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Streit um Kohlekraftwerk - Wo soll der Strom in Zukunft herkommen?
Noch in diesem Frühjahr will die EnBW am Rheinhafen in Karlsruhe ein neues großes Kohlekraftwerk bauen. Insgesamt sollen in Deutschland 25 weitere Kraftwerke diesen Typs folgen. Damit soll die Energielücke geschlossen werden, die mit dem Abschalten der Kernkraftwerke entsteht.
Doch Kohlekraftwerke sind wegen ihres hohen CO2 Ausstoßes Klimakiller, zudem können sie wegen Feinstaubemissionen die Gesundheit gefährden. Umweltschützer fordern deswegen verstärkt alternative Energien wie Wind, Wasser, Sonne oder Biomasse zu fördern. Kann man damit den Strombedarf in Zukunft decken?
Kohlekraftwerk? Nein Danke!
Die Luft in Karlsruhe gehört zu den schlechtesten im Land und sie könnte noch viel schlechter werden. Denn geht es nach den Plänen des Energiekonzerns EnBW qualmt das Rheinhafen-Dampfkraftwerk bald aus einem weiteren Schlot. Spätestens ab 2012 soll hier ein neuer Steinkohleblock Strom liefern. Die Gesamtleistung des Kraftwerks würde sich damit mehr als verdoppeln. Doch an der Kohle entzündet sich in Karlsruhe breiter Protest.
Ein Aktionsbündnis aus Bürgervereinen, Naturschützern, Kinderärzten und den Grünen will das neue Steinkohlekraftwerk verhindern. Die Befürchtung: Doppelt so viel Leistung bedeutet trotz moderner Systeme auch nahezu eine Verdopplung des Ausstoßes von CO2 sowie von gesundheitsschädlichem Feinstaub und Schwermetallen. Die EnBW hat aber eine erhebliche Reduzierung der Emissionen des Kraftwerks angekündigt. Der Karlsruher Gemeinderat hat dem Bau des Kohlekraftwerks mehrheitlich zugestimmt. Das Regierungspräsidium Karlsruhe wird spätestens Ende April über das Projekt entscheiden. Ministerpräsident Günther Oettinger hat sich zum Karlsruher Kohleofen bekannt: "Wir brauchen die Kohle für eine sichere Energieversorgung", sagte er am Dienstag.
Strom aus Gas - ein Modell mit Zukunft?
Der Streit um das neue Steinkohlekraftwerk in Karlsruhe, dem ein weiteres im Land in Mannheim folgen soll, wirft die Frage nach Alternativen auf. Vor allem Gas wird als sauberere Lösung gehandelt und auch für den Standort Karlsruhe von Gegnern der Steinkohle als Option betrachtet. Denn seine Verbrennung sei wesentlich effizienter, es entstehe nur halb soviel CO2 wie bei der Verbrennung von Kohle und keine giftigen Nebenstoffe. Gegen eine verstärkte Nutzung von Gas spricht aber die daraus folgende Abhängigkeit von Lieferanten im Ausland. Die Verfügbarkeit und der Preis von Steinkohle seien einfach besser kalkulierbar, meint die EnBW. Sie hält neue Kohlekraftwerke wie in Karlsruhe für notwendig um ältere Kohle- und Kernkraftwerke zu ersetzen.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) setzt hingegen auf Erneuerbare Energien. Bis zum Jahr 2020 soll ein Drittel des Stroms aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse gewonnen werden. Doch das Potential der Erneuerbaren Energien wird sehr unterschiedlich beurteilt.
Der Strom der Zukunft in Baden-Württemberg
Die Landesregierung hält die vom Bund angepeilte Steigerung des Anteils der Erneuerbaren Energien bis 2020 von heute zwölf auf 20 Prozent für ein ehrgeiziges Ziel. Der Energiemix in Baden-Württemberg soll sich dann so zusammensetzen: 20 Prozent erneuerbare Energieträger, 30 Prozent fossile Energie wie Kohle, Öl und Gas und 50 Prozent Kernkraft. Kritik übt die SPD-Landtagsfraktion: "Oettinger spielt auf Zeit und hofft auf die Verlängerung der AKW-Laufzeiten, statt arbeitsplatzschaffende erneuerbare Energien zu fördern", sagt der energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Thomas Knapp.
Doch wo soll die Energie der Zukunft herkommen? Und welchen Anteil soll die Kohle einnehmen? Darüber diskutiert Jürgen Rose in LÄNDERSACHE mit Karlsruher Bürgerinnen und Bürgern, Befürwortern und Gegnern der Kohleverstromung. An der Debatte nehmen teil Harry Block, Bürgeriniativen gegen den Bau eines Kohlekraftwerkes in Karlsruhe; Paul Nehmet, energiepolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion; Johannes Stober, Landtagsabgeordneter der SPD in Karlsruhe und Franz Untersteller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag.
- Reference number
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/019 R080008/103
- Extent
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0:19:00; 0'19
- Context
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Fernsehsendungen von SWR Fernsehen aus dem Jahre 2008 >> Unterlagen
- Holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/019 Fernsehsendungen von SWR Fernsehen aus dem Jahre 2008
- Indexbegriff subject
-
Energie: Kohle
Zukunft
- Indexentry person
-
Block, Harry; Lehrer, Kommunalpolitiker, Umweltaktivist
Nehmet, Paul
Stober, Johannes; Politiker, Abgeordneter, Mathematisch-technischer Assistent, 1968-
Untersteller, Franz; Politiker, Abgeordneter, Minister, 1957 -
- Indexentry place
-
Karlsruhe KA; Kohlekraftwerk
- Date of creation
-
6. März 2008
- Other object pages
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
20.01.2023, 4:49 PM CET
Data provider
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Object type
- AV-Materialien
Time of origin
- 6. März 2008