Bestand
Nachlass Johannes Sticker (1926 - 2006), Amtsdirektor (Bestand)
Form und Inhalt: Der Bestand (Archivsignatur S 70) umfasst 232 Verzeichnungseinheiten aus dem Nachlass des ehemaligen Amtsdirektors des Amtes Nievenheim, Johannes Sticker (1926 - 2006). Der Nachlass wurde 2008 und 2013 in zwei Tranchen vom Archiv als Schenkung übernommen.Johannes Sticker war der älteste von sechs Söhnen einer alteingesessenen Neusser Schreinerfamilie. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er zur Wehrmacht eingezogen, geriet in Gefangenschaft und arbeitete als Kriegsgefangener auf Bauernhöfen in der Bretagne. Schon in dieser Zeit ist seine Neigung zur französischen Sprache und Kultur entstanden, und der Ausgleich mit dem früheren "Erbfeind" und die deutsch-französische Freundschaft auch auf kommunaler Ebene wurden in der Folgezeit prägende Elemente seines privaten und beruflichen Wirkens. Nach Neuss 1948 zurückgekehrt, machte Johannes Sticker nach dem Abitur eine Schreinerlehre im väterlichen Betrieb. Anschließend nahm er an der Universität Köln das Studium der Rechtswissenschaften auf und legte das erste juristische Staatsexamen ab. 1952 wurde Johannes Sticker für die CDU, deren Mitglied er zeitlebens blieb, Stadtverordneter im Neusser Stadtrat. 1963 wurde er zum Amtsdirektor des Amtes Nievenheim gewählt und verblieb in diesem Amt bis zur kommunalen Neugliederung 1975, in deren Rahmen das Amt Nievenheim als eigenständige Gebietskörperschaft aufgelöst und Teil der Stadt Dormagen wurde. Während seiner Amtszeit begründete das Amt Nievenheim 1967 eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde St.-André (Département Nord), die von der Stadt Dormagen bis in die Gegenwart fortgeführt wird. Träger der Städtepartnerschaft war im Wesentlichen der "Verein der Freunde von St.-André e.V.", dessen Vorsitz Johannes Sticker bis 2000 innehatte. Dementsprechend bilden die Städtepartnerschaft und die Überlieferung des Vereins einen bedeutenden Teilbereich des Nachlasses. Ebenso sind die Vorbereitung, Durchführung und die Auswirkungen der zum 1. Januar 1975 in Kraft getretenen kommunalen Neugliederung im Nachlass prominent vertreten. Johannes Sticker hat als Amtsdirektor und als Ruheständler die Neugliederung vehement abgelehnt und an seinem Ideal kleiner selbstständiger Gemeinden festgehalten. Vor diesem Hintergrund schied er 1975 aus dem Berufsleben als leitender Kommunalbeamter aus.Aufgrund seiner weit gestreuten intellektuellen und politischen Interessen war Johannes Sticker auch Mitglied der "Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf e.V." und zeitweise in deren Vorstand tätig. Ein besonderes Interesse galt dem Verhältnis zwischen Juden und Deutschen nach dem Holocaust und der aufmerksamen Beobachtung antisemitischer Tendenzen. Auch dazu finden sich im Nachlass Unterlagen. Weiterhin umfasst der Bestand Material zur Geschichte und zur Arbeit des für die lokale Melioration und Wasserwirtschaft zuständigen Norf-Stommelner Bruchverbandes sowie Material zu zeitgenössischen allgemeinpolitischen Themen. Nach dem Ausscheiden aus dem beruflichen Leben widmete sich Johannes Sticker der Erforschung der Ortsgeschichte von Nievenheim und des historisch wohl bedeutendsten Bewohners des Ortes, des kurkölnischen Geschichtsschreibers und Steuereinnehmers Martin Henriquez von Strevesdorff (1619 - 1679), der im Nievenheimer Ortsteil Delrath ein Gut besaß. Historische und genealogische Materialsammlungen bilden somit auch einen bedeutenden Teilbereich des Nachlasses. Auch die Manuskripte der von Johannes Sticker verfassten Schriften zu lokalen Themen, insbesondere zur Städtepartnerschaft, und zur lokalen Geschichte sind im Nachlass enthalten.Der Nachlass Sticker ergänzt als bedeutende personenbezogene und ortsgeschichtliche Überlieferung den ebenfalls im Archiv befindlichen Bestand des Amtes Nievenheim (Bestand DO 02). Darüberhinaus erlaubt der Bestand vielfältige Einblicke in die Vorstellungswelt eines kommunalen Amtsträgers, der sein Handeln in Politik und Verwaltung stets mit übergeordneten Zeitströmungen, vor allem der europäischen Integration und dem Ausgleich mit dem Staat Israel, verknüpft sah.Der Nachlass kann gemäß der Bestimmungen des Landesarchivgesetzes für Nordrhein-Westfalen in der jeweils geltenden Fassung benutzt werden, weshalb einzelne personenbezogene Unterlagen noch der personenbezogenen Sperrfrist gemäß § 7 Abs. 1 Satz 3 ArchivG NRW unterliegen.
- Reference number of holding
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S 070
- Context
-
Archiv im Rhein-Kreis Neuss (Archivtektonik)
- Date of creation of holding
-
796 - 2005
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 796 - 2005