Bestand

Komitee Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche (Bestand)

Geschichte des Bestandsbildners: Das Festival unterliegt Beschlüssen des Sekretariats des ZK der SED, die Koordinierungsfunktion und Weisungsrecht für zuständige staatliche Einrichtungen haben. Das (politische) Profil des Festivals wird von der SED-Parteigruppe des Festivals (1961) bestimmt, der Vertreter aller an der Ausrichtung des Festivals beteiligten Institutionen unter Führung der Abt. Kultur und Agitation des ZK der SED angehören. Staatlicher Entscheidungsbedarf wird über Ministervorlagen und -weisungen bzw. gleichgeartete Entscheidungen des Staatlichen Komitees für Fernsehen vollzogen.

Festival-Direktoren bis 1993:

1955-1963 Wolfgang Kernicke

1964-1972 Wolfgang Harkenthal

1973-1989 Ronald Trisch

1990-1993 Dr. Christiane Mückenberger

Club der Filmschaffenden, Ministerium für Kultur 1955-1972:

Ausrichtung der Dokumentar- und Kurzfilmwoche oblag zunächst dem Ständigen Büro im Club der Filmschaffenden (1955-1963). Das Ministerium für Kultur war als übergeordnete Einrichtung für das Festival formell zuständig und weisungsberechtigt. Es trat zeitweilig selbst als Veranstalter auf und richtete in den Jahren 1964-1972 das Ständige Festivalbüro im Ministerium ein.

Komitee 1973-1989:

1973 erhielt das Komitee die Kompetenz als Veranstalter übertragen. Die Berufung erfolgte durch das Ministerium für Kultur. Das Komitee war zuständig für die jährliche Konzeption, das Reglement, Einladungen und Programmentscheidung sowie Repräsentanz während des Festivals und zwischen den Festivals. Es bildete darüber hinaus eine Klammer zwischen den Programmbereichen Film und Fernsehen auf dem Festival und den dafür zuständigen Veranstaltern in der DDR. Es wurde von einer Präsidentin und zwei Vizepräsidenten geleitet. Einer der Vizepräsidenten ist der Festivaldirektor. Komiteemitglieder waren Film- und Fernsehschaffende. Das Komitee beruft Künstler in die Internationale Jury.

Direktion 1973-1990:

Die Festivaldirektion (1973-1990) ist für die ganzjährige Betreuung des Festivals zuständig. Der Festivaldirektor ist Mitglied des Komitees und einer der zwei Vizepräsidenten. Er leitet die Festivaldirektion und das Organisationsbüro. Er ist verantwortlich für Finanzierung, Organisation, Reglement, Einladung, Kommunikation, Berichterstattung, Zusammensetzung von Jury und Auswahlkommission. Er bildet die Schnittstelle zwischen Komitee und institutionellen Veranstaltern. Mit der Einrichtung von Filmfestivals der DDR ist die Festivaldirektion für alle Festivals zuständig (1978). Die Festivaldirektion untersteht dem Ministerium für Kultur.

Der Festivaldirektion obliegen - außer der eigentlichen Organisation - Film-Information und Kontakte, Festivalbesuche, Einladung von Filmen, Filmschaffenden, Produzenten und Gremienangehörigen. Sie macht das Reglement bekannt und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Während des Festivals wird ein Bulletin herausgegeben. Über Filmauswahl und Programm entscheidet der Veranstalter.

Auswahlkommission:

Die Auswahlkommission (AWK) sichtet die eingereichten Filme und gibt dem Festivaldirektor (Programmdirektor) Empfehlungen für Wettbewerb, Information, Sondervorführung und Nichtzulassung. Sie folgt dabei einem Statut. Festivaldirektion, Komitee- und AWK-Mitglieder sichten in allen Ländern Filme vor und treffen eine Vorauswahl. Die Auswahl der Kino- und Fernsehfilme aus der DDR treffen das Ministerium für Kultur, HV Film, und das Staatliche Komitee für Fernsehen. VFF und Nationales Festival für Dokumentarfilme und Fernsehpublizistik (1979-1989) haben Vorschlagsrecht, sind aber an der Auswahlentscheidung nicht beteiligt.

Jury:

Die Preisvergabe erfolgt durch eine unabhängige internationale Jury, die von einem Film- oder Fernsehschaffenden der DDR geleitet wird. Als Preise des Festivals sind dotierte Goldene und Silberne Tauben (1962) in den Kategorien Kurzmetrage, Langmetrage, Animationsfilm und Spezialpreise ausgelobt. Das Komitee verleiht Goldene Tauben ehrenhalber sowie Förderpreise. Institutionen, internationale Organisationen, Vereinigungen vergeben Sonderpreise. Die internationale Jury wird vom Komitee und dem Festivaldirektor zusammengesetzt und berufen.

Dolmetscherabteilung:

Die Dolmetscherabteilung ist dem Stellvertreter des Direktors unterstellt. Mit Hilfe von bereitgestellten Textlisten der Filme bzw. Übersetzungen wurde das gesprochene Wort teilweise auch in Gebärdensprache während der Kinovorführungen dem internationalen Publikum zugänglich gemacht.

Bestandsbeschreibung: Die Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche ist ein seit 1955 staatfindendes jährliches Filmfestival in Leipzig.

Das Festival war zuerst als reiner Kinofilmwettbewerb gedacht. Fernsehproduktionen wurden erst 1976 zu einem gemeinsamen Wettbewerb zusammengeführt. Die Preisvergabe erfolgte durch eine unabhängige internationale Jury, die von einem Film- oder Fernsehschaffenden der DDR geleitet wurde. Als Preise des Festivals gab es Goldene und Silberne Tauben in verschiedenen Kategorien (u.a. Kurzmetrage, Langmetrage, Animationsfilm, Spezialpreise).

Das Programm ist unterteilt in Wettbewerb und Information zur Vorführungen im Festivalkino. Zusätzliche Vorführungen wie "Tradeshow", "Das Komitee stellt vor", "ad-hoc-Veranstaltung", Mitternachts- und Sondervorführungen finden in den Kinos Capitol und Casino und als Wiederholungsvorführung im Filmtheater Freundschaft (1987) statt. Während des Festivals wird ein tägliches Bulletin herausgegeben.

Ergänzt wurde das Festival durch Retrospektiven, die, von der Deutschen Zentralstelle für Filmforschung (1960-1961) begonnen, vom Staatlichen Filmarchiv der DDR (ab 1962, DR 140) veranstaltet wurden.

Bestandteil des Festivals waren auch Sondervorführungen von Filmen der UNO und UNESCO, der DEFA-Studios (DR 118), des Nationalen Zentrums für Kinderfilm und -fernsehen (DR 120) und weiterer Institutionen.

Festival-Titel:

1955-1956 Leipziger Kultur- und Dokumentarfilmwoche

1960-1967 Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche

1968-1989 Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche für Kino und Fernsehen

1990 Internationale Leipziger Filmwoche für Dokumentar- und Animationsfilm

seit 1991 Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm

Festival-Motto:

1960 "Der Film im Dienst des technischen, wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritts - Für Frieden und Wohlstand der Völker"

1961-1989 "Filme der Welt - Für den Frieden der Welt"

1990-2003 "Filme der Welt für die Würde des Menschen"

Bestandsgeschichte

Die Unterlagen des Festivalarchivs wurden 1995 von der Leipziger DOK-Filmwochen GmbH an das Bundesarchiv, Abt. Filmarchiv übergeben und gingen zuständigkeitshalber 2004 an die Abt. DDR über. Zur Zugänglichmachung erfolgte zunächst eine vorläufige Erfassung der Unterlagen auf Karteikarte. Während dieser ersten Bearbeitung wurden Fotos und Publikationen(Diplomarbeiten) bis zum Signaturbereich DR139 / 114 entnommen und an die Abt. Filmarchiv bzw. die Dienstbibliothek abgegeben. Bei der endgültigen Erschließung 2015 wurden weitere vereinzelte Fotos bis DR 139 / 114 und ab DR 139 / 148 bis DR 139 / 187 in großer Anzahl, sowie weitere Publikationen (Protokolle der Filmwochen, hg. vom Komitee Internationale Dokumentar-und Kurzfilmwochen) entnommen und ebenfalls an die Abt. Filmarchiv bzw. die Bibliothek abgegeben.

Inhaltliche Charakterisierung: Die Akten enthalten keine vollständige Überlieferung der jeweiligen aktenführenden Organisationseinheiten. Beispielhaft sind nicht kontinuierlich zu jeder Filmwoche Unterlagen oder Protokoll der Auswahlkommission oder Schriftgut des Komitees überliefert. Nach Abberufung des Komitees (1989) und der Neugründung des Festivals 1991 sind nur noch Bruchstücke, fast ausschließlich Textlisten der Dolmetscherabteilung überliefert. Der Berichtszeitraum endet mit der Übertragung der Veranstaltungskompetenz an die Stadt Leipzig bzw. der 1991 neugegründeten DOK GmbH Leipzig.

Zitierweise: BArch DR 139/...

Bestandssignatur
Bundesarchiv, BArch DR 139
Umfang
222 Aufbewahrungseinheiten; 14,7 laufende Meter
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Bildung, Kultur, Sport, Medien
Verwandte Bestände und Literatur
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: DR 1 - Ministerium für Kultur

DR 118 - DEFA Studio für Dokumentarfilme

DR 120 - Nationales Zentrum für Kinderfilm und -fernsehen

DR 140 - Staatliches Filmarchiv der DDR

Bestandslaufzeit
1956-1993

Weitere Objektseiten
Provenienz
Komitee Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche (DOK-Film Leipzig), 1955-1991
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
16.01.2024, 08:43 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1956-1993

Ähnliche Objekte (12)