Archivale
Ermittlungen bei einem ehemaligen Soldaten wegen Diebstahls / Auseinandersetzung bei der Werbung von dessen Sohn für den Militärdienst
Enthält: Dem Antoniterhalfen Johann Zaun waren von Soldaten der Schlossbesatzung Schafe gestohlen worden. Im Zuge der Ermittlungen durchsuchen Schultheiß und Schöffen (auch) das Haus des ehemaligen Feldwebels Johann Pilligh in der Kotzgasse, das dieser gemietet hatte. Johann Bierbaum, ehemaliger Soldat unter Henrich Simons, jetzt in Brühl verheiratet und dort Wirt, sagt dazu vor dem Notar aus, dass die Schafe geschlachtet und zerstückelt worden waren und das Fleisch sich zum Zeitpunkt der Hausdurchsuchung dort in einem Fass befand, auf dem er gerade saß. Aus Furcht vor der weiteren Suche hätten sie [Pilligh und er] die Beute dann in ein Kühlfass für die Branntweinkolben, Pfeifen oder Rohrrinnen geworfen. Um sie wieder herauszuholen, musste sich Pillighs Magd ausziehen und hineinsteigen. Dann hätten sie die Teile unter dem Strohdach versteckt und mit Stroh bedeckt. Gleichzeitig sagt er auch über die Geschehnisse bei der Werbung für die Truppen Hauptmann Simons aus, die damals in Gymnich und Umgebung zusammengezogen werden sollten. Wiederum steht Pilligh im Vordergrund: er habe die Knechte des Hauptmanns verspottet, um sie von dem kurfürstlichen Marschbefehl abzuhalten (zu "divertiren"): er wünsche ihnen Glück, wenn sie nun spanisches Kommissbrot essen und dabei Hunger und Kummer erleiden müssten. Ein dritter Punkt dreht sich schließlich um den Diebstahl eines erbeuteten Kolliers. Johann Pilligh hätte es bei sich in einer Kiste aufbewahrt und wäre selbst auf Erkundigung ausgegangen, ob irgendwo jemandem etwas fehle. Näheres über die Werbung erfährt man aus einer weiteren Zeugenaussage des Fischers Johann Tareth, der sich ebenfalls unter den Soldaten des Hauptmann Simons befand, die von Brühl über Kerpen nach Gymnich zogen und dort Station machten. Auch Pillighs Sohn sollte zu dieser Kompanie eingezogen werden. Seiner Aussage nach war Pilligh dabei direkt gegen ihn vorgegangen: "Wohe wilt tu hin, hastu nit vorhin des spanischen Commisbrodt gnuch freßen?" , und ihn verspottet: "waß wiltu doch mit dem kurt [kurzen] Gewehr machen, oder meinestu, daß du damit im Landt von Lutzenburgh oder sonsten anderen spanischen Ortern den Bauren damit die Wurst vom Balken abstoßen [kannst]". Ganz ungestüm sei er geworden, als man nach seinem Sohn fragte, habe ihn nicht ziehen lassen wollen und zur Bekräftigung auf das Kommissbrot gestampft. Im Übrigen sei der Sohn gar nicht hier, was seine Frau bestätigte. Da ging Zeuge Tareth weg, doch der Sohn folgte ihm, um mit zur Kompanie zu gehen. Er, der Werber, solle seinen Vater nicht anhören und seinen Namen nicht schreiben, da er sich [mit seinem Verhalten] ihm, dem Sohn, gegenüber nicht als Vater gezeigt hätte.
- Archivaliensignatur
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GerKer, 1052
- Umfang
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Schriftstücke: 2
- Kontext
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Schöffengericht Kerpen >> 6 Landesherrliche Angelegenheiten >> 6.2 Militär- und Kriegswesen
- Bestand
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GerKer Schöffengericht Kerpen
- Laufzeit
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1668
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Letzte Aktualisierung
-
08.04.2025, 13:17 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Archivale
Entstanden
- 1668