Archivbestand
Anhausen a. d. Brenz (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Benediktinerkloster um 1125-1536, dann Klosteramt bis 1806.
1. Zur Geschichte des Benediktinerklosters, Klosteramts und evangelischen Stifts Anhausen: Das Benediktinerkloster Anhausen an der Brenz wurde ursprünglich 1095 in Langenau (Alb-Donau-Kreis) gegründet und um 1125 dorthin verlegt. Die Vogteirechte lagen seit dem 13. Jahrhundert bei den Grafen von Helfenstein. Dadurch erfolgte eine starke Anbindung an die Helfensteiner Herrschaft Heidenheim, mit der das Kloster 1448 an Württemberg gelangte. Nach Einführung der Reformation in Württemberg wurde Anhausen 1536 als Benediktinerabtei aufgelöst. Abt Johannes Agricola musste sein Amt aufgeben. Im Zuge des Augsburger Interims wurde 1548 mit Onofrius Schaduz erneut ein katholischer Abt eingesetzt, der sein Amt bis zu seinem Tod im Jahre 1558 behielt. Danach wurde Anhausen zu einem evangelischen Stift mit Klosterschule und zum Sitz eines Klosteramts umgewandelt, und es begann mit Johannes Isenmann die Zeit der evangelischen Äbte, die bis zum Dreißigjährigen Krieg andauerte. Nach dem Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands II. von 1629 wurde das Kloster durch den aus Augsburg entsandten Abt Karl Stengel kurzzeitig wiederbelebt. Stengel musste das Kloster infolge der Wirren des Dreißigjährigen Kriegs mehrfach räumen und kehrte 1647 endgültig nach Augsburg zurück. Nach dem Krieg war Anhausen von 1651-1820 Sitz einer württembergischen Prälatur. Ein kurzer Abriss zur Geschichte des Klosters Anhausen findet sich auch in der Klosterdatenbank des Landesarchivs Baden-Württemberg (www.kloester-bw.de). Weitere Unterlagen zum Kloster Anhausen und zu Anhausen an der Brenz finden sich in folgenden Beständen des Hauptstaatsarchivs Stuttgart: A 284/6 Anhausen Klosterverwaltung und Gussenstadt: Anhauser Klosterpflege A 303 Geistliche Ämterrechnungen A 304 Reskripten- und Berichtsbücher der Bezirksämter A 471 L Klosteramt Anhausen an der Brenz H 14 Diplomatare (Bd. 7) H 102/5 Geistliche Lagerbücher: Kloster Anhausen an der Brenz Auszüge aus Sal- und Lagerbüchern des Klosters Anhausen befinden sich auch im Hauptstaatsarchiv München, Abt. I, im Bestand "Auswärtige Staaten, Württemberg".
2. Bestandsgeschichte: In Folge der Plünderung des herzoglichen Archivs im 30-jährigen Krieg besaß das Württembergische Haus- und Staatsarchiv in den letzten Jahrhunderten nur wenige Dokumente des Klosters Anhausen aus älterer Zeit. Dazu gehörten insbesondere die Lagerbücher aus der Zeit des früheren Klosteramts. Zahlreiche Unterlagen nahm Abt Karl Stengel nach seiner Resignation 1647 nach Augsburg mit. Vereinzelt kamen im Laufe des 19. Jahrhunderts von verschiedenen Stellen einige Bestandteile des alten Klosterarchivs in das Staatsarchiv zurück. Derartige Rückgaben erfolgten u. a. 1812 und aus Konstanz 1820 sowie aus dem Archiv des Innern. Der Hauptbestandteil des Klosterarchivs - Urkunden, Akten, Missivbücher, Diplomatare und Lagerbücher - gelangte erst 1871 und 1872 (D Nr. 297 rsp. 24) aus dem bischöflichen Archiv zu Augsburg in das württembergische Staatsarchiv. Die aus Augsburg restituierten Dokumente sind im Repertorium mit einer entsprechenden Anmerkung gekennzeichnet. Auch wurden noch einige Abschriften nach einem Aktenbund des bischöflich augsburgischen Archivs, welchen das württembergische Staatsarchiv zu vorübergehender Benutzung von dort entliehen hatte, sowie nach Akten des Kgl. Bayerischen Archivkonservatoriums zu Neuburg aufgenommen. Nach den genannten Restitutionen ist der Bestand des alten Klosterarchivs jetzt fast vollständig wiederhergestellt, doch fehlen immer noch manche für die Geschichte des Klosters nicht unwichtige Dokumente, die noch ein im Jahr 1580 gefertigtes Verzeichnis der lateinischen Urkunden des Klosters als vorhanden aufgeführt hatte. Einige der fehlenden Dokumente sind im Repertorium gekennzeichnet. Im Jahr 1878 wurden in München weitere Dokumente übergeben. Auch diese sind mit einer entsprechenden Anmerkung gekennzeichnet. Das um das Jahr 1880 entstandene Repertorium von Paul Friedrich Stälin wurde im Sommer 2017 von Barbara Mayer unter Anleitung des Unterzeichneten retrokonvertiert und teilweise überarbeitet. Anschließend erfolgte eine Neuindizierung, bei der, sofern möglich, auch Normdeskriptoren vergeben wurden. Der Bestand umfasst 313 Urkunden und 24 Büschel mit einem Gesamtumfang von 4,40 lfd. m. Stuttgart, im Juni 2018 Johannes Renz
3. Literatur: Christian Friedrich Sattler, Topographische Geschichte des Herzogthums Wirtemberg, Stuttgart 1784, S. 551-554. Anton von Steichele, Geschichte des Klosters Anhausen an der Brenz, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Augsburg 1, 1850, S. 193-354. Heinz Bühler, Das Benediktinerkloster Anhausen an der Brenz, in: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben [Hauptband], Weissenhorn, 1997, S. [871]-886. Franz Quarthal, Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, Germania Benedictina (Bd. 5), Augsburg 1975, S. 125-132 (H. Bühler). Wolfgang Zimmermann, Nicole Priesching (Hg.), Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart, Stuttgart 2003, S. 176 f. (W. Zimmermann).
Stadt- und Landkreise, Länderkennzeichen:
A Stadt- und Landkreis Augsburg
AA Ostalbkreis
BA Bamberg
BB Landkreis Böblingen
BC Landkreis Biberach
CO Stadt- und Landkreis Coburg
DLG Landkreis Dillingen an der Donau
DON Landkreis Donau-Ries
EI Landkreis Eichstätt
ES Landkreis Esslingen
FS Landkreis Freising
GÖ Landkreis Göttingen
GP Landkreis Göppingen
GZ Landkreis Günzburg
HDH Landkreis Heidenheim
HE Landkreis Helmstedt
NU Landkreis Neu-Ulm
PF Stadtkreis Pforzheim/Enzkreis
R Stadt- und Landkreis Regensburg
S Stadtkreis Stuttgart
SHA Landkreis Schwäbisch Hall
STA Landkreis Starnberg
UL StadtkreisUlm/Alb-Donau-Kreis
WN Rems-Murr-Kreis
WUG Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen
[I] Italien
Sonstige Abkürzungen:
abgeg. abgegangen
aufgeg. aufgegangen
Bd. Band
Bl. Blatt
Bü Büschel
d. Ä. der Ältere
d. J. der Jüngere
f. folgende
ff. fortfolgende
gen. genannt
Hg. Herausgeber
S. Seite
Sch. Schilling
U Urkunde
v verso (rückseitig)
vgl. vergleiche
Liste der Äbte des Klosters Anhausen: a) Katholische Äbte
Siegfried ca. 1149-1171
Degenhard 1231
Hartmann 1282
Walther 1291
Konrad 1305
Heinrich von Werde 1336-1353
Heinrich von Gablenbach 1353-1366
Georg I. von Sontheim 1375-1403
Jakob Diemburger 1403
Jakob von Hürgenstein 1409
Nikolaus 1410-1446
Ulrich 1439
Georg II. von Sontheim 1446-1465
Martin 1466-1472
Ulrich 1475-1476
Jakob Legerlin 1477-1501
Johannes Weidenkranz 1501-1517
Johannes Mann 1518-1522
Johannes Agricola 1522-1534 (1538?)
Onofrius Schaduz 1548-1558
Evangelische Äbte
Johannes Isenmann 1558-1574
Andreas Eyb 1574-1591
Martin Cleß 1591-1609
Johann Magirus 1609-1611
Georg Vitus 1611-1616
Jakob Heilbronner 1616
Melchior Volz 1616-1619
Johann Heinrich Hiemer 1619
Melchior Nicolai 1620
Heinrich Effersen 1621-1629
Karl Stengel 1629-1647
Joseph Oesterlen 1630, 1633
Prälaten
Johann Schubel 1651-1659
Christoph Lindenmaier 1659-1666
Johann Ulrich Bauder 1666-1671
Georg Hirsch 1671-1675
Joachim Martini 1675-1686
Johann Ludwig Dreher 1686-1689
Georg Friedrich Weinmar 1689-1702
Johann Jakob Heim 1702-1705
Johann Sigmund Hochstetter 1705-1717
Kraft Ulrich Simon 1717-1725
Johann Eberhard Hauber 1725-1729
Andreas Christoph Zeller 1729-1744
Wilhelm Friedrich Lentilius 1744-1757
Christoph Heinrich Denzel 1757-1759
Christoph Conrad Heller 1759-1766
Johann Jakob Glocker 1766-1767
Johann Christoph Glöckler 1767-1768
Christoph Heinrich Zeller 1768-1784
Magnus Friedrich Roos 1784-1803
Johann Christian Hiller 1803-1820
Liste der Äbte und Prälaten rekonstruiert nach Christian Friedrich Sattler, Topographische Geschichte des Herzogthums Wirtemberg, Stuttgart 1784.
- Reference number of holding
-
Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 471
- Extent
-
313 Urkunden, 24 Büschel (4,40 lfd. m)
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Bezirksbehörden des Kirchenguts und der Universität >> Kloster- und Stiftsgutverwaltungen
- Date of creation of holding
-
1125-1807
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
13.11.2025, 2:39 PM CET
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1125-1807