Bestand
Sanitätsamt (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Personalangelegenheiten; Lazarette;
Fürsorge
Behördengeschichte: Der Auf-
und Ausbau eines militärischen Sanitätswesens erfolgte in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein preußisches Sanitätskorps
bestand bereits seit 1873. An seiner Spitze stand der
Generalstabsarzt der Armee, der zugleich Chef der
Medizinalabteilung des Kriegsministeriums, Direktor der
Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen und
Vorsitzender des dortigen wissenschaftlichen Senats war. In seine
Kompetenz fielen auch die persönlichen Angelegenheiten der
Militärärzte und sonstiger Sanitätspersonen. Die Verbindung vom
Generalstabsarzt zu den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
aufgebauten Sanitätsämtern der Armeekorps, die ihrerseits gemäß der
Militärkonvention vom 25. November 1870 unter dem ausschließlichen
Oberbefehl des Reiches standen, hielten seit 1906 die vier
Sanitätsinspektionen in Posen, Berlin, Kassel und Straßburg. 1912
wurde eine weitere Inspektion in Danzig eingerichtet. Unter
Obergeneralärzten im Generalmajorsrang umfassten sie als oberste
Aufsichtsbehörden das Gebiet mehrerer Armeekorps, denen je ein
Sanitätsamt unter einem Korpsgeneralarzt zugeteilt war. Persönlich
dem kommandierenden General und dem Generalstabsarzt der Armee
unterstellt, war er der ärztlich-technische Referent des
Generalkommandos in allen Fragen des Gesundheits- und Krankenwesens
sowie Leiter des Sanitätsamtes als militärärztlicher
Provinzialbehörde ihres Zuständigkeitsbereiches. Im Falle des
Sanitätsamtes des XIV. Armeekorps waren dies die Länder Baden und
Hohenzollern sowie Teile des Oberelsasses mit Ausnahme der
badischen und hohenzollerischen Gebiete, die zu den Festungen
Germersheim, Straßburg, Neubreisach und Idstein zählten. Seine
Aufgaben umfassten im Frieden den Gesundheits- und Krankendienst
beim Heer und den militärischen Anstalten sowie alle für den
Kriegssanitätsdienst erforderlichen Vorbereitungen und
Einrichtungen. Organisatorisch wurde dabei zwischen dem
Sanitätsdienst bei den Truppen, der alle Truppenteile,
Militärbehörden, Anstalten u.ä. umfasste, und in den Lazaretten
unterschieden. Deren Verwaltung teilten sich das Sanitätsamt und
die Korpsintendantur (beim XIV. AK waren die Abt. IV b und VI
zuständig), wobei ersteres für die medizinischen, letztere für die
ökonomisch-verwaltungstechnischen Belange zuständig war. Im
Kriegsfall übernahm ein stellvertretender Korpsgeneralarzt die
Aufgaben, Pflichten und Rechte des dem Feldheer zugeteilten
Korpsgeneralarztes und damit die Verantwortung für die Organisation
des Sanitätsdienstes im Heimatgebiet. In dieser Eigenschaft hat er
für die Errichtung von Reservelazaretten in geeigneten Gebäuden,
ihre personelle Besetzung mit Heil- und Pflegepersonal sowie die
Ausbildung von Ersatzreservisten zu Militärkrankenwärtern Sorge zu
tragen. Wurden an einem Ort mehrere Reservelazarette eingerichtet,
konnte er die Oberleitung über diese Lazarette an einen älteren
Sanitätsoffizier als Reservelazarettdirektor delegieren. Dieser
hatte die ihm unterstellten Lazarette zu besichtigen und
Missstände, die er in eigener Verantwortung abzustellen nicht
befähigt war, dem Sanitätsamt zu melden, das seinerseits
gegebenenfalls die stellvertretende Intendantur benachrichtigte.
Dem stellvertretenden Korpsgeneralarzt unterstanden auch alle
Einrichtungen der freiwilligen Krankenpflege, v.a. die
Vereinslazarette, Genesungsheime und Privatpflegestätten. Ihre
Beaufsichtigung teilte er sich mit dem Territorialdelegierten der
freiwilligen Krankenpflege.
Bestandsgeschichte: Die
Archivgeschichte des Sanitätsamtes des XIV. Armeekorps ist mit der
des stellvertretenden Generalkommandos identisch und kann im
Repertorium Abt. 456 F 8 Stellvertretendes Generalkommando XIV.
Armeekorps (1914-1924) nachgelesen werden. Festzuhalten ist hier
nur, dass gemäß den Bestimmungen des den Bestimmungen des
Versailler Vertrags die Formationen des kaiserlichen Heeres
aufgelöst werden mussten. Zu diesem Zwecke wurde eine zivile
Behörde geschaffen, das sog. Abwicklungsamt des früheren XIV.
Armeekorps, und die Auflösungs- und Nachkommandos des früheren XIV.
Armeekorps in Abwicklungsstellen umbenannt. Dementsprechend war die
für das Sanitätsamt zuständige Abteilung die Abwicklungstelle
Sanitätsabteilung 14, bei der bis zum Jahre 1922 die Akten des
Sanitätsamtes und der einzelnen Lazarette gesammelt wurden. Über
Heilbronn, wohin das Abwicklungsamt auf Druck der Allierten im
Jahre 1920 verlegt worden war, gelangten die Akten nach Auflösung
des Abwicklungsamtes im Jahre 1921 zunächst an seine
Nachfolgebehörde, die Reichsarchivzweigstelle Heilbronn, und über
diese im Jahre 1924 an die Reichsarchivzweigstelle Stuttgart. Laut
dem dort erstellten Einlieferungsverzeichnis (EV 113) umfasste der
Bestand ursprünglich 740 Einheiten, wovon schon im
Einlieferungsverzeichnis 73 als fehlend angezeigt wurden und 59
Einheiten auf das stellvertretende Generalkommando entfielen. Von
diesem Gesamtbestand wurden vor der Abgabe der Überlieferung des
XIV. Armeekorps an das Generallandesarchiv Karlsruhe im Jahre 1949
386 Akteneinheiten vernichtet, davon 33 Einheiten des
Generalkommandos IV b.
Bearbeiterbericht:
Vorliegender Bestand wurde im Rahmen der Ausbildung für den höheren
Archivdienst von den Staatsarchivreferendaren Norbert Haag und
Dieter Speck unter Anleitung und Aufsicht des Unterzeichneten im
Juni und Juli 1989 verzeichnet. Dabei wurden 4 Bünde, die beim
Generalkommando des XIV. Armeekorps, Abt. IVb, entstanden waren,
ausgeschieden und provenienzgerecht eingeordnet. Der Bestand
umfasst jetzt Unterlagen des Sanitätsamts XIV. Armeekorps
(Frieden), des Sanitätsamts XIV. Armeekorps (Krieg) und der
Sanitätsabteilung XIV. mit insgesamt 6 lfd. m. Kassationen wurden
nicht durchgeführt. Karlsruhe, im Oktober 1989 Kurt
Hochstuhl
- Reference number of holding
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 456 F 113
- Extent
-
394 Nummern
- Context
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Krieg >> XIV. (Badisches) Armeekorps >> Sonstige Formationen
- Date of creation of holding
-
1815-1920
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
03.04.2025, 11:03 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1815-1920