Amtsbücher, Register und Grundbücher | Bestand

Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Stadtrechnungsbelege: Einzelbelege (Bestand)

Rst. Nürnberg, Losungamt, Stadtrechnungsbelege: Einzelbelege: Tagtäglich werden in einer fast unendlichen Fülle Rechnungen, Quittungen, Lieferscheine usw. ausgestellt. Entsprechend den Vorschriften der Bayerischen Haushaltsordnung können all diese Belege nach Ablauf von zehn Jahren vernichtet werden, da sie als nicht archivwürdig erachtet werden. Im Gegensatz zur modernen Verwaltung hat das Nürnberger Losungamt über Jahrhunderte hinweg diese Überlieferung, die direkt oder indirekt in die jährliche Stadtrechnung eingeflossen ist (vgl. Kat.Nr. 49), sorgsam aufbewahrt. So sind zunächst sporadisch ab 1447 und in gewaltiger Dichte seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts bis zum Jahr 1806 mehr als 100.000 Einzelbelege zur Stadtrechnung erhalten, die am Fach einen Umfang von 136 laufenden Regalmetern haben. Die frühen Belege und Urkunden bis 1526 sind einzeln verzeichnet, alle späteren wurden in Zehnjahres-Abschnitten zusammengefasst und nach folgendem Schema inhaltlich gruppiert: Allgemeine Verwaltung, Rechtspflege, Kirche und Schule, Auswärtige Beziehungen, Kriegswesen, Finanz- und Rechnungswesen, Handel und Gewerbe, Lebenshaltung, Handwerk und Kunst, Bürgertum. Auf die Reichhaltigkeit dieser Überlieferung, die von der historischen Forschung bisher noch nicht einmal in den Anfängen ausgewertet worden ist, kann an dieser Stelle nur hingewiesen werden. Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, zur Kunst- und Kulturgeschichte, zur Verwaltungs- oder zur Alltagsgeschichte ist ein breites Spektrum an Quellen vorhanden, die oft überraschende Einblicke vermitteln. Greift man beispielsweise einen Faszikel über das "Gesundheitswesen" in der Sparte "Allgemeine Verwaltung" heraus, so öffnet sich zum nürnbergischen Gefangenenwesen im späten 17. Jahrhundert ein wahrer Mikrokosmos. Es finden sich darin detaillierte, jährliche Abrechnungen des Arztes Dr. Johann Röder sowie des Stadtbaders Jonas Wehner, der im Abstand von vier Wochen die Gefangenen auf den Türmen und die Geistesverwirrten im Tollhaus aufsuchte. Für die Abrechnung gegenüber dem Losungamt hat der Stadtbader namentlich alle Insassen erfasst, die von ihm regelmäßig gebadet, geschröpft und zur Ader gelassen wurden. Zwischenzeitlich wurde Wehner immer wieder gerufen, wenn Geschwüre und Entzündungen zu heilen, Knochenbrüche zu richten oder andere Dienste an eingesperrten Männern und Frauen zu verrichten waren, was er jeweils auch in Rechnung gestellt hat.

Peter Fleischmann:

Bestandssignatur
Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Stadtrechnungsbelege: Einzelbelege
Umfang
1700
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> Reichsstadt Nürnberg >> Reichsstädtische Zentral- und Mittelbehörden >> Losungamt - siehe auch Nürnberger Archivalien sowie Ämterrechnungen >> Stadtrechnungen, Ämterrechnungen (siehe auch Selekte - Ämterrechnungen)

Bestandslaufzeit
1453-1526

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Provenienz
Reichsstadt Nürnberg, Losungamt, Stadtrechnungsbelege: Einzelbelege
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Letzte Aktualisierung
23.05.2025, 09:30 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand
  • Amtsbücher, Register und Grundbücher

Entstanden

  • 1453-1526

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