Bestand

Bürgermeisterei Merheim (Bestand)

Einleitung

1. Verwaltungsbezirk und Verwaltungsaufbau
Der Bereich der späteren Bürgermeisterei Merheim gehörte bis zu den durch die Französische Revolution verursachten politischen Umwälzungen zum Herzogtum Berg. Er unterstand dem Amt Porz und erstreckte sich über die beiden Botenämter Merheim und Stammheim. Das Herzogtum Berg, also auch das Gebiet um Merheim und Stammheim, fiel im Jahre 1806 an Frankreich.
Bei der nun erfolgenden Neugliederung wurden die beiden Botenämter dem Arrondissement Mülheim unterstellt und 1808 zu einer Bürgermeisterei zusammengefaßt. Diese Mairie Merheim bestand aus 11 Orten, 6 „Rittersitzen" und 29 Höfen (1). Um 1860 war die Bürgermeisterei in die 9 Katastergemeinden Merheim, Stammheim, Brück, Dünnwald, Thurn-Strunden, Wichheim-Schweinheim, Ostheim, Flittard und Rath eingeteilt (2).
Sie verringerten sich später unter Auflösung von Ostheim und Zusammenlegung von Stammheim und Flittard auf 7 Katastergemeinden (3).
Nach der Besitznahme der Rheinlande durch Preußen 1815 wurde die französische Bürgermeistereiverfassung übernommen. Die Bürgermeisterei Merheim bestand nach der am 20. April 1816 in Kraft getretenen Verwaltungsneugliederung der preußischen Gebiete am Rhein in den alten Grenzen weiter, verblieb auch im Kreisverband Mülheim, wurde aber dem Regierungsbezirk
Köln zugeschlagen. Die Gebietsverhältnisse in der Bürgermeisterei blieben sehr stabil. Nur im Jahre 1906 trat die Gemeinde Stammheim-Flittard an die Gemeinde Wiesdorf eine Gebietsfläche von 30 ha ab. Weiterhin gab es einige Ortsnamensänderungen: 1905 wurde Thurn-Strunden in
Dellbrück, 1910 Wichheim-Schweinheim» in Holweide umbenannt. Der Amtssitz der Bürgermeistereien wechselte mit dem Wohnsitz des Bürgermeisters, war bis 1846 in Dünnwald, dann bis zur Eingemeindung nach Köln in Holweide, am Wohnsitz der Bürgermeister Vater und Sohn Bensberg.
Nachdem die Verwaltung viele Jahre in angemieteten Räumen untergebracht war, konnte im Jahre 1900 dort das Rathaus bezogen werden.
Mit der Eingemeindung nach Köln zum 1. April 1914 endete die Selbständigkeit der Bürgermeisterei Merheim.


2. Bürgermeister, Beigeordnete, Genieindeempfänger, -baumeister und -sekretäre

Bürgermeister
Kaspar Düppes 1808-1810
Jakob Ringen 1810-1813
Bernhard Abshoff 1813-1820
Martin Josef Faßbender 1820-1846
Balthasar Bensberg 1846-1877
Johann Bensberg 1878-1914

Beigeordnete
1. Beigeordneter
Adam Ploog ?-1829
Johann Rolshoven 1832-1843
Balthasar Bensberg 1843-1846
Johann Anton Reifen 1847-1851
Mathias Hoven 1851-1857
Joseph Rolshoven 1858-1861
Franz Rolshoven 1861-1893 (?)
Theodor Hoven 1898-1914
Paul (v.) Andreae 1898-1914

2. Beigeordneter
Jakob Landwehr 1828-1837
Elias Benninghoven 1837-1840
Franz Tinner 1840-1846
Heinrich Gammersbach 1846
Jacob Krein 1847-1851 (?)
Hermann Sternenberg 1851?-1857
Mathias Hoven 1858-1859
Johann Bechen 1861-1974
Peter Fink 1874-1891
Theodor Hoven 1891-1893 (?)
Paul (v.) Andreae 1897
Johann Bechen 1898-1914

3. Beigeordneter
Wilhelm Odenthal ?-1851
Johann Georg Roggendorf 1851-1872
Theodor Hoven 1872-1891
Paul (v.) Andreae 1891-1897
Johann Bechen 1897
Karl Rolshoven 1898-1904
Fritz Velder 1904-1914

4. Beigeordneter
Johann Georg Roggendorf 1849-1851
Johann Bechen 1891-1897
Fritz Velder 1898-1904
Werner Strick 1904-1905
Peter Roggendorf 1906-1914

Gemeindeempfänger
Eulenberg ?-1894
Hubert Thockloth 1894-1914

Gemeindebaumeister
Architekt Karl Klein 1898-1909
(freie vertragliche Vereinbarung)
Engelbert Eulenberg 1910-1914

Gemeindesekretäre
Michael Steinhauer ?-1887
Hubert Thockloth 1887-1894
Wilhelm David 1894-1914

3. Aktenführung und Verbleib der Akten
Die Akten der Bürgermeisterei Merheim lassen Spuren mehrerer Registraturordnungen erkennen. Für die frühe Zeit der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts läßt sich die Registratur aber nicht rekonstruieren, da sich kaum ältere Akten erhalten haben, auch keine ursprünglichen Aktendeckel mehr vorhanden sind. In den 40er Jahren weisen die Akten fünfgliedrige Signaturen auf, zusammengesetzt aus römischen und arabischen Zahlen, Klein- und Großbuchstaben. Die entsprechende Aktenordnung geht wahrscheinlich auf den 1840 von der Kölner Regierung rlassenen „Plan zu einer Bürgermeisterei-Registratur" zurück (4). Gegen Ende der 40er Jahre scheint sie aber schon außer Gebrauch gekommen zu sein. In den folgenden zwei Jahrzehnten werden keine Aktenzeichen vergeben.
Erst Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre wurde die Registratur neu geordnet und ein Aktenplan mit neuen Signaturen angewendet. Es wurden vorgedruckte Aktendeckel angeschafft, in die die älteren Vorgänge eingenäht wurden. Dreigliedrige Signaturen wurden jetzt benutzt, mit Kapsel-, Nummern-
und Bandangaben. Die Kapseln, also Hauptaktengruppen, wurden später nach Titeln, zuletzt nach Fächern bezeichnet. Ansonsten blieb diese Registraturordnung bis zur Eingemeindung von 1914 bestehen. Nur wurden nach der Jahrhundertwende nochmals neue vorgedruckte Aktendeckel verwendet und alle vorhandenen Akten mit Aktenschwänzen versehen.
Mit der Eingemeindung nach Köln gelangten die für die laufende Verwaltungstätigkeit entbehrlichen Akten in das Verwaltungsarchiv. Die für die Erledigung der Verwaltungsgeschäfte notwendigen Vorgänge übernahmen
die einzelnen städtischen Dienststellen. Erhaltene Listen (5) verzeichnen exakt jede Akte und ihre Abgabe an die zuständige Nachfolgebehörde. Über das Verwaltungsarchiv und die Fachdienststellen gelangten Teile dieser Akten in den folgenden Jahrzehnten in das Historische Archiv. Eine im Umfang nicht näher bestimmbare Aktenmenge dürfte allerdings während des
2. Weltkrieges in den städtischen Registraturen verbrannt sein.

4. Inhalt und Klassifizierung des Bestandes
Der vorliegende Aktenbestand entspricht nicht mehr dem ursprünglichen Umfang. Aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts haben sich nur wenige Reste von Altakten erhalten. Die Ausrichtung des Verwaltungssitzes nach dem Wohnsitz des Bürgermeisters, die immer eine Gefährdung für das Schrifttum
einschloß, dürfte als Erklärung für die geringe Überlieferung der älteren Akten dienen. Die Amtszeiten der beiden Bürgermeister Vater und Sohn Bensberg verzeichnen einen geringeren Aktenverlust. Ein unmittelbar vor der Eingemeindung erstelltes Aktenverzeichnis (6) läßt den damals noch vorhandenen erheblichen Umfang erkennen. Ein geringerer Teil der hier verzeichneten Akten war allerdings schon 1872, also etwa um den Zeitpunkt der oben erwähnten Registraturneuordnung „verstampft", weiteres wurde wohl im Zusammenhang mit der Eingemeindung vernichtet. Anderes war schon damals bei der Auflistung der Akten nicht mehr vorhanden. Schwerpunkte
des vorliegenden Bestandes sind Gewerbeaufsicht, Kirchenwesen und Gemeindegliedervermögen. Erhebliche Lücken enthalten die Polizeiangelegenheiten, der Tiefbau, die Schulangelegenheiten mit Ausnahme der Schulbauten. Personalakten sind keine mehr vorhanden. Sie sind wahrscheinlich mit großen Teilen des städtischen Personalaktenbestandes im 2. Weltkrieg untergegangen.
Bis vor zehn Jahren lagen die Akten der Bürgermeisterei Merheim in mehreren, nicht verzeichneten Archivkartons und in verschiedenen städtischen Beständen und Aktenablieferungen.
Nach Auffindung des 1914 erstellten Aktenverzeichnisses(7) begann Frau Tietz-Lassotta 1978 mit der Ermittlung der Akten und ihrer Verzeichnung. Die Ordnung des entstehenden Bestandes sollte sich an das Aktenverzeichnis anlehnen. Die großen Lücken und die schlechte Überlieferungslage ließen diesen Plan aber nur in modifizierter Form zu. Es wurden mehrere Hauptgruppen (früher Kapseln, Titel, Fächer genannt) zusammengefaßt, um den unterschiedlichen Umfang zwischen den alten Gruppen auszugleichen. Diese Umgruppierung und die Endredaktion übernahm damals Joachim Deeters (8). Für die vorliegende Bestandsübersicht wurden die Aktentitel aber nach dem einheitlichen Gliederungsplan geordnet und verzeichnet. Über das damals erstellte Findbuch, das die Altaktensignaturen
wie auch - auszugsweise - den alten Aktenplan enthält, kann der Benutzer Fragen der Registraturverhältnisse und Aktenordnung
klären.

Anmerkungen
1) F. von Restorff, Topographisch-statistische Beschreibung der Königlich Preußischen
Rheinprovinzen, Berlin-Stettin, 1830, S. 311.
2) Statistische Darstellung des Kreises Mülheim am Rhein, insbesondere die Jahre
1859, 1860 und 1861 umfassend, Mülheim 1863, S. 2.
3) Wilhelm David, Bürgerbuch der Bürgermeisterei Merheim, Holweide 1910, S. I.
4) Best. Merheim (868), Nr. 45
5) Best. Merheim (868), Nr. 433; Best. 8/3/28
6) Best. Merheim (868), Nr. 46
7) vgl. Anm. 6
8) vgl. Einleitung zum alten Findbuch Best. Merheim (868)

Literatur
Die Bürgermeisterei Merheim im Wandel der Zeit, hrsg. vom Heimatverein Köln-Dellbrück e. V., Bd. 1-3, Köln 1973-1977.

Bestandssignatur
Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 868

Kontext
Historisches Archiv der Stadt Köln (Archivtektonik) >> Nichtstädtische amtliche und geistliche Überlieferung >> Weltliche Provenienzen >> Eingegliederte Kommunen

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Rechteinformation
Rechteinformation beim Datengeber zu klären.
Letzte Aktualisierung
31.10.2023, 14:07 MEZ

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