Figur

Thronende Muttergottes

Die 2009 für die Berliner Skulpturensammlung erworbene Thronende Muttergottes gehört zu den Schlüsselwerken des Schönen Stils, eine Kunstform, die sich im späten 14. Jahrhundert in Prag entwickelte. Gleichzeitig gewichtig und graziös nimmt die Figur den sie umgebenden Raum selbstbewusst ein. Ihr Mantel scheint aus einem dicken Stoff wie Wolle gemacht zu sein, der sich nicht in winkelförmigen Falten bricht, sondern ein kalligrafisches Spiel von übereinstimmenden Kurven schafft. Die komplexe Komposition, die Fülle gegen Leere und Höhen gegen Mulden kontrastieren lässt, erfordert die Beweglichkeit des Betrachters. Jede Ansicht wird mit der Entdeckung eines ausgewogenen Gesamteindrucks belohnt. Wiederholt hat hier der Künstler die Beschränkungen seines Materials zu überschreiten versucht, indem er spröde Faltenkaskaden neben tief ausgehöhlte Täler gesetzt hat. Stein scheint sich zu verwandeln, und die Virtuosität in der Faltenbehandlung ist von einem Niveau, das man eher von einer modellierten statt einer gemeißelten Arbeit erwarten würde. Auch die detaillierte Wiedergabe des Pelzfutters am Kopfschleier, gegenüber dem sich das versonnene Gesicht von Maria abzeichnet, zeugt von der herausragenden Qualität der Ausführung.

Vorderseite frontal | Fotograf*in: Antje Voigt / Rechtewahrnehmung: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

Standort
Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
Sammlung
Skulpturensammlung (SKS)
Inventarnummer
2/2009
Maße
Gewicht: ca. 35 kg
Höhe x Breite x Tiefe: 68 x 42 x 31 cm
Material/Technik
Kalkstein

Klassifikation
Figur (Sachgruppe)
Bezug (was)
Madonna; d.h. Maria mit dem Christuskind

Ereignis
Eigentumswechsel
(Beschreibung)
Erworben 2009 vom Münchener Kunsthändler Sascha Mehringer, auf den die weiteren Angaben zur früheren Provenienz zurückgehen. Demnach hatte er die Madonna 2006 von Alfred Gschwind (Bamberg) erworben. Dieser habe sie 1985 als Geschenk seines Vaters erhalten, in dessen Besitz sie Ende der 1960er-Jahre gelangt war. Nach Aussage Paul Weinzierls, Möbelrestaurator in Ottering (Niederbayern) und Freund des früheren Besitzers Gschwind, habe sich die Figur zuvor in der Sammlung Anni Hüttingers befunden, einzige Tochter einer bedeutenden Straubinger Goldschmiede- und Kunsthändlerfamilie und ab 1940 Gattin des Regensburger Sammlers Josef Johann Ludwig (1904–2007). Seit 1949 war die vereinte Sammlung Hüttinger-Ludwig im Regensburger Geschäftshaus Ludwigs Am Vitusbach 6 vereint. Ob auch die Madonna damals dazugehört hat, konnte nicht ermittelt werden.
Ereignis
Herstellung
(wo)
Prag ?

Rechteinformation
Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
Letzte Aktualisierung
09.04.2025, 10:13 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Figur

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