Tänzerin
1861: Die Tänzerin Lola Montez stirbt in New York. In ihrer Autobiographie behauptet Montez, 1823 in Sevilla geboren zu sein – tatsächlich kommt sie 1821 als Eliza(beth) Gilbert in der irischen Grafschaft Sligo zur Welt. Nach einer gescheiterten Ehe erfindet sich die 19jährige Eliza als „Doña Maria de los Dolores Porris y Montez“, kurz: Lola Montez, neu. Sie lernt Spanisch, studiert spanischen Tanz und bedient damit geschickt die in den 1840er Jahren aufkommende Spanienbegeisterung (1845 erscheint Mérimées „Carmen“). Ihre ersten Auftritte in London spalten das Publikum – einig sind sich Kritiker und Bewunderer zunächst nur über die außergewöhnliche Schönheit der Montez. Dazu gesellt sich nach kurzer Zeit die Empörung, von einer falschen Spanierin getäuscht worden zu sein. Erkannt und ohne Engagement flieht Montez nach Kontinentaleuropa, wo sie sich abwechselnd als Tänzerin und Mätresse verdingt und dabei eine Spur von Affären und Skandalen hinter sich her zieht. Die resolute Montez trägt ein Messer im Strumpfband und scheut sich weder, deftige Ohrfeigen zu verteilen, noch von ihrer Reitpeitsche Gebrauch zu machen. Sie wird nacheinander aus Reuß-Ebersdorf, Preußen, Warschau und Baden-Baden ausgewiesen, bis sie 1846 nach München kommt. Dort verliebt sich der 60jährige König Ludwig I. von Bayern in sie, finanziert mit großen Summen ihren aufwändigen Lebensstil - und führt Buch darüber, insgesamt erhält Montez mehr als 160.000 Gulden, zu einer Zeit, als ein Universitätsprofessor 2000 Gulden pro Jahr verdient. Ludwig will Lola in den Adelsstand erheben und betreibt die dafür nötige Einbürgerung; darüber kommt es zum Streit und sein komplettes Ministerkabinett tritt zurück. Die Münchener Gesellschaft ist wenig begeistert, der Erzbischof boykottiert einen Hofball – Ludwig steht zu seiner Mätresse (kolportiert ist seine Entgegnung „Bleib‘ du bei deiner Stola, ich bleib' bei meiner Lola“). Unablässig erscheinen Schmäh- und Spottschriften (suchen Sie in der DDB z.B. nach „Vaterunser der Lola Montez selber“ oder „Das Nachtlager in Blutenburg“). Als Montez einen Aufruhr unter Studenten auslöst und daraufhin die Universität geschlossen wird, kommt es zu massiven Protesten der Bevölkerung, woraufhin die inzwischen zur Gräfin von Landsfeld erhobene Montez die Stadt verlassen muss. Die Montez-Affäre bildet den Ursprung der Unruhen, die in die Märzrevolution 1848 münden. Am 20. März dankt Ludwig ab. Seine „Lolitta“ wird er nie mehr persönlich wiedersehen.