Forschungsbericht | Research report
The creation of multi-ethnic police services in the Western Balkans: a record of mixed success
"Im Rahmen der Post-conflict Rehabilitation Activities der OSZE spielen die Polizeikomponenten eine immer bedeutendere Rolle. Das Ziel der diesem Beitrag zugrunde liegenden Studie 'Die OSZE und der Aufbau Multiethnischer Polizeien auf dem Balkan', die am Zentrum für OSZE-Forschung (CORE) durchgeführt wurde, bestand darin, die OSZE-Polizeimissionen im Kosovo, in Südserbien (Presevotal) und Mazedonien dahingehend zu untersuchen, ob und wieweit es mit Hilfe des Instruments multiethnischer Polizeien möglich ist, die Folgen ethnopolitischer Konflikte zu überwinden sowie zu analysieren, vor welchen Problemen OSZE, UN und EU standen, als sie entsprechende Ausbildungskonzepte entwarfen und umsetzten. Die drei zentralen Forschungsfragen lauteten: Erstens, inwieweit ist es in den Nachbürgerkriegsgesellschaften des Westbalkans innerhalb weniger Jahre gelungen, funktionierende multiethnische Polizeien aufzubauen? Zweitens, inwieweit haben die Bevölkerung und insbesondere die Minderheiten Vertrauen in die neue Polizei gefasst? Und drittens, welche Faktoren erklären den Erfolg bzw. Misserfolg beim Aufbau multiethnischer Polizeien? Die Ergebnisse der Studie beruhen primär auf Interviews und schriftlichen Befragungen von rund 700 einheimischen Polizisten und deren internationalen Ausbildern und Beobachtern von der OSZE, EU und UNO im Kosovo, in Südserbien und in Mazedonien. Die Untersuchung kommt zu einer differenzierten Erfolgsbewertung der Implementierung der Missionsmandate. Positiv kann zunächst festgehalten werden, dass alle Missionen die Vorgaben für die Anzahl an zu rekrutierenden und auszubildenden Polizisten erfüllt bzw. übertroffen haben. Darüber hinaus hat sich in allen drei Untersuchungsfällen in den multi-ethnischen Polizeieinheiten ein kollegiales und professionelles Klima entwickelt. Ferner können die Missionen in allen drei Fällen positiv verbuchen, dass der Aufbau der multi-ethnischen Einheiten insbesondere bei der albanischen Bevölkerungsgruppe einen vertrauensbildenden Effekt erzielt hat. Neben diesen grundlegenden positiven Ergebnissen ist jedoch eine Reihe negativer Aspekte zu vermerken: Im Gegensatz zur albanischen Bevölkerung betrachten Serben und slawische Mazedonier die multiethnischen Einheiten weiterhin mit Skepsis. In Südserbien und Mazedonien gibt es darüber hinaus noch große Probleme, die multiethnischen Einheiten in die allgemeinen Polizeiapparate zu integrieren. Besonders schwierig stellt sich die Kooperation der multiethnischen Einheiten mit den zur Terror- und Kriminalitätsbekämpfung eingesetzten Spezialeinheiten dar. Primär ursächlich für die mangelhafte Integration der multiethnischen Einheiten ist der unzureichende Ausbildungsstand der neuen Polizisten. Die Gründe hierfür liegen zum einen in den Bildungsdefiziten vieler albanischer Polizeianwärter. Zum anderen tragen strukturelle und konzeptionelle Defizite der Grundausbildung an den Akademien und in den Praxisphasen zum unzureichenden Ausbildungsstand der neuen Polizeibeamten bei. Dass Polizeibewerber, die aufgrund ihrer Bildungsdefizite, krimineller Hintergründe oder anderer negativer Persönlichkeitsmerkmale für den Polizeidienst nicht geeignet sind, aber dennoch rekrutiert wurden, lag am Einfluss politischer Parteien und Rebellengruppen auf das Rekrutierungsverfahren sowie an den spezifischen Problemen der Informationsgewinnung durch internationale Rekrutierer unter Nachkriegsbedingungen." (Autorenreferat)
- Weitere Titel
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Die Schaffung multiethnischer Polizeikräfte im westlichen Balkan: ein Beleg für gemischten Erfolg
- Umfang
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Seite(n): 36
- Sprache
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Englisch
- Anmerkungen
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Status: Veröffentlichungsversion
- Erschienen in
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Forschung DSF (8)
- Thema
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Politikwissenschaft
Friedens- und Konfliktforschung, Sicherheitspolitik
kulturelle Integration
Serbien
kulturelle Identität
Mazedonien
Europa
Polizei
multikulturelle Gesellschaft
Sicherheit
Osteuropa
Kosovo
ethnische Beziehungen
deskriptive Studie
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Stodiek, Thorsten
Zellner, Wolfgang
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Deutsche Stiftung Friedensforschung
- (wo)
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Deutschland, Osnabrück
- (wann)
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2007
- URN
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urn:nbn:de:0168-ssoar-260323
- Rechteinformation
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GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Letzte Aktualisierung
-
21.06.2024, 16:26 MESZ
Datenpartner
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Forschungsbericht
Beteiligte
- Stodiek, Thorsten
- Zellner, Wolfgang
- Deutsche Stiftung Friedensforschung
Entstanden
- 2007