Bestand

A05-Bestand Studio Nürnberg / Studio Franken, Leitung und Verwaltung (Bestand)

Form und Inhalt: 2005 übergab die Leitung des Studio Franken dem Historischen Archiv des Bayerischen Rundfunks insgesamt 129 Aktenordner und Mappen aus den Jahren 1948 bis 1990. Die Akten der Abteilungen Studioleitung, Verwaltung und Technik waren zuvor auf einem Dachboden und in einem Keller des Studios gelagert. Der Erhaltungszustand war trotzdem gut: Vereinzelte Rostflecken traten auf, größere Schäden waren nicht zu erkennen. Die Akten wurden in säurefreie Mappen und Archivkartons umgebettet (in Einzelfällen wurde dabei ein Aktenordner auf zwei Mappen aufgeteilt), von allen Metallteilen befreit und als Bestand NV (= Nürnberg Verwaltung) in der Datenbank FAUST verzeichnet. In erster Linie handelt es sich um Schriftwechsel der Nürnberger Studioleitung mit internen und externen Korrespondenzpartnern. Dabei wurden alle Korrespondenzpartner der Studioleitung detailliert erfasst (siehe Personenregister). Daneben gibt es vereinzelt allgemeine Verwaltungsunterlagen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden zunächst nur die Akten bis 1975 veröffentlicht. Das Findbuch ist sortiert nach Archivtitel und Laufzeit und beinhaltet vor allem Schriftwechsel extern, intern, mit München sowie Hörerpost.

Die externe Korrespondenz ist thematisch breit angelegt: Sie umfasst sowohl Firmenangebote und Einladungen zu Veranstaltungen als auch Bewerbungen, Reaktionen auf eingereichte Manuskripte und ähnliches. Auffällig ist, dass die externe Korrespondenz der Studioleitung in den Aufbaujahren 1948 bis etwa 1960 thematisch wesentlich breiter ist als in den nachfolgenden Jahren. Dies erklärt sich folgendermaßen: In den ersten Jahren seines Bestehens ist das Studio personell noch schwach besetzt. In dieser Phase laufen die meisten Schriftwechsel direkt über den Schreibtisch der Studioleitung. Nach dem personellen Ausbau des Studios bildet sich eine stärker hierarchische Arbeitsaufteilung heraus, die dazu führt, dass viele Anfragen und Mitteilungen von den neu entstandenen Redaktionen und Abteilungen beantwortet werden, ohne dass die Studioleitung involviert ist. Drei Akten dokumentieren die Arbeit des "Kuratorium Franken", das sich Ende der 1960er Jahre mit der Förderung der Kultur im fränkischen Raum beschäftigte. In diese Fördertätigkeit waren das Studio Nürnberg und vor allem Wolfgang Buhl, damals Leiter der Nürnberger Wortabteilung, stark involviert. Der interne Schriftwechsel dokumentiert Verwaltungsvorgänge, Dienstpläne und Personalia, Wochenberichte, technische Neuerungen, Umgestaltungen des Studios und des Studiogeländes sowie Änderungen des Programmschemas und des Organisationsaufbaus. Hervorzuheben sind auch zwei Akten (NV/120 und NV/124) mit Unterlagen zur Geschichte des Studio Nürnberg bzw. Studio Franken sowie zu den Anfängen der Rundfunktechnik: Zeitschriftenaufsätze, Chroniken, Broschüren (meist in fotokopierter Form). In den Unterlagen finden sich auch Schaltpläne für Übertragungen von (politischen) Veranstaltungen aus den 1930er Jahren. Daneben umfassen die beiden Akten Unterlagen aus dem eher "privaten" Studioalltag: Beispielsweise Kopien von Fotos von Betriebsausflügen aus den 1950-1970er Jahren sowie von Betriebsfeiern und eine Faschingsparodie auf Mitarbeiter des Studios und Geburtstagsglückwünsche.

Geschichte des Studio Franken

Bezieht man die Vorläufer des Studio Franken mit ein, reicht die Geschichte des Studios bis ins Jahr 1924 zurück: Am 2. August 1924 wird in der Oberpostdirektion in Nürnberg der erste Zwischensender Bayerns in Betrieb genommen. Zunächst nur für die Übertragung des Münchner Programms konzipiert, trägt der Sender Nürnberg bereits 1925 zum gesamtbayerischen Programm bei. In den Jahren des Nationalsozialismus wird der Aktionsbereich des Nürnberger Senders stark beschränkt. Seine Aufgabe begrenzt sich nun zunächst darauf, Musikbeiträge für das Programm des Reichssenders München zu produzieren. Mit Kriegsbeginn reduziert sich die Tätigkeit des Senders - wie die aller anderen deutschen Zwischensender - darauf, reine Sendestation des Münchner Programms bzw. des Reichsprogramms zu sein. Mediale Großereignisse in Nürnberg wie die NSDAP-Reichsparteitage führen allerdings dazu, dass der Nürnberger Sender eine gewisse Bedeutsamkeit behält: Bei den Übertragungen stellt Nürnberg die technischen Mittel, während es sich beim ausführenden Personal fast ausschließlich um "handverlesene" Personen von den Sendern München oder Berlin handelt. Nach dem Krieg geht der Sender Nürnberg bereits am 22. November 1945 wieder auf Sendung: Grund dafür ist die Übertragung der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. Sprecher der Prozess-Kommentare ist Fritz Mellinger. Mit dem Ende der Prozesse formiert sich das Studio Nürnberg neu: Fritz Mellinger wird im Oktober 1948 als erster Leiter des Studios Nürnberg eingestellt. Im Frühjahr 1949 bezieht das Studio schrittweise seine neuen Räume in einem ehemaligen Pferdelazarett in der Nürnberger Wallensteinstraße 117, wo sich das Studio bis heute befindet. Am 3. Juni 1949 erfolgt die offizielle Einweihung des Studios an der Wallensteinstraße - als regionales Studio des Bayerischen Rundfunks, der im Januar 1949 als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet worden war. Zunächst besteht das Studio Nürnberg organisatorisch nur aus Studioleitung und Musikabteilung. Am 1. Juni 1960 wird die Wortredaktion im Hörfunk gegründet. Es folgt im März 1962 die Einrichtung einer Nürnberger Fernsehredaktion. In späteren Jahren werden diese Redaktionen weiter untergliedert. Von 1949 bis 1990 trägt das Studio den Namen "Studio Nürnberg". Am 1. Mai 1990 erfolgt die Umbenennung in "Studio Franken", um die über Nürnberg hinausreichende, regionale Arbeitsweise des Studios schon in der Namensbezeichnung deutlich zu machen.

Die Leiter des Studio Nürnberg/Studio Franken

Bei den Korrespondenzakten der Studioleitung handelt sich um die Schriftwechsel folgender Studioleiter:
Fritz Mellinger (Okt. 1948 - Jan. 1950)
Otto Freundorfer (kommissarischer Studioleiter: Febr. 1950 - Mai 1950)
Dr. Hermann Dollinger (Juni 1950 - April 1958)
Konrad Michel (Mai 1958 - Sept. 1978)
Dr. Wolfgang Buhl (Okt. 1978 - April 1990) [noch nicht veröffentlicht]

Literaturhinweise

- Simon, Gabriele: Studio Nürnberg. Entwicklungsstadien und Funktionen von der "Relaisstation" bis zur "Außenproduktionsstelle des Bayerischen Rundfunks",Magisterarbeit, Erlangen-Nürnberg 1986;
- Wachter, Clemens: Kultur in Nürnberg 1945 - 1950. Kulturpolitik, kulturelles Leben und Bild der Stadt zwischen dem Ende der NS-Diktatur und der Prosperität der fünfziger Jahre, Dissertation, Nürnberg-Erlangen 1998;
- Rahmes, Dietmar u. Brendel, Wolfram: 50 Jahre Rundfunk in Nürnberg (1924-1974). In: Fränkische Postgeschichtsblätter, Nr. 32, April 1974. Seite 1-8;
- Online-Chronik s. http://www.br-online.de/frankengeschichte
- Bayerischer Rundfunk, Studio Franken (Hrsg.): Überall ist Franken. Der Bayerische Rundfunk in Nürnberg und Würzburg, Broschüre, Nürnberg Mai 2009;

Bestandssignatur
BR, Historisches Archiv, München (Archiv), NV
Umfang
1 Findbuch

Kontext
BR, Historisches Archiv (Archivtektonik) >> Tektonikgruppe A = Akten >> A05 Bestandsgruppe Studio Nürnberg/Studio Franken >> A05-Bestand Studio Nürnberg / Studio Franken, Leitung und Verwaltung 1948-1986 (Findbuch bis 1975 online)

Bestandslaufzeit
1948 - 1986

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
15.01.2024, 13:50 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • 1948 - 1986

Ähnliche Objekte (12)