Bestand
6. Flottille (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: 1956 wurde die Torpedo-Schnellboots-Fottille
in Saßnitz aufgestellt und wurde am 01. Dez. 1957 nach Parow
verlegt und in 6. Flottille umbenannt. 1958 erfolgte der
Standortwechsel nach Saßnitz. Am 31. Dez. 1959 wurde diese
Einheit wegen Mangel an einem geeigneten Stützpunkt wieder
aufgelöst. Erst am 01. Mai 1963 wurde die 6. Flottille mit Sitz
des Stabes in Stubbenkammer neu aufgestellt und endgültig als
Verband der Raketen- und Torpedoschnellboote in Saßnitz
formiert. 1965 wurde ihr der endgültige Stützpunkt in Dranske
zugewiesen. 1965 wurden dieser Flottille, auch für eine kurze
Zeit, die Küstenschutz- und Landungsschiffe unterstellt. Diese
Einheit galt als Verband der Stoßkräfte und hatte
Raketenschif-fe (Typ "151" und "1241 RÄ"), Raketenschnellboote
(Typ "205") und Torpedoschnellboote (Typ "183"), "Forelle",
"206", "Iltis", "Hydra" und "131" zu unterschiedlichen Zeiten in
ihrer Ausrüstung. Sie handelte, auch gemeinsam mit den Vereinten
Ostseeflotten, im gesamten zugewiesenen Seegebiet, das auch die
Gebiete der 1. und 4. Flottille umfaßte. Zu den Aufgaben der
Einheit gehörte z. B. die Vernichtung einzelner Schiffe des
Gegners, die in die Operationszone der Seestreitkräfte
eingedringen wollten, Erkundung der Gefechtslage, Störungen der
Seeverbindungswege des Gegners und allgemeine Aufgaben im
täglichen Dienstbetrieb. Die 6. Flottille hatte auch
Artillerieunterstützung durch Landeinheiten, von der Seeflanke
her, bei Angriffs- und Verteidigungshandlungen.
Im Jahr 1971 ausgezeichnet mit dem Ehrentitel
„Bester Verband der Volksmarine" überdauerte die 6. Flottille
nach ihrer Aufstellung am 01. Mai 1963 bis zu ihrer Auflösung am
02. Oktober 1990 insgesamt 27 Jahre. 1984 wurde der 6. Flottille
der Karl-Marx-Orden, die bedeutendste Auszeichnung der DDR,
verliehen. Sie war der Schnellbootsverband und eine von drei
Flottillen der Volksmarine nach 1963.
Als
der Minister für Nationale Verteidigung Generaloberst Willi
Stoph 1956 den Befehl zur Aufstellung der Seestreitkräfte der
DDR gab, wurden bereits bestehende schwimmende Einheiten der
Volkspolizei in die Nationale Volksarmee integriert. Die in
Saßnitz aufgestellte Torpedo-Schnellboots-Flottille war der
Vorläufer der 6. Flottille. Sie wurde 1959 aufgrund
unzureichender Standortmöglichkeiten wieder aufgelöst. Aus der
Auflösung ging eine Küstenschutzschiffs- sowie eine
Torpedoschnellboots-Brigade hervor. Diese bildeten die
Ausgangsbasis für die Neugründung der 6. Flottille im Jahr 1963
mit Sitz des Stabes am Standort Stubbenkammer. Der endgültige
Standort der 6. Flottille war ab 1965 die Halbinsel Bug bei
Dranske auf Rügen.
Entwicklungsprojekte
seit 1952 für den Bau eigener Schnell- beziehungsweise
Torpedoschnellboote waren 1957 eingestellt worden, als man sich
dafür entschied, sowjetische Torpedoschnellboote der P-6-Klasse
einzukaufen und ab 1957 in den Dienst der Volksmarine zu
stellen. Nach 1963 bestand der Verband der 6. Flottille aus
Raketenschnellbooten (RSB), Torpedoschnellbooten (TSB), Leichten
Torpedoschnellbooten (LTSB), Küstenschutzschiffen Projekt 50 der
Riga-Klasse sowie Landungsbooten des Typs Labo Projekt 49 und
Hilfsschiffen. Die Küstenschutzschiffe (KSS) und die
Landungsschiffe wurden jedoch 1965 aus der 6. Flottille
ausgegliedert und anderen Verbänden unterstellt. Sie war demnach
ein Verband von Stoßkräften mit schwimmenden Trägern von
Seezieltorpedos und -raketen. Nach einigen Umstrukturierungen
bis in die 1970er Jahre hinein setzte sich die 6. Flottille
schließlich aus der 1., 3. und 5.
Raketen-Torpedoschnellbootbrigade (RTSBBr), der 7.
Raketenschiffbrigade (RSBr), der 9. Torpedoschnellbootbrigade
(TSBBr) und der 6. Sicherstellungsschiffabteilung (SSA)
zusammen.
Die 6. Flottille operierte
insgesamt in einem großen Seegebiet, welches auch von der 1. und
4. Flottille befahren wurde und war Teil der Vereinten
Ostseeflotten. Ihre Aufgaben waren in erster Linie die Störung
und Bekämpfung gegnerischer Einheiten sowie Aufklärungs- und
Erkundungstätigkeiten in der Operationszone der eigenen
Seestreitkräfte.
Als tragisches Ereignis
innerhalb der 6. Flottille wird die Kollision des
Torpedoschnellbootes 844 „Willi Bänsch" mit der schwedischen
Fähre „Drottningen" am 31. August 1968 angesehen, bei der sieben
Besatzungsmitglieder den Tod fanden. Die Ursache des Unglücks
wird auf ein Fehlverhalten des Schnellboots-Kommandanten
zurückgeführt.
Mit der Auflösung der DDR
1990 wurde auch der Befehl zur Auflösung der Nationalen
Volksarmee und ihren Teilstreitkräften gegeben. Teile der 6.
Flottille wurden der nachfolgenden Bundesmarine überstellt und
kurze Zeit später außer Dienst gestellt. Der Stützpunkt
Bug-Dranske wurde geschlossen und ist bis heute teilweise nicht
für die Öffentlichkeit zugänglich.
Politabteilung 6. Flottille DVP 72:
Die Leiter der Politorgane waren als Parteifunktionäre der
SED dem jeweilig nächsthöheren Politorgan unterstellt. In der
Volksmarine war die Politische Verwaltung allen anderen
Politorganen vorgesetzt. Als Stellvertreter der Kommandeure
waren die Leiter der Politorgane für die gesamte politische
Erziehung und Beeinflussung der Unterstellten verantwortlich.
Zur politischen Arbeit gehörten die politische Massenarbeit, die
Schulung und Weiterbildung sowie die Traditionspflege und
kulturelle Massenarbeit. Die Politorgane hatten auch die
Gewerkschaft der Zivilbeschäftigten und die Sportorganisation
"Vorwärts" anzuleiten. Die Richtlinien für die politische Arbeit
wurden in vom Politbüro des ZK der SED herausgegebenen
"Instruktionen für die Arbeit der Parteiorganisationen und
Politorgane der NVA" festgeschrieben.
Inhaltliche
Charakterisierung: Der Bestand enthält: die Chroniken für den
Zeitraum 1956 bis 1989, Befehle des Kommandeurs, Dokumente des
Stabschef und Stellvertreters für Rückwärtige Dienste,
Entmagnetisierungs- und Lagebücher, Akten zu militärischen
Übungen und zur operativ-taktischen Ausbildung,
Gefechtsdokumente, Schiffsdokumentationen, Leitungsvorlagen und
Berichte bzw. Aufgabenstellungen zu den Ausbildungsjahren.
Politabteilung 6. Flottille DVP 72:
Nur die Politabteilungen der 1. Flottille (65
AE), der 4. Flottille (57AE), der 6. Flottille (73AE) sind
archivisch über einen längeren Zeitraum belegt. Überliefert sind
insbesondere Delegiertenkonferenzen der SED und auch der FDJ,
Informationsberichte und die Tätigkeit der
Parteikontrollkommissionen. Von den übrigen Beständen sind nur
einzelne Akten vorhanden.
Erschließungszustand:
Kartei
Vorarchivische Ordnung:
Die Aktenbildung erfolgte bereits beim Registraturbildner auf
der Grundlage des Einheitsaktenplanes K 01/3/001, der für alle
Dienststellen der NVA verbindlich war. Die Akten wurden über das
Verwaltungsarchiv der Volksmarine an das Militärarchiv in
Potsdam übergeben. Von dort gelangten sie in das
Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg. Der Bestand ist erst
teilweise erschlossen. Die Akten tragen z.T. noch die
Potsdam-Signaturen VA-04/... bzw. die Signaturen des
Verwaltungsarchivs VA-04-... (AZN).
Politabteilung 6. Flottille DVP 72:
Die Akten der Politorgane wurden im Verwaltungsarchiv der
Volksmarine in Rostock erfasst und registriert und von dort an
das Militärarchiv Potsdam übergeben. Die Unterlagen sind nur zum
Teil erschlossen noch nicht in die Datenbank eingegeben und
müssen noch unter der Potsdam-Signatur VA-P-04/ bzw. unter der
Signatur des Verwaltungsarchivs bestellt und zitiert
werden.
Zitierweise: BArch DVM
16/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DVM 16
- Umfang
-
733 Aufbewahrungseinheiten; 20,7 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Verteidigung >> Ministerium für Nationale Verteidigung und Nationale Volksarmee >> Nationale Volksarmee >> Volksmarine
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: - F.Elchlepp, W.Jablonsky, F.Minow, M.Röseberg: Volksmarine der DDR, 1999.
- Bestandslaufzeit
-
1956-1990
- Weitere Objektseiten
- Provenienz
-
6. Flottille (6. Fl), 1963-1990
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1956-1990