Archivbestand

Auseinandersetzungskommission Münster (Bestand)

General- und Spezialverhandlungsakten der Kommission 1802-1809 (13): betreffend gemeinschaftliche Angelegenheiten des ehemaligen Fürstbistums Münster, Zivil- und Militärsustentationen, Landesschulden usw.; Notizen und Unterlagen zu den Verhandlungen 1802-1815 (9): Aktenverzeichnisse, Beilagen zu den Berichten der Kommission, Übersicht über das Vermögen der geistlichen Stiftungen (1807), Nachweise des Steueraufkommens und der Landesschulden, Festsetzung des Kameralfußes; Einkünfteverzeichnisse der ehemaligen fürstbischöflichen Ämter Rheine, Sassenberg und Wolbeck 1804 (3); Verzeichnisse der Landpfennigkammer-Obligationen (ohne Jahr) (40): zugunsten geistlicher Stiftungen, Schulen, Armenanstalten, Gemeinheiten, Städten, Kirchspielen, Bauerschaften, Markeninteressenten, Particuliers, Ritterschaft, Erbkämmereramt, Invalidenkasse, Offizierswitwenkasse, Zuchthaus, Zinsrückstände der Landpfennigkammer; Jesuitengüter in den getrennten Landesteilen 1804-1808 (2); Auseinandersetzung der Lehen 1804-1806 (2); Rechnungen und Etats der Totalitätskasse und ihre Abnahme 1804-1809 (19); andere Rechnungssachen 1802-1807 (9): Abschlüsse von allen Kassen der Landpfennigkammer, Rechnungen der Landrentei, Kontributions- und Kämmereirechnungen von Münster (1807), Depositen der Landesschuldenkasse, Quotisationskapitalien; Verschiedenes 1803-1806 (10): Aufhebung des Abfahrts- und Abschossgeldes, Judenschulden und Unterhalt des Landesrabbiners; Entschädigung der Salinensozietät zu Rheine, Benutzung und Erhaltung des Max-Clemens-Kanals, Unterhalt der preußischen Truppen in anderen Landesteilen, Kostgeld des Vikars Engels bei den Minoriten, Verhältnisse mit der Grafschaft Steinfurt und Gronau, Schatzungsmoderationen der Städte, Brandsozietät; Anhängige Rechtssachen (ohne Jahr) (1); Auseinandersetzungssachen betr. Hannover und Oldenburg, z.T. Handakten des Geheimen Regierungsrates von Druffel 1822-1836 (14).

Bestandsgeschichte: 1802 eingerichtet für die preußischen Verhandlungen mit Oldenburg, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Arenberg, Croy, dem Wild- und Rheingrafen sowie Looz-Corswarem wegen gemeinsamer Rechte am ehemaligen Fürstbistum Münster. Weiterarbeit unter französischer Besetzung bis 1810, 1815-1830 Verhandlungen mit Oldenburg und Hannover.

Form und Inhalt: Eine der Hauptschwierigkeiten nach der Aufteilung des Fürstbistums Münster unter die teilhabenden Fürsten bestand in der Auseinandersetzung der bisher gemeinsamen Rechte und Verpflichtungen. So mussten z.B. die Pensionen ehemaliger fürstbischöflicher Beamter und Militärs aus einem gemeinsamen Sustentationsfonds bestritten werden. Aber auch zahllose andere gemeinsame Interessen forderten eine klare Trennung bzw. gemeinschaftliche Verwaltung.

Die Gegenstände des Auseinandersetzungsgeschäftes umreisst der Oberkammerpräsident Freiherr vom Stein bereits in seinem Promemoria vom 12. Dezember 1802 (gedruckt: Kochendörffer S. 156, Anlage I). Er bestimmte auch bereits die Mitglieder der preußischen Kommission:
Geheimrat von Sobbe, Kriegs- und Domänenrat von Rappard und Geheimrat Druffel.
Ihre offizielle Ernennung erfolgte am 23. Dezember 1802 durch ein Decret der Spezialorganisationskommission in Münster.
Sobbe wurde bald von den Geschäften entbunden, sodass v. Rappard die Leitung der Kommission übernahm. Als drittes Mitglied trat der Geheime Rat Forkenbeck ein.
Als Deputierte der fürstlichen Häuser, mit denen die Auseinandersetzungskommission verhandelte, waren bevollmächtigt
für Oldenburg: Geh. Kammerrat Römer und Hofrat Olfers
für Arnsberg: Hofrat Olfers
für Salm-Salm und Salm-Kyrburg: Hofrat Noel
für den Wild- und Rheingrafen: Geheimrat von Riese und Hof- und Kammerrat Cappes
für Croy: Kammerrat von Kerkerinck-Borg und Hofrat Olfers
für Looz-Corswarem: Hofrat Olfers.
Diese Unterhändler unterzeichneten den Hauptschluss vom 30. Juni 1804, in dem die Grundsätze der Auseinandersetzung festgelegt wurden.
Als die französische Besetzung des Landes erfolgte, war das Auseinandersetzungsgeschäft weit davon entfernt, beendet zu sein. Der General und Inspecteur aux revues Fririon ermächtigte am 24. April 1807 die Geheimen Räte Duffel, Forkenbeck und Olfers, die Aufgaben der Kommission weiterhin zu versehen.
Freilich entzog der Übergang des gesamten Münsterlandes an das Kaiserreich Frankreich im Jahre 1811 schließlich der ohnehin zum Erliegen gekommenen Kommissionsarbeit den Boden.
Erst die Pariser und Wiener Verträge belebten das Geschäft von Neuem. Die Auseinandersetzung mit dem Königreich Hannover und dem Großherzogtum Oldenburg, die als einzige außer-preußische Teilhaber am ehemaligen Fürstbistum übrig geblieben waren, zog sich noch bis in die dreißiger Jahre hin.
Im Auftrage der Regierung zu Münster versah der Auseinandersetzungskommissar Geheimer Regierungsrat von Druffel diese Aufgabe.

Sämtliche Akten entstammen den Jahren 1803-1806, soweit nicht anders vermerkt.
Literatur: Kochendörfer S. 117
Wilmans: S. 665f.

Der 119 Aktenstücke umfassende Bestand entstammt zum überwiegenden Teil der Domänenregistratur der Regierung Münster, einzelne Stücke auch dem Oberpräsidium und neuen Zugängen.

Münster, den 13. Mai 1963, Kohl

Das vorliegende Findbuch Auseinandersetzungskommission Münster wurde im Jahre 2010 von Sabine-Ines Rauch mit dem Verzeichnungsprogramm VERA abgeschrieben. Kleinere Korrekturen, Autopsien und Nachverzeichnungen durch Thomas Reich.
Münster, den 11. Dezember 2013, Reich

Im Januar 2019 wurden 31 unverzeichnete Kartons am Ende des Bestandes G 001 Auseinandersetzungskommission Münster vorgefunden, davon 15 Kartons signiert mit den Nummern 120 bis 145. Bei der Verzeichnung wurden die Akten, wo erkennbar, nach Provenienz den Beständen G 001 Auseinandersetzungskommission Münster bzw. J 502 Liquidationskommission Münster zugewiesen. Der Bestand G 001 umfasst nunmehr 154 Nummern.

Ko, 8.2.2019

Bestandssignatur
G 001
Umfang
157 Akten.
Sprache der Unterlagen
German

Kontext
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 2. Behörden der Übergangszeit 1802-1816 >> 2.1. Preußische Entschädigungslande (G) >> 2.1.1. Erbfürstentum Münster
Verwandte Bestände und Literatur
Wilhelm Kohl u. Helmut Richtering, Behörden der Übergangszeit 1802-1816, Münster 1964, S. 35-37; Manfred Wolf, Die Entschädigung des Herzogs von Croy im Zusammenhang mit der Säkularisation des Fürstbistums Münster, in: Westfälische Zeitschrift 137 (1987), S. 127-157.

Bestandslaufzeit
1802-1836

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Letzte Aktualisierung
05.11.2025, 13:59 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1802-1836

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