschüren. Zu den Rechnern Zuse Z 22 und Z 23 finden sich Tabellen zu den Rechenzeiten und Nutzern der an der Technischen Hochschule Karlsruhe laufenden Geräte. Unterlagen zu den Programmiersprachen ALGOL und KARLA X8 geben ebenso wie S/W-Fotografien Einblick in die Arbeit mit Rechenanlagen sowie in die Geräteausstattung. In der Klassifikationseinheit 'Forschung und Lehre' sind wissenschaftliche Arbeiten, hauptsächlich zur Intervall-Mathematik mit Anwendung von Rechenmaschinen, sowie Unterlagen zur Lehrorganisation zu finden.

Entstehungsgeschichte: Karl Nickel (1924-2009)
Jugend, Ausbildung und Privates (1924-1951)
Karl Nickel wurde am 09.02.1924 in Tübingen geboren. Von 1930 bis 1942 besuchte er die Schule, die er im März 1942 mit dem Reifezeugnis an der Kepler-Oberschule Tübingen abschloss. Vom 12.03.1942 bis Kriegsende 1945 leistete er Kriegsdienst in der Luftwaffe und war anschließend sechs Wochen in Gefangenschaft. Während seines Kriegsdienstes nahm er im Wintersemester 1943/1944 ein Studium der Mathematik auf, das er nach dem Krieg an den Universitäten Göttingen und Tübingen fortsetzte. Am 17.07.1948 legte er seine Diplomhauptprüfung in Mathematik in Tübingen ab. Im selben Jahr heiratete er Gunilde, geb. Horten, mit der er drei Töchter hatte. Von 1948 bis 1950 war er Assistent am Mathematischen Institut der Universität Tübingen, wo er am 02.08.1949 bei Hellmuth Kneser und Erich Kamke zum Dr. rer. nat. promoviert wurde. Von 1950 bis 1951 war er Assistent am Institut für Gasdynamik der Technischen Hochschule Stuttgart.
Industrielle und akademische Tätigkeit - Überblick (1951-1989)
Von 1951 bis 1955 war Nickel in Forschung und Entwicklung am Instituto Aerotecnico in Córdoba, Argentinien beschäftigt. Nach seiner Rückkehr war er zunächst von 1955 bis 1956 Forschungsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Technischen Hochschule Braunschweig und dann von 1956 bis 1976 in Karlsruhe tätig. Von 1976 bis zu seiner Emeritierung 1989 war er als Nachfolger von Heinrich Görtler ordentlicher Professor am Institut für Angewandte Mathematik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Tätigkeit in Karlsruhe (1956-1976)
Von 1956 bis 1960 war Nickel wissenschaftlicher Angestellter an dem von Johannes Weissinger geleiteten Institut für Angewandte Mathematik der Technischen Hochschule Karlsruhe, wo er sich 1958 für Angewandte Mathematik habilitierte. 1960 wurde er Dozent und Wissenschaftlicher Rat, im Jahr darauf außerordentlicher Professor. Von 1962 bis 1976 war er Inhaber des Lehrstuhls für Numerische Mathematik und Großrechenanlagen, von 1962 bis 1967 auch Direktor des Instituts für Angewandte Mathematik. 1969 gründete er das Institut für Informatik und war bis 1972 dessen erster Direktor. 1972 gründete er das Institut für Praktische Mathematik und war bis zu seiner Wegberufung nach Freiburg dessen erster Direktor. Von 1972 bis 1973 war er Dekan der Fakultät für Mathematik. Während seiner Zeit in Karlsruhe lehnte er Rufe auf ein Ordinariat für Angewandte Mathematik an der Bergakademie Clausthal-Zellerfeld (1961), auf einen Lehrstuhl an der University of Notre Dame, Indiana, USA (1963), auf ein Ordinariat für Praktische Mathematik an der Technischen Hochschule Darmstadt (1963) und ein Ordinariat für Angewandte Mathematik an der Universität Hamburg (1967) ab.
Aufbau der Informatik in Karlsruhe (1958-1972)
Nickel war eine der Hauptpersonen beim Aufbau des neuen Fachs Informatik in Karlsruhe. Von 1959 bis 1967 war er am Aufbau des Rechenzentrums und der zugehörigen Vorlesungen beteiligt. Er hielt im Sommersemester 1958 die erste Programmiervorlesung an der Technischen Hochschule Karlsruhe ab. 1965 war er Initiator der Programmiersprache Triplex-ALGOL 60. 1967 war er Initiator des Vielfachzugriffsystems Hydra X-8. Von 1968 bis 1972 war er am Aufbau des Informatikstudiums beteiligt, der mit der Gründung der Fakultät für Informatik 1972 vollendet wurde.
Forschung und andere Aktivitäten
Nickels wissenschaftliches Interesse galt in der Numerik der Intervall-Mathematik, in der Angewandten Mathematik der Strömungslehre sowie der Informatik. Nickel nahm zwischen 1960 und 1986 viele Gastprofessuren und Gastaufenthalte, vor allem in Nordamerika, wahr.
Karl Nickel starb am 01.01.2009 in Freiburg.

Vorarchivische Bestandsgeschichte: Die als Teil des Zugangs 40/08 übernommenen Unterlagen dieses Bestandes wurden vor der Übernahme durch den Geschäftsführer der Fakultät für Informatik Wilhelm Denz über eine Reihe von Jahren als Teil einer in Aktenordnern zusammengestellten Dokumentensammlung zur Geschichte der Fakultät verwahrt. Die als Teil des Zugangs 37/08 übernommenen Unterlagen wurden durch Karl Nickel zu einem unbekannten Zeitpunkt vor dem 01.07.1993 (erschlossen aus einem Paketaufkleber mit vierstelliger Postleitzahl) an den im Rechenzentrum der Universität Karlsruhe beschäftigten Prof. Willi Schönauer gesandt und lagerten vor der Übernahme durch das Archiv im Rechenzentrum.

Beschreibung der Zugangsvorgänge: Zugang 40/08 wurde am 01.09.2008 von der Fakultät für Informatik übernommen (siehe Übergabevereinbarung vom 16.09.2008 / 11.11.2008 unter Aktenzeichen 7511.21-2 in der Dienstregistratur des Archivs). Zugang 37/08 wurde am 26.08.2008 aus dem Rechenzentrum der Universität Karlsruhe übernommen. Zugang 08/12 wurde am 24.02.2012 von der Witwe Nickels, Frau Gunild Nickel, Noeggerathstr. 34, Bonn, übernommen.

Archivische Bewertung: Aus den Unterlagen wurden Dubletten kassiert.

Erläuterung der Ordnung: Die durch den Fakultätsgeschäftsführer Wilhelm Denz eingerichtete Sammlung wurde in Ihrer Struktur belassen und als eigene Klassifikationseinheit von den übrigen Unterlagen des Bestands abgesetzt.

Erschließungsinformation: Der Bestand wurde im September 2010 durch die wissenschaftliche Hilfskraft Helen Maucher unter Anleitung durch Klaus Nippert erschlossen. Ergänzungen durch Nippert erfolgten im März 2012.

Klassifikationsübersicht: 1 Chronik der Karlsruher Informatik
2 Rechenanlagen
3 Forschung und Lehre
4 Persönliche Unterlagen

Bestandssignatur
27073
Umfang
0,3 m

Kontext
KIT-Archiv (Archivtektonik) >> 2 Karlsruher Institut für Technologie und Vorläufer >> 27 Nachlässe und Sammlungen zu Personen
Verwandte Bestände und Literatur
Verweis auf ähnliches Material: KIT-Archiv:
21011, 837 Personalakte
21011 Fakultät für Informatik
25013 Rechenzentrum
27063 Nachlass Ulrich Kulisch
28002, 342 Biografische Sammlung

Literatur: Kulisch, Ulrich: Die Anfänge des Rechenzentrums und der Informatik an der Universität Karlsruhe, in: Fridericiana. Zeitschrift der Universität Karlsruhe 59 (2002), S. 25-40.

Indexbegriff Sache
ALCOR Zuse Z 23
ALGOL
Algol-60
ER 56
HYDRA
HYDRA EL-X8
HYDRA-X8
KARLA X8
Triplex-Algol
Triplex-ALGOL-Z 23
Zuse Z 22
Zuse Z23
Indexbegriff Person
Atchinson, William F.
Beauclair (de), Wilfried
Christ, H.
Denz, Wilhelm
Draheim, Heinz
Dussel, Rainer
Forsythe, George E.
Gerwin, Robert
Goos, Gerhard
Gorn, Saul
Herzberger, Jürgen
Kamke, Erich
Keenan, Thomas A.
Korfhage, Robert R.
Kulisch, Ulrich
Muller, David E.
Perlis, A. J.
Prause, Klaus
Rauer, H.-J.
Schmid, Detlef
Schmitt, B.
Steinbuch, Karl
Wippermann, Hans-Wilm

Provenienz
Karl Nickel
Bestandslaufzeit
1958- ca. 2010

Weitere Objektseiten
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Zugangsbeschränkungen
Benutzungbeschränkungen: Signaturnummer 4 unterliegt einer Schutzfrist für personenbezogene Unterlagen.
Letzte Aktualisierung
06.03.2025, 18:21 MEZ

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Objekttyp

  • Sonstiges

Beteiligte

  • Karl Nickel

Entstanden

  • 1958- ca. 2010

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