Bestand

G 507 - Evangelisches Pfarramt Schornbach (Bestand)

Einleitung: ===== Ortskirchengeschichte von Schornbach und seinen Filialen =====
Bereits zur Römerzeit führte durch das heutige Gemeindegebiet die Straße nach Buoch und Waiblingen, von der auf der Höhe der Berglen die nach Winnenden führende Straße abzweigte. Das Remstal eignete sich wegen der häufigen Überschwemmungen nicht für die Straßenführung. In der Talaue südlich von Schornbach wurden in den 1970er Jahren die Reste einer römischen villa rustica ausgegraben.
Erwähnt wurde Schornbach erstmals in einer Urkunde vom 14. Juli 1264, nach der Graf Ulrich ("comes de Wirtemberch") dem Probst und Konvent zu Adelberg u.a. Güterstücke "apud Schorndorf et Schorembach" für ein ihm um 70 Pfund Heller verkauftes Pferd an Zahlungsstatt übergibt.
Eine Besiedelung im Bereich des heutigen Schornbach bestand somit bereits im Mittelalter. Der Schornbach und etliche Quellen an den Keuperhängen boten eine ausreichende Wasserversorgung. Zum Haupterwerbszweig der Einwohner wurde der Weinbau an den nach Süden ausgerichteten Keuperhängen. Davon zeugt heute noch die am 14. Juni 1467 von Graf Ludwig I. in einem Erblehenbrief erwähnte und heute noch bestehende stattliche Kelter. Diese verfügte im Jahr 1581 bereits über 5 Kelterbäume und im Jahr 1604 sogar über 6 Bäume. Wegen der landesweit aufgetretenen Reblausplage haben die Schornbacher Weingärtner nach dem Ende des 19. Jahrhunderts den Weinbau zu Gunsten des Obstbaus aufgegeben.
Schornbach gehört zum altwürttembergischen Gebiet. Seit 1975 ist Schornbach in die Stadt Schorndorf eingemeindet.
Die seit der Römerzeit bestehende Höhenstraße mag der Grund dafür gewesen sein, dass Schornbach, Buhlbronn und noch weitere Orte bis hinüber ins Wieslauftal der Urkirche Buoch zugeordnet waren. Kürzer wäre die Entfernung zur Urkirche Winterbach gewesen. Damals stellte aber die häufig über die Ufer tretende Rems, über die es noch keine Brücken gab, ein zu großes Hindernis für die Kirchgänger dar. Das galt auch für den Weg nach Schorndorf, das ursprünglich zur Urkirche Winterbach gehörte, Winterbach aber als sich rasch entwickelnde Stadt bald überflügelte und seinerseits Filialkirchen im Remstal zugeteilt bekam, die aber nach der Reformation wieder abgetrennt wurden.
Am 17. Februar 1472 haben Schultheiß, Richter (Rat) und Gemeinde des Fleckens Schornbach eine Stiftungsurkunde aufsetzen lassen, die beurkundet wurde vom Buocher Pfarrer Johannes König, von Johannes Brecklin, Pfleger zu Altenburg bei Cannstatt, und von Magister Dr. Albrecht Grunbach, Pfarrherr in Schorndorf. Der Zweck der Stiftung war, an der bereits bestehenden Kapelle eine Pfründe einzurichten, die die Errichtung einer Kaplanei am Maria-Barbara-Katharina-Altar erlaubte. Diese Pfründe war von den Schornbacher Bürgern, aber auch von Nachbarn aus der näheren und weiteren Umgebung, mit Gütern und Kapital ausgestattet worden, deren Ertrag auf jährlich 50 Pfund Heller angesetzt war. Überreste dieser Kapelle, die etwa 8 x 5,4 Meter maß, wurden 1965 bei Bauarbeiten innerhalb der heutigen Pfarrkirche gefunden. Der Kaplan blieb dem Buocher Pfarrer unterstellt. Er hatte mehrmals in der Woche die Messe zu lesen und auch zu predigen. Die Bestattung der Toten gehörte, wenn diese zu Lebzeiten noch dem Buocher Pfarrer gebeichtet hatten, zu seinen Aufgaben.
Zur Taufe, zur Beichte, zur Hochzeit und zum Abendmahl mussten die Schornbacher aber immer noch nach Buoch. Deshalb blieb es ihr Ziel, möglichst bald eine eigene Pfarrei zu bekommen. Und 1496 war es dann wiederum dank der Bereitschaft von Bürgern und Gemeinde erreicht worden, die Aufwendungen für den Bau und Erhalt einer Pfarrkirche und einer ausreichenden Pfründe für einen Pfarrer aufzubringen. Beim Bistum Konstanz hatten Dekan und Kapitel des Domstifts, denen Buoch und damit auch Schornbach seit 1270 inkorporiert waren, ein Einsehen.
Zwei Jahre später, 1498, begründete Bischof Hugo von Konstanz die Bildung der Pfarrei Schornbach unter anderem mit den Worten: "Wegen der bekannt großen Entfernung besagter Kirche in Buoch von ihren Wohnungen, der schlimmen Wege, der Hügel, der Bäche, die zur Winterzeit über die Ufer treten, der Überschwemmung, die da und dort sehr oft vorkommt... Wegen dieser Gefahren... haben sie beim schuldigen Besuch des Gottesdienstes und bei der Erlangung der Sakramente, bei der Beerdigung Verstorbener und bei der Taufe... bekanntlich viel durchgemacht, Unannehmlichkeiten und Kosten, und mussten befürchten, dass wahrscheinlich noch schlimmere Gefahren auf sie zukommen würden." Weiter war dann die Rede von "Überlegungen, ob sie die Kapelle im besagten Dorf Schornbach durch einen Friedhof, Taufstein, Glockenturm, Glocken, geweihtes Gerät und andere Zeichen und Kennzeichen, die eine Pfarrkirche anzeigen und betreffen, dieserart mit eigener Kraft zu einer Pfarrkirche machen sollten..." Dieser Aufgabe haben sich die Schornbacher gestellt, obwohl sie, wie das noch in der Oberamtsbeschreibung von 1851 berichtet wird, zu den Ärmsten des Bezirks gehörten.
Der württembergische Herzog Eberhard der Ältere hatte der Separation bereits am 26. August 1496 zugestimmt.
Das Kirchenpatronat, das Recht, die Pfarrstelle zu besetzen, stand - wie bereits bei Buoch - dem Bistum Konstanz zu. Dem Grafen, später dem Herzog, blieb das Recht der Bestätigung (Konfirmation) vorbehalten. 1802 kam das Patronatsrecht an Baden, bevor es dann 1807 endgültig an Württemberg fiel.
Nach der im Herzogtum Württemberg 1534 eingeführten Reformation wurde Schorndorf zum Sitz eines Superintendenten (heute Dekan), dem die Pfarrei Schornbach zugeordnet wurde. Bereits ab 1532 wirkte in Schorndorf Joh. Pfeffinger als "lutherischer" Diaconus.
Der Ausbau der Kapelle zur Pfarrkirche erfolgte am Ende des 15. Jahrhunderts. Weitere Umbauten fanden 1589 und 1606 (Emporen, Kanzel) statt. 1722 erhielt die Kirche ein neues Schiff. Eine Sakristei wurde 1711 angebaut. 1732 wurden der Chorturm, die Fachwerk-Glockenstube und der Chorbogen gebaut. 1866 fanden Instandsetzungsmaßnahmen statt, weitere Umbauten erfolgten 1892 (Aufnahme von Buhlbronn), 1904, 1913-1914, 1959 und 1964-1965. Der Taufstein stammt von ca. 1472, das Altarkreuz von 1732 und das Altargitter von 1733. Eine Gedenktafel erinnert an Daniel Steinbock, der 1654 eine Stiftung von 1 000 Gulden für "Kirch und Schul" seiner Heimatgemeinde machte. Mit einer weiteren Stiftung hat er den Wiederaufbau der 1634 zerstörten Lateinschule in Schorndorf ermöglicht.
Das Pfarrhaus wurde 1651 am Ort eines "alten" Pfarrhauses erstellt, nachdem ein 1589 erkauftes Haus nördlich der Kirche 1634 in Flammen aufgegangen war. Bis 1839 wurde es beschrieben als zweistöckig mit Fachwerk verputzt auf einer Fußmauer. 1842-1847 wird es teilweise mit einer Stockmauer versehen. Es folgten häufige Veränderungen, besonders 1970/71. Die unmittelbar nördlich vom Pfarrhaus gelegene Pfarrscheuer wurde 1970 abgebrochen.
Mannshaupten, das 1623 erstmals urkundlich erwähnt wird, war schon immer politisch und kirchlich mit Schornbach verbunden. Kottweil und Spechtshof werden noch in der Beschreibung des Oberamts Schorndorf von 1851 als zu Schornbach gehörig geführt. 1932 kam Kottweil wie zuvor der Spechtshof zu Steinach. Heute ist Kottweil ein Gemeindeteil von Berglen. Seit 1864 bilden Steinach und Kottweil eine eigene Pfarrei.
Buhlbronn wird urkundlich erstmals 1404 als Buolbrun, dann 1415 als Bulbrunnen genannt. Vor 1412 hat Georg von Urbach zu Waldenstein den Ort an das Kloster Adelberg verkauft. Nach der Reformation kam es zu Württemberg. Buhlbronn gehörte in der frühen Neuzeit zum Klosteroberamt Adelberg. Nach dessen Auflösung, 1806, wurde es der Gemeinde Steinenberg zugeschlagen. Erst 1819 erreichte es den Status einer selbständigen Gemeinde. Zu Buhlbronn gehört der im Wieslauftal gelegene, 1862 erstmals erwähnte Metzlinsweiler Hof. Seit 1972 ist Buhlbronn in die Stadt Schorndorf eingemeindet. Kirchlich war Buhlbronn, wie Schornbach, zunächst Filiale von Buoch, seit etwa 1440 Filiale der neu gegründeten und von Buoch gelösten Pfarrei Oppelsbohm. Seit 1890 gehört es zur Kirchengemeinde Schornbach. Im Jahr 1971 konnte die Kirchengemeinde in Buhlbronn die von Architekt Gerhard Fetzer geplante Friedenskirche einweihen.
Winfried Kübler
===== Bestandsgeschichte =====
Aufgrund eines Kirchengemeinderatsbeschlusses wurde am 30. Juni 2009 das Pfarrarchiv Schornbach zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv nach Stuttgart abgegeben. Einzelne Archivalien wurden vor der Magazinierung wegen Schimmelbefalls begast. Im Auftrag der Kirchengemeinde Schornbach haben Irmeltraud und Winfried Kübler die Archivalien des Pfarrarchivs von Januar 2010 bis Februar 2011 im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart geordnet und verzeichnet. Die Abschlussredaktion erfolgte im Herbst 2011 durch Dr. Bertram Fink.
Der Archivbestand gliedert sich in die drei Hauptgattungen Amtsbücher, Akten und Rechnungen der Kirchenpflege, der durch umfangreiches Sammlungsgut ergänzt wird. Er umfasst 277 Bestellnummern, die alphabetisch geordneten Feldpostbriefe nicht mitgerechnet, insgesamt 9 laufende Regalmeter. Die Archivalien erstrecken sich über eine Laufzeit von 1639 bis 1966/1990. Beim ältesten Archivale handelt es sich um ein Kirchenbuch.
===== Besonderheiten des Bestands =====
===== 1 Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg =====
Einen bedeutenden Teil des Archivs stellt die umfangreiche nach dem Absender alphabetisch geordnete Sammlung von Feldpostbriefen und -karten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs dar. Der damalige Pfarrer Ludwig Pressel hatte allen Soldaten aus seiner Gemeinde und auch einer Krankenschwester regelmäßig das Gemeindeblatt der Württembergischen Landeskirche geschickt. Beigefügt war jedes Mal ein an die Kirchengemeinde adressiertes Formular einer Feldpostkarte bzw. eines Feldpostbriefes. Die Soldaten machten davon regen Gebrauch. Die von Pfarrer Pressel gesammelten Antworten sind bewegende Dokumente aus jener Kriegszeit. Von vielen Kriegsschauplätzen im Westen und im Osten berichteten die Soldaten und drückten dabei ihre Sorgen und Hoffnungen aus.
Die Feldpostbriefe sind, da sie alphabetisch sortiert sind, nicht über den Personenindex erschlossen.
===== 2 Sammlung Pfarrer Johann Ludwig Friedrich Glück =====
Einen großen Bekanntheitsgrad außerhalb seiner Tätigkeit als Pfarrer erlangte Friedrich Glück. Am 23. September 1793 wurde er in Oberensingen bei Nürtingen als Sohn des Pfarrers Johann Jakob Glück geboren und von seinen Eltern entsprechend der Familientradition zum geistlichen Amt bestimmt. Nach verschiedenen Stationen im Pfarrdienst erhält er 1825 die neu geschaffene Stelle eines Garnisons- und Gefängnispfarrers auf der Festung Hohenasperg. Von dort wurde er, nachdem die Kirchenbehörden an seinem Verhalten Anstoß genommen hatten und auch ein Verfahren gegen ihn in Gang gekommen war, als Pfarrer 1829 nach Schornbach versetzt.
Glück war schon während seiner Studentenzeit in Tübingen ein bekannter Liederkomponist. Seine Vertonung von Eichendorffs Gedicht "In einem kühlen Grunde..." ist zum Volkslied geworden. Weiteren Kompositionen bescheinigt man auch heute noch eine hohe musikalische Qualität.
Als leidenschaftlichen Prediger, dessen Kirchenchor den vierstimmigen Gesang pflegte, war er auch über seine Kirchengemeinde hinaus geschätzt. Allerdings erregten seine Ambitionen, sich außerhalb des kirchlichen Dienstes künstlerisch zu betätigen und dementsprechenden Umgang zu pflegen (er war mit den Literaten Hermann Kurz, Nikolaus Lenau und Berthold Auerbach befreundet) immer wieder Anstoß.
1840 stirbt Glück in Schornbach und wird hier begraben. Sein Grab ist nicht erhalten. Ein Gedenkstein erinnert auf dem Schornbacher Friedhof an ihn. Im Pfarrhaus gibt es eine sehr informative Dauerausstellung.
Im Bestand befindet sich eine umfangreiche Materialsammlung von Ausstellungen über Johann Ludwig Friedrich Glück, die zahlreiche Dokumente und Bilder enthält.
===== Nutzungsbedingungen =====
Bis auf die historischen Kirchenbücher können die Archivalien während der Öffnungszeiten des Landeskirchlichen Archivs im Lesesaal eingesehen und erforscht werden. Vereinzelt müssen dabei Sperrfristen beachtet werden. Die Originalkirchenbücher (bis 1875) sind dagegen für die Benutzung aus Bestandserhaltungsgründen gesperrt. Dafür stehen allen Forscherinnen und Forschern die verfilmten Kirchenbücher im Mikrofilmlesesaal des Landeskirchlichen Archivs zur Verfügung, die auch ausgeliehen werden können (Filmnummern KB 926, 927, 928). Die Einsichtnahme in die Kirchenbücher nach 1875 regelt die jeweils gültige Kirchenregisterordnung der Württembergischen Landeskirche.
===== Weitere Quellen im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart =====
A 29 und A 129, Ortsakten Schornbach
Dekanatamt Schorndorf, Ortsakten Schornbach
A 27 und A 127 (Personalakten einzelner Pfarrern). Bei der Einsichtnahme in die Personalakten müssen Schutzfristen beachtet werden.

Einleitung: Bereits zur Römerzeit führte durch das heutige Gemeindegebiet die Straße nach Buoch und Waiblingen, von der auf der Höhe der Berglen die nach Winnenden führende Straße abzweigte. Das Remstal eignete sich wegen der häufigen Überschwemmungen nicht für die Straßenführung. In der Talaue südlich von Schornbach wurden in den 1970er Jahren die Reste einer römischen villa rustica ausgegraben.
Erwähnt wurde Schornbach erstmals in einer Urkunde vom 14. Juli 1264, nach der Graf Ulrich ("comes de Wirtemberch") dem Probst und Konvent zu Adelberg u.a. Güterstücke "apud Schorndorf et Schorembach" für ein ihm um 70 Pfund Heller verkauftes Pferd an Zahlungsstatt übergibt.
Eine Besiedelung im Bereich des heutigen Schornbach bestand somit bereits im Mittelalter. Der Schornbach und etliche Quellen an den Keuperhängen boten eine ausreichende Wasserversorgung. Zum Haupterwerbszweig der Einwohner wurde der Weinbau an den nach Süden ausgerichteten Keuperhängen. Davon zeugt heute noch die am 14. Juni 1467 von Graf Ludwig I. in einem Erblehenbrief erwähnte und heute noch bestehende stattliche Kelter. Diese verfügte im Jahr 1581 bereits über 5 Kelterbäume und im Jahr 1604 sogar über 6 Bäume. Wegen der landesweit aufgetretenen Reblausplage haben die Schornbacher Weingärtner nach dem Ende des 19. Jahrhunderts den Weinbau zu Gunsten des Obstbaus aufgegeben.
Schornbach gehört zum altwürttembergischen Gebiet. Seit 1975 ist Schornbach in die Stadt Schorndorf eingemeindet.
Die seit der Römerzeit bestehende Höhenstraße mag der Grund dafür gewesen sein, dass Schornbach, Buhlbronn und noch weitere Orte bis hinüber ins Wieslauftal der Urkirche Buoch zugeordnet waren. Kürzer wäre die Entfernung zur Urkirche Winterbach gewesen. Damals stellte aber die häufig über die Ufer tretende Rems, über die es noch keine Brücken gab, ein zu großes Hindernis für die Kirchgänger dar. Das galt auch für den Weg nach Schorndorf, das ursprünglich zur Urkirche Winterbach gehörte, Winterbach aber als sich rasch entwickelnde Stadt bald überflügelte und seinerseits Filialkirchen im Remstal zugeteilt bekam, die aber nach der Reformation wieder abgetrennt wurden.
Am 17. Februar 1472 haben Schultheiß, Richter (Rat) und Gemeinde des Fleckens Schornbach eine Stiftungsurkunde aufsetzen lassen, die beurkundet wurde vom Buocher Pfarrer Johannes König, von Johannes Brecklin, Pfleger zu Altenburg bei Cannstatt, und von Magister Dr. Albrecht Grunbach, Pfarrherr in Schorndorf. Der Zweck der Stiftung war, an der bereits bestehenden Kapelle eine Pfründe einzurichten, die die Errichtung einer Kaplanei am Maria-Barbara-Katharina-Altar erlaubte. Diese Pfründe war von den Schornbacher Bürgern, aber auch von Nachbarn aus der näheren und weiteren Umgebung, mit Gütern und Kapital ausgestattet worden, deren Ertrag auf jährlich 50 Pfund Heller angesetzt war. Überreste dieser Kapelle, die etwa 8 x 5,4 Meter maß, wurden 1965 bei Bauarbeiten innerhalb der heutigen Pfarrkirche gefunden. Der Kaplan blieb dem Buocher Pfarrer unterstellt. Er hatte mehrmals in der Woche die Messe zu lesen und auch zu predigen. Die Bestattung der Toten gehörte, wenn diese zu Lebzeiten noch dem Buocher Pfarrer gebeichtet hatten, zu seinen Aufgaben.
Zur Taufe, zur Beichte, zur Hochzeit und zum Abendmahl mussten die Schornbacher aber immer noch nach Buoch. Deshalb blieb es ihr Ziel, möglichst bald eine eigene Pfarrei zu bekommen. Und 1496 war es dann wiederum dank der Bereitschaft von Bürgern und Gemeinde erreicht worden, die Aufwendungen für den Bau und Erhalt einer Pfarrkirche und einer ausreichenden Pfründe für einen Pfarrer aufzubringen. Beim Bistum Konstanz hatten Dekan und Kapitel des Domstifts, denen Buoch und damit auch Schornbach seit 1270 inkorporiert waren, ein Einsehen.
Zwei Jahre später, 1498, begründete Bischof Hugo von Konstanz die Bildung der Pfarrei Schornbach unter anderem mit den Worten: "Wegen der bekannt großen Entfernung besagter Kirche in Buoch von ihren Wohnungen, der schlimmen Wege, der Hügel, der Bäche, die zur Winterzeit über die Ufer treten, der Überschwemmung, die da und dort sehr oft vorkommt... Wegen dieser Gefahren... haben sie beim schuldigen Besuch des Gottesdienstes und bei der Erlangung der Sakramente, bei der Beerdigung Verstorbener und bei der Taufe... bekanntlich viel durchgemacht, Unannehmlichkeiten und Kosten, und mussten befürchten, dass wahrscheinlich noch schlimmere Gefahren auf sie zukommen würden." Weiter war dann die Rede von "Überlegungen, ob sie die Kapelle im besagten Dorf Schornbach durch einen Friedhof, Taufstein, Glockenturm, Glocken, geweihtes Gerät und andere Zeichen und Kennzeichen, die eine Pfarrkirche anzeigen und betreffen, dieserart mit eigener Kraft zu einer Pfarrkirche machen sollten..." Dieser Aufgabe haben sich die Schornbacher gestellt, obwohl sie, wie das noch in der Oberamtsbeschreibung von 1851 berichtet wird, zu den Ärmsten des Bezirks gehörten.
Der württembergische Herzog Eberhard der Ältere hatte der Separation bereits am 26. August 1496 zugestimmt.
Das Kirchenpatronat, das Recht, die Pfarrstelle zu besetzen, stand - wie bereits bei Buoch - dem Bistum Konstanz zu. Dem Grafen, später dem Herzog, blieb das Recht der Bestätigung (Konfirmation) vorbehalten. 1802 kam das Patronatsrecht an Baden, bevor es dann 1807 endgültig an Württemberg fiel.
Nach der im Herzogtum Württemberg 1534 eingeführten Reformation wurde Schorndorf zum Sitz eines Superintendenten (heute Dekan), dem die Pfarrei Schornbach zugeordnet wurde. Bereits ab 1532 wirkte in Schorndorf Joh. Pfeffinger als "lutherischer" Diaconus.
Der Ausbau der Kapelle zur Pfarrkirche erfolgte am Ende des 15. Jahrhunderts. Weitere Umbauten fanden 1589 und 1606 (Emporen, Kanzel) statt. 1722 erhielt die Kirche ein neues Schiff. Eine Sakristei wurde 1711 angebaut. 1732 wurden der Chorturm, die Fachwerk-Glockenstube und der Chorbogen gebaut. 1866 fanden Instandsetzungsmaßnahmen statt, weitere Umbauten erfolgten 1892 (Aufnahme von Buhlbronn), 1904, 1913-1914, 1959 und 1964-1965. Der Taufstein stammt von ca. 1472, das Altarkreuz von 1732 und das Altargitter von 1733. Eine Gedenktafel erinnert an Daniel Steinbock, der 1654 eine Stiftung von 1 000 Gulden für "Kirch und Schul" seiner Heimatgemeinde machte. Mit einer weiteren Stiftung hat er den Wiederaufbau der 1634 zerstörten Lateinschule in Schorndorf ermöglicht.
Das Pfarrhaus wurde 1651 am Ort eines "alten" Pfarrhauses erstellt, nachdem ein 1589 erkauftes Haus nördlich der Kirche 1634 in Flammen aufgegangen war. Bis 1839 wurde es beschrieben als zweistöckig mit Fachwerk verputzt auf einer Fußmauer. 1842-1847 wird es teilweise mit einer Stockmauer versehen. Es folgten häufige Veränderungen, besonders 1970/71. Die unmittelbar nördlich vom Pfarrhaus gelegene Pfarrscheuer wurde 1970 abgebrochen.
Mannshaupten, das 1623 erstmals urkundlich erwähnt wird, war schon immer politisch und kirchlich mit Schornbach verbunden. Kottweil und Spechtshof werden noch in der Beschreibung des Oberamts Schorndorf von 1851 als zu Schornbach gehörig geführt. 1932 kam Kottweil wie zuvor der Spechtshof zu Steinach. Heute ist Kottweil ein Gemeindeteil von Berglen. Seit 1864 bilden Steinach und Kottweil eine eigene Pfarrei.
Buhlbronn wird urkundlich erstmals 1404 als Buolbrun, dann 1415 als Bulbrunnen genannt. Vor 1412 hat Georg von Urbach zu Waldenstein den Ort an das Kloster Adelberg verkauft. Nach der Reformation kam es zu Württemberg. Buhlbronn gehörte in der frühen Neuzeit zum Klosteroberamt Adelberg. Nach dessen Auflösung, 1806, wurde es der Gemeinde Steinenberg zugeschlagen. Erst 1819 erreichte es den Status einer selbständigen Gemeinde. Zu Buhlbronn gehört der im Wieslauftal gelegene, 1862 erstmals erwähnte Metzlinsweiler Hof. Seit 1972 ist Buhlbronn in die Stadt Schorndorf eingemeindet. Kirchlich war Buhlbronn, wie Schornbach, zunächst Filiale von Buoch, seit etwa 1440 Filiale der neu gegründeten und von Buoch gelösten Pfarrei Oppelsbohm. Seit 1890 gehört es zur Kirchengemeinde Schornbach. Im Jahr 1971 konnte die Kirchengemeinde in Buhlbronn die von Architekt Gerhard Fetzer geplante Friedenskirche einweihen.
Winfried Kübler
Aufgrund eines Kirchengemeinderatsbeschlusses wurde am 30. Juni 2009 das Pfarrarchiv Schornbach zur Verwahrung und Verwaltung an das Landeskirchliche Archiv nach Stuttgart abgegeben. Einzelne Archivalien wurden vor der Magazinierung wegen Schimmelbefalls begast. Im Auftrag der Kirchengemeinde Schornbach haben Irmeltraud und Winfried Kübler die Archivalien des Pfarrarchivs von Januar 2010 bis Februar 2011 im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart geordnet und verzeichnet. Die Abschlussredaktion erfolgte im Herbst 2011 durch Dr. Bertram Fink.
Der Archivbestand gliedert sich in die drei Hauptgattungen Amtsbücher, Akten und Rechnungen der Kirchenpflege, der durch umfangreiches Sammlungsgut ergänzt wird. Er umfasst 277 Bestellnummern, die alphabetisch geordneten Feldpostbriefe nicht mitgerechnet, insgesamt 9 laufende Regalmeter. Die Archivalien erstrecken sich über eine Laufzeit von 1639 bis 1966/1990. Beim ältesten Archivale handelt es sich um ein Kirchenbuch.
Einen bedeutenden Teil des Archivs stellt die umfangreiche nach dem Absender alphabetisch geordnete Sammlung von Feldpostbriefen und -karten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs dar. Der damalige Pfarrer Ludwig Pressel hatte allen Soldaten aus seiner Gemeinde und auch einer Krankenschwester regelmäßig das Gemeindeblatt der Württembergischen Landeskirche geschickt. Beigefügt war jedes Mal ein an die Kirchengemeinde adressiertes Formular einer Feldpostkarte bzw. eines Feldpostbriefes. Die Soldaten machten davon regen Gebrauch. Die von Pfarrer Pressel gesammelten Antworten sind bewegende Dokumente aus jener Kriegszeit. Von vielen Kriegsschauplätzen im Westen und im Osten berichteten die Soldaten und drückten dabei ihre Sorgen und Hoffnungen aus.
Die Feldpostbriefe sind, da sie alphabetisch sortiert sind, nicht über den Personenindex erschlossen.
Einen großen Bekanntheitsgrad außerhalb seiner Tätigkeit als Pfarrer erlangte Friedrich Glück. Am 23. September 1793 wurde er in Oberensingen bei Nürtingen als Sohn des Pfarrers Johann Jakob Glück geboren und von seinen Eltern entsprechend der Familientradition zum geistlichen Amt bestimmt. Nach verschiedenen Stationen im Pfarrdienst erhält er 1825 die neu geschaffene Stelle eines Garnisons- und Gefängnispfarrers auf der Festung Hohenasperg. Von dort wurde er, nachdem die Kirchenbehörden an seinem Verhalten Anstoß genommen hatten und auch ein Verfahren gegen ihn in Gang gekommen war, als Pfarrer 1829 nach Schornbach versetzt.
Glück war schon während seiner Studentenzeit in Tübingen ein bekannter Liederkomponist. Seine Vertonung von Eichendorffs Gedicht "In einem kühlen Grunde..." ist zum Volkslied geworden. Weiteren Kompositionen bescheinigt man auch heute noch eine hohe musikalische Qualität.
Als leidenschaftlichen Prediger, dessen Kirchenchor den vierstimmigen Gesang pflegte, war er auch über seine Kirchengemeinde hinaus geschätzt. Allerdings erregten seine Ambitionen, sich außerhalb des kirchlichen Dienstes künstlerisch zu betätigen und dementsprechenden Umgang zu pflegen (er war mit den Literaten Hermann Kurz, Nikolaus Lenau und Berthold Auerbach befreundet) immer wieder Anstoß.
1840 stirbt Glück in Schornbach und wird hier begraben. Sein Grab ist nicht erhalten. Ein Gedenkstein erinnert auf dem Schornbacher Friedhof an ihn. Im Pfarrhaus gibt es eine sehr informative Dauerausstellung.
Im Bestand befindet sich eine umfangreiche Materialsammlung von Ausstellungen über Johann Ludwig Friedrich Glück, die zahlreiche Dokumente und Bilder enthält.
Bis auf die historischen Kirchenbücher können die Archivalien während der Öffnungszeiten des Landeskirchlichen Archivs im Lesesaal eingesehen und erforscht werden. Vereinzelt müssen dabei Sperrfristen beachtet werden. Die Originalkirchenbücher (bis 1875) sind dagegen für die Benutzung aus Bestandserhaltungsgründen gesperrt. Dafür stehen allen Forscherinnen und Forschern die verfilmten Kirchenbücher im Mikrofilmlesesaal des Landeskirchlichen Archivs zur Verfügung, die auch ausgeliehen werden können (Filmnummern KB 926, 927, 928). Die Einsichtnahme in die Kirchenbücher nach 1875 regelt die jeweils gültige Kirchenregisterordnung der Württembergischen Landeskirche.
A 29 und A 129, Ortsakten Schornbach
Dekanatamt Schorndorf, Ortsakten Schornbach
A 27 und A 127 (Personalakten einzelner Pfarrern). Bei der Einsichtnahme in die Personalakten müssen Schutzfristen beachtet werden.

Bestandssignatur
G 507
Umfang
9 lfd. m

Kontext
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (Archivtektonik) >> G - Pfarrarchive >> Orte mit Sch
Verwandte Bestände und Literatur
Günther, Gottfried, 500 Jahre Pfarrei Schornbach: die Loslösung von der Mutterkirche Buoch, In: Buocher Hefte 15 (1995), S. 3 - 18

Beschreibung des Oberamts Schorndorf: mit drei Tabellen und einer Karte des Oberamts, nebst Titelbild und zwei Holzschnitten, hrsg. von d. Königl. statist.-topograph. Bureau, Verfasser Friedrich Rudolph Moser, Stuttgart 1851

Württembergisches Urkundenbuch online Bd. VI Nr. 1775 http://www.wubonline.de/

Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hrsg. von der Landearchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. 3, Stuttgart 1978

Die Kunstdenkmäler des Rems-Murr-Kreises, bearb. von Adolf Schahl, München 1983

Indexbegriff Ort
Schornbach, Schorndorf, Rems-Murr-Kreis

Bestandslaufzeit
1472-1997

Weitere Objektseiten
Provenienz
Evangelisches Pfarramt Schornbach
Letzte Aktualisierung
11.08.2025, 11:05 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Landeskirchliches Archiv Stuttgart. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1472-1997

Ähnliche Objekte (12)