Erstellt: 18.09.2015, 11:50 MESZ
Letzte Änderung: 20.10.2016, 16:09 MESZ
Vorderasiatisches Museum (11)
  • 1

    Fassade des Innin-Tempels des Karaindasch (Ausschnitt)

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Bauausstattung / Installation (Architekturrekonstruktion) ... Im Verlauf der Arbeiten entlang der Ziegelmauer um das Heiligtum Eanna in Uruk stießen die Ausgräber auf einen Mauerwinkel, in dem unvermutet Reste eines kleinen Tempels zutage traten. Der rechteckige Bau mit kleinem Vorhof und größerer Cella hatte die Maße von etwa 22,5 zu 17,5 Metern, besaß stark betonte Gebäudeecken und war an den Außenwänden mit einer Nischenfassade versehen. In unmittelbarer Umgebung fanden sich Reste vieler Formziegel, deren erkennbare Einbindung ins Mauerwerk sie als Zierstücke der Außenwand auswies. Beim Zusammenfügen ergab sich so eine Art nischenartig gegliederte Blendfassade, deren vorspringende Teile mit halbrunden Symbolen und geschlängelten Bändern verziert waren, während in den Nischen Figuren gestanden hatten. Einer der Ziegel gab inschriftliche Auskunft über den Bauherrn. Ein König Kara-indasch hatte den Tempel für die Göttin Inanna von Uruk errichten lassen. Überlieferte Königslisten gestatten die Datierung des Bauwerks um das Jahr 1413 v. Chr. Kara-indasch gehörte zur Dynastie eines „Kassiten“ genannten Bergvolkes, das damals über Babylonien herrschte, aber weitgehend assimiliert wurde und die babylonischen Traditionen aktiv fortführte. Ein Ausdruck dieses Traditionswillens ist letztlich auch der hier beschriebene Tempel, der der schon seit dem Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. verehrten Göttin geweiht war. Die eine Berglandschaft wiedergebenden gerundeten Symbole an der Wand und auf den Gewändern der Figuren weisen noch auf die Herkunft der Dynastie hin. Die Figuren selbst, durch Hörnerkronen als Götter kenntlich, stehen ganz in mesopotamischer Tradition. Es sind abwechselnd nicht namentlich bekannte weibliche und männliche Götter, deren Hände Wasserflaschen halten, aus denen belebendes Nass in Strömen zur Erde fließt. Der groben Struktur der Ziegel angemessen, erscheint die Darstellung der Götter schematisch und vereinfacht. Das Wesentliche des Ausdrucks einer göttlichen Gewalt ist aber erfasst und erstaunlich gut in den Proportionen mit den Erfordernissen der Fugentrennung in Einklang gebracht. Kappe, Gesicht, Schultern und Arme werden durch die Fugen nicht gestört. Andere Details, wie der Fluss der Haare, sind kaum beeinträchtigt. Bemerkenswert ist die Verbindung des der Flasche entströmenden Wassers beim Übergang von der Halbplastik zur Fläche der Wand. Es wird deutlich, dass der Ausführung eine wohldurchdachte Modellplanung zugrunde lag. Wandverzierungen mit Formziegeln sind seit altbabylonischer Zeit nachweisbar. In figürlicher Gestaltung, wie überhaupt in Verbindung mit der Bauform des Tempels, ist dieses Architekturbeispiel jedoch in Vorderasien bisher der früheste Beleg. [Joachim Marzahn] ... Keramik ... Breite: 9,75 m (inklusive Türweg) ... Höhe: 2,11 m (mit Sockel) ...

    18.09.2015, 11:51 MESZ

  • 2

    Kultische Szene (sog. Preußer-Siegel)

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Rollsiegel ... Ein in der Abrollung nach rechts blickender Mann im kurzen Gewand (Netzrock) und mit wulstiger Kappe auf dem Kopf hält blühende Zweige in seinen vor dem Körper gehaltenen Händen. Er wird von zwei Schafen flankiert, die von diesen Zweigen fressen. Neben dieser Fütterungsszene sind zwei Schilfringbündel (Symbole der Göttin Innana) zu erkennen, zwischen denen zwei hohe Vasen, die in ihrer Formgebung der bekannten steinernen Uruk-Vase ähneln (Kopie im Vorderasiatischen Museum), stehen. Über der Vase ist ein kleines, nach rechts gewandtes Schaf dargestellt. Es wird diskutiert, dass es sich bei dieser Zusammenstellung um eine 'verkürzte' Wiedergabe eines Tempeleingangs handelt. Der im Siegel steckende Bronzeschaft endet in einem Griff in Form eines liegenden Schafes. Der Griff ist durchlocht. Dieses Siegel gilt als eines der herausragenden Stücke der Uruk-Zeit. [Anja Fügert] ... Stein-Marmor und Bronze ... Durchmesser: 4,5 cm ... Höhe: 5,4 cm (8,1 cm mit Griff) ...

    18.09.2015, 11:53 MESZ

  • 3

    Symbolsockel mit Inschrift Tukulti-Ninurtas I.

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Bauausstattung / Installation (Sonstiges) ... Der reliefierte Sockel wurde in einem Raum des Ischtar-Tempels in Assur aufgefunden. Er stand ursprünglich wohl vor einer Wand und trug als Teil des Tempelinventars kultisch verehrte Göttersymbole. Ein solches Göttersymbol ist auf der vorderen Ansichtsseite des steinernen Sockels wiedergegeben: eine rechteckige Schrifttafel mit Schreibgriffel, die auf einem nahezu identischen Sockel mit abgestufter Basis und oben beiderseits ausladenden Wulsten stehen. Tafel und Griffel sind Symbole des Nabu, des Gottes der Schreibkunst (jedoch s. u. zur Inschrift, Nennung des Nusku, Gott des Feuers). Während das Bildfeld des Symbolsockels auf dem Relief undekoriert blieb, ist die Fläche des dreidimensionalen Sockels mit einer Reliefszene versehen. Eine stehende und eine kniende männliche Gestalt verehren den Kultsockel. Die Ikonographie beider Figuren ist bis in das letzte Detail identisch: bärtiger Mann mit Keule in der linken Hand, langes fransengesäumtes Gewand mit schmalem Gürtel, Körperschmuck. Aus der Inschrift auf der Sockelbasis ergibt sich, dass König Tukulti-Ninurta I. dargestellt ist, und zwar in zwei Bewegungsphasen. Die unvollständig erhaltene Inschrift lautet (Auszug): „Kultsockel des Gottes Nusku, des Großwesirs, des Tempels E-kur ..., der alltäglich die Gebete Tukulti-Ninurtas (I.) wiedergibt ...“. [Ralf B. Wartke] ... Stein-Alabaster ... Dicke: 23,5 cm ... Höhe: 58 cm ...

    18.09.2015, 11:51 MESZ

  • 4

    Schreitender Stier vom Ischtar-Tor (III. Baustufe)

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Ziegelfassade ... Keramik; glasiert ... Fund ... Babylon (historischer Ortsname: Babili) ... Herstellung ...

    18.09.2015, 11:50 MESZ

  • 5

    Liegendes Rind

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... zoomorphe Figur ... Statuette eines liegenden Kälbchens mit kleeblattförmigen Einlagen, die aus Lapislazuli gefertigt wurden. Das Bohrloch auf der Unterseite lässt auf eine Befestigung, zum Beispiel als Griff eines Rollsiegels, schließen. ... Stein-Marmor, Lapislazuli ... Höhe: 2,6 cm ... Länge: 5,2 cm ...

    18.09.2015, 11:53 MESZ

  • 6

    König Barrakib und sein Schreiber

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Relief ... Der Eckorthostat vom Eingang des Nördlichen Hallenbaus der Burg von Sam'al gehört zu einer Gruppe reliefierter Steinplatten, die Szenen aus dem höfischen Leben darstellen. Das Relief zeigt den Herrscher auf einem Thron sitzend, ein vor ihm stehender Beamter scheint Anweisungen entgegenzunehmen. Ein Wedelträger hinter dem Thron ist nur in der Seitenansicht zu sehen. Barrakib hält in seiner Linken ein Herrschaftssymbol mit Palmettenbekrönung, die rechte Hand ist leicht erhoben. Der Schreiber trägt unter dem linken Arm die zusammengeklappte Schreibtafel und in der linken Hand ein Behältnis, in dem seine Schreibutensilien aufbewahrt sind. Bart- und Haartracht des Königs lassen die Abhängigkeit von der assyrischen Mode erkennen, wodurch sich das Vasallenverhältnis zum assyrischen Herrscher ausdrückt. Die Kopfbedeckung des Thronenden, eine glatte Kappe mit hochgeschlagenen Wangenklappen und Troddel, und die bis auf die Füße reichenden Gewänder verkörpern die einheimische Tracht. Während die glatten Gewandpartien nur flächig angelegt und ebenso das Schuhwerk, die nackten Körperzonen und die Kopfbedeckung kaum differenziert sind, wurde besondere Sorgfalt auf die Ausarbeitung der Köpfe und auf die Angabe der Details an Thron, Fußbänkchen sowie Gewandsaum gelegt. Nach Originalfunden ist gesichert, dass mit den dekorativen Elementen der (hölzernen) Möbel Metallbeschläge aus Kupfer oder Bronze gemeint sind. Die einzeilige aramäische Inschrift am oberen Bildrand ist durch Worttrenner gegliedert. Der Text neben dem Kopf des Herrschers lautet: "Ich bin Barrakib, der Sohn des Panammuwa", rechts neben dem astralen Symbol ist zu lesen: "Mein Herr, der Ba'al-Harran". Mit dem "Herrn von Harran" ist der Mondgott gemeint, dargestellt als Mondscheibe und Mondsichel, die wie eine kleine Standarte mit Griff und Troddeln wiedergegeben sind. [Ralf-Bernhard Wartke] ... Stein-Basalt ... Gewicht: 1600 kg ... Höhe: 115 cm ...

    18.09.2015, 11:55 MESZ

  • 7

    Schreitender Drache vom Ischtar-Tor (III. Baustufe)

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Ziegelfassade ... Keramik; glasiert ... Fund ... Babylon (historischer Ortsname: Babili) ... Herstellung ...

    18.09.2015, 11:50 MESZ

  • 8

    Achtseitiges Prisma mit Weihinschrift Tiglatpilesars I. von Assyrien

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Schriftträger (Prisma) ... Obgleich der Anlass zur Anfertigung solcher Inschriften in der Regel der Bau von Tempeln war, hat der Inhalt weit größere Bedeutung für die Geschichtsforschung. Aufbau und Inhalt dieser zeitgenössischen Texte gehen weit über den Zweck hinaus und dienen der Glorifizierung des Bauherrn durch Auflistung seiner Taten. Das abgebildete Stück, das besterhaltene einer Reihe von Exemplaren, berichtet von den Kriegszügen Tiglatpilesars I. (1114–1076 v. Chr.) von Assyrien. Eingeteilt in sichtbare Paragraphen werden nach der Einleitung mit Gottesanrufungen und Titulatur die Feldzüge in Annalenform chronologisch beschrieben. In bildreicher und drastisch realistischer Erzählweise erscheinen aufeinanderfolgend militärische Operationen von großer Reichweite und kriegerischer Härte. Sie führten u. a. bis nach Anatolien und Armenien, zu den Quellen des Tigris und Habur, wie auch nach Obermesopotamien/Syrien sowie in die Wüste zum Kampf gegen die Aramäer. Erstmals konnten das Mittelmeer erreicht und die dortigen Staaten unterworfen werden. Wegstrecken von mehr als 1000 Kilometern wurden zurückgelegt, wobei man auch Pioniertechnik zur Flussüberwindung einsetzte. Entscheidenden Anteil am siegreichen Vorgehen hatten dabei die beweglichen Kampfwagenverbände. Reiche Beute floss ins Land, es wurden „erobert 42 Länder und ihre Könige, vom Ostufer des Unteren Zab ... bis jenseits des Euphrat, die ‚Hethiter’, und das (Mittel)meer im Westen – von meinem Antrittsjahr bis zu meinem fünften Regierungsjahr“. Exotische Früchte und Bäume führte man mit und kultivierte sie in Assyrien. Elefanten und andere Wildtiere fing man und hielt sie als Schauobjekte bzw. zur Zucht von Opfertieren. Dies alles wurde aufgezeichnet anlässlich der Wiederherstellung des Anu-Adad-Tempels in Assur, datiert am 29. Tag des Kuzallu im Eponymat des Obermundschenks Ina-ilija-allak (d. i. etwa 13. Juni 1109 v. Chr.), und im Fundament niedergelegt. [Joachim Marzahn] ... Ton; gebrannt ... Durchmesser: 20 cm ... Gewicht: 22,5 kg ...

    18.09.2015, 11:52 MESZ

  • 9

    Großer Vogel auf Säule

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... zoomorphe Figur ... Auf der Terrasse vor dem Palast des Fürsten Kapara fanden sich mehrere Bruchstücke einer Vogelskulptur, die auf einem Kapitell thronte. Aufgrund der kreisrunden Vertiefung auf dem Kopf und des Zapfens auf der Unterseite des Kapitells hatten die Ausgräber zunächst angenommen, dass es sich bei dem Raubvogel um eine der Säulen vom Westpalast handeln müsste. Weitere Fragmente sowie zwei Kapitelle mit Vogelkrallen belegen, dass es mindestens drei derartige Skulpturen gegeben hatte. Die große Ähnlichkeit zwischen diesen Bildwerken und dem westlichen Greifen vom zweiten Durchgang des Westpalastes spricht für eine gemeinsame Werkstatt und damit auch für eine zeitgleiche Datierung. Ohne gesicherten Fundkontext bleibt hingegen die Aufstellung vor dem Hilani hypothetisch. Möglicherweise diente die Vertiefung auf dem Kopf der Aufnahme von Libationen, wie sie für den Sockel einer Königsstatue aus Zincirli angenommen werden kann. Die ursprünglich noch erhaltene linke Augeneinlage aus Kalkstein ist verloren gegangen. Zwei nachträglich eingepasste Fragmente auf der rechten Brusthälfte und im Nacken lassen noch erkennen, wie sich die Gesteinsfarbe durch den Brand des Tell Halaf-Museums verändert hat. [Nadja Cholidis] ... Stein-Basalt ... Durchmesser: 70 cm ... Höhe: 187 cm ...

    18.09.2015, 11:52 MESZ

  • 10

    Statuette eines Beters

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Figur-anthropomorph ... Die Statuette eines bärtigen Mannes lag in Versturzlage im Vorraum zur Cella des sog. archaischen Ischtar-Tempels von Assur. Der kahlköpfige Mann mit nacktem Oberkörper trägt einen dicken Rock, bei dem die kräftigen in mehreren Reihen geordneten Zotten an ein Schaffell denken lassen. Die Figur hat ihre Hände vor der Brust im Gebetsgestus ineinander verschränkt. Zusammen mit weiteren Fragmenten ähnlicher Kleinplastiken und anderen Kultgeräten gehörte die Statuette zum Kultinventar des Tempels. Die Statuetten von Betern standen wahrscheinlich auf kleinen Bänkchen in der Zella und verharrten stellvertretend für reale Personen vor dem Kultbild der Gottheit im immerwährenden Gebet. Die Deutung derartiger Figuren als Abbilder von Angehörigen des Hofstaates oder der Priesterschaft wird dadurch gestützt, dass mitunter auf Arm oder Rücken Name und Funktion des jeweils Dargestellten eingeschrieben waren. Obwohl die Statuette unvollständig und teilweise beschädigt ist, dürfte es sich um die Wiedergabe einer hochrangigen Person handeln. In der künstlerischen Ausführung fällt eine gewisse Diskrepanz zwischen der summarischen Wiedergabe des Tierfells und der Sorgfalt der Ausarbeitung des Kopfes auf. Wirkung und Ausdruckskraft der Statuette waren durch die einst farbig inkrustierten Augen, Brauen und Brustwarzen noch gesteigert. [Ralf-Bernhard Wartke] ... Stein-Alabaster ... Breite: 20 cm ... Gewicht: berechnet 20 kg ...

    18.09.2015, 11:55 MESZ

  • 11

    Prozessionsstraße von Babylon (Gesamtansicht des rekonstruierten Teils)

    Vorderasiatisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin ... Bauausstattung / Installation (Architekturrekonstruktion) ... Wer im 6. Jahrhundert v. Chr., sich von Norden der Stadt nähernd, Babylon betreten wollte, musste sich zunächst in eine durch hohe Mauern mit vorspringenden Türmen eingeengte Straße begeben. An ihrem Ende erst, empfangen von einem durch Bastionen geschützten Vorplatz, erreichte er das Tor in den Mauern der Stadt – eines der sieben nachgewiesenen Tore im Befestigungsgürtel Babylons. Während des Durchschreitens dieser etwa 250 m langen und über 20 m breiten Anlage konnte der gewiss beabsichtigte tiefe Eindruck empfangen werden, den der Bauschmuck bei jedem Betrachter hinterlassen musste. Auf einer Teilstrecke von ca. 180 m vor dem Torplatz war den eigentlichen, mehr als sieben Meter starken Mauern eine farbige, reliefierte und zusätzlich mit Farbbändern versehene Verkleidung der Sockelzone vorgeblendet. Ziegelreliefs schreitender Löwen in leicht verminderter natürlicher Größe und farbig unterschiedlicher Gestaltung bildeten den Blickfang des Baukörpers. Diese Tiere gaben nicht nur einen Widerschein der Macht und Größe des Reiches und seiner Hauptstadt, sie symbolisierten auch – als ihre heiligen Tiere – eine der wichtigsten Gottheiten der Babylonier, die kriegerische und Zeugungskraft verkörpernde Göttin Ischtar. Der offizielle Name der Straße lautete: Aj-ibur-schapu, „nicht habe Bestand der Feind“. Denn diese Anlage war gleichermaßen als Wehranlage vor dem Torzugang zur Stadt wie auch als ein einer Gottheit angemessener kultischer Verehrungsort errichtet worden. Auf dem Höhepunkt seiner Macht hatte der neubabylonische (chaldäische) König Nebukadnezar II. (604–562 v. Chr.) die Stadt Babylon zur Errichtung eines Palastkomplexes außerhalb der Mauern nach Norden erweitern lassen. Die östliche Außenmauer dieses Palastes sowie die westliche Mauer eines Befestigungsbaus („Vorwerk“) bildeten zugleich die Einfassungsmauern der Straße. Mehrere Terrainaufschüttungen hatten allerdings zur rampenförmigen Anhebung der Straße geführt, die vor dem Tor eine Höhe von etwa 15 m über dem umgebenden Stadtniveau erreichte. Den Verlauf der Straße hatte Nebukadnezar, wie er in einer Bauinschrift selbst bekundet, nicht anzutasten gewagt. War dies doch der Weg, den während des bedeutendsten religiösen Festes des Landes – dem Neujahrsfest zum Frühjahrsanfang – die gewaltige Prozession der Götter des Reiches entlangzog. Als krönender Abschluss des elftägigen Festes kehrten die Statuen des Reichsgottes Marduk und die der in die Hauptstadt gebrachten anderen Landesgötter vom Neujahrsfesthaus in den Haupttempel zurück. Damit konnte das kultische Jahr der Babylonier seinen Lauf nehmen. Dieses Ereignis lag der prachtvollen Ausgestaltung des Baukörpers mit glasierten Ziegelreliefs zugrunde. Sowohl die Straße als auch das Tor hatten damit gegenüber den anderen Stadtzugängen eine einzigartige Gestaltung bekommen. Die Rekonstruktion im Museum hält sich an die bei der Ausgrabung festgestellten Gebäudemaße und zeigt nur etwa 30 m des Straßenverlaufs in auf ein Drittel verminderter Breite. Bauform und Gestaltung wurden ausgeführt sowohl nach den Grundmauerbefunden als auch nach Abbildungen babylonischer Bauwerke auf assyrischen Palastreliefs. Aus Tausenden Bruchstücken der im Laufe der Zeit zerstörten Ziegel wurden 1928 bis 1930 wichtige Teile des Löwenfrieses wiederhergestellt. Der restliche Aufbau, so die oberen Wandteile in Form von Lehmverputz, die farbigen Mauerkronen mit Treppenzinnen, aber auch Teile des Schmuckfrieses selbst, sind aus modernen Ergänzungen gefertigt. [Joachim Marzahn] ... Keramik; glasiert ... Länge: 30 m ... Breite: 8 m ...

    18.09.2015, 11:54 MESZ