Wandteller

Wandteller der Gattung »Kütahaya-Ware«

Vier größere (Inv. Nrn. 72/20 bis 72/23) und drei kleinere, flache Wandteller (Inv. Nrn. 72/24 bis 72/26) mit ihrem jeweils schräg ausladendem bzw. hoch gezogenem Rand und einem niedrigen Fußring bilden eine geschlossene Gruppe. Sämtliche Wandteller besitzen im Fußring ein Loch, die der Aufhängung des jeweiligen Tellers dient.

Bei dem rötlich-beigefarbenen Scherben handelt es sich um eine Quarzkeramik. Diese ist allseitig mit einer rötlich schimmernden Engobe (Tonmineralmasse) und abschließend mit einer transparenten, farblosen Glasur überzogen. Eine Bemalung in Blau, Grün, Türkis, Gelb, Manganbraun oder -rot, Zartviolett und Schwarz ziert den Teller.

Sechs Wandtellern ist eine farbenfrohe, flächenfüllend mit vegetabilem Dekor verzierte und vom osmanischen Stil inspirierte Schauseite eigen.

Dieser Wandteller zeigt wie ein weiterer aus der Sammlung (Inv. Nr. 72/26) über den in die Wandung übergehenden Spiegel eine Staude, die einem Blattkelch entspringt: Eine sternförmige Phantasieblüte mit gefiederten Blättern sowie die seitlich aus ihr entspringende Tulpe, Nelke und Hyazinthe. Angedeutete Punkte im Blattwerk erinnern daran, dass für ihre Vorläufer einst Entwürfe in den Zeichenateliers von Istanbul angefertigt wurden. Vermutlich zunächst in Originalgröße auf Kartons skizziert, wurden Motive durchgepaust oder entlang der Konturen mit einer feinen Nadel durchstochen, so dass ein Musterumriss entstand.

Im 19. Jahrhundert wurden die ersten großen Sammlungen der »Iznik-Ware« angelegt. Einer der berühmtesten Bewunderer dieser Keramik war der Engländer Frederick DuCane Godman (1834-1919), der Mitte des 19. Jahrhunderts seine erste Reise nach Istanbul antrat und in der Folgezeit in Sussex mit Ankäufen im größeren Umfang begann. Für den anwachsenden Istanbuler Markt stellten nach dem Zweiten Weltkrieg türkische Töpfer vornehmlich in Kütahya eine einfache Keramik im Stil der »Iznik-Ware« her. Technik und Musterkatalog haben sich seitdem, anknüpfend an die Werke des Meisters Ahmet Şahin (geb. 1907), weiterentwickeln und erweitern dürfen. Die hier vorliegenden Stücke gehören zu den weniger herausragenden. Dies zeigt sich nicht nur an der wenig überzeugenden Komposition, sondern auch an der unbeholfenen Art, das ab Mitte des 16. Jahrhunderts für die »Iznik-Ware« charakteristische, aus eisenhaltigen Schichten gewonnene, reliefstarke Bolusrot nachzuahmen.

Literatur: Schoole Mostafawy, Islamische Keramik. Aus der Sammlung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe (= Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, NF, Heft 3), hrsg. vom Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 2007, S. 112, Kat. 43.

Location
Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
Collection
Global Art History
Inventory number
72/25
Measurements
Höhe: 2.7 cm, Durchmesser: 13.0 cm
Material/Technique
Irdengut / Scherben / Rot / Gelb; Scharffeuerfarbe; Engobe; Unterglasurmalerei; Glasur

Event
Herstellung
(where)
Kütahya
Türkei
(when)
Mitte 20. Jh.
Event
Fund
(where)
Kütahya

Rights
Badisches Landesmuseum
Last update
12.07.2024, 10:56 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Wandteller

Time of origin

  • Mitte 20. Jh.

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