Amtsgericht

Amtsgericht Lesum; Bremen

Der wirtschaftliche Aufschwung für die Gemeinde Lesum und die umliegenden Ortschaften entwickelte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der Weserkorrektion und Bremens Zollbeitritt, wodurch auch der nah gelegene Vegesacker Hafen wieder an Bedeutung gewann und die Region für die Industrie lukrativ wurde. Ganz unmittelbar profitierte Lesum schließlich von der Anbindung an die Eisenbahn 1905.
Durch den daraus resultierenden Bevölkerungszuwachs, auch in den übrigen Ortschaften des Lesumer Gerichtsbezirks, nahmen die Amtsgeschäfte in einem Maße zu, dass sich die Räumlichkeiten des Amtsgerichts allmählich als zu klein erwiesen. Anstelle eines kompletten Neubaus wurde ab 1903 eine Erweiterung des bestehenden Gerichtsgebäudes geplant. Die Erweiterung sah einen zweiten zweigeschossigen Baukörper sowie einen eingeschossigen Verbindungsbau zwischen Alt- und Neubau vor. Darüber hinaus wurde auf dem rückwärtigen Grundstück, im Westen des Amtsgerichts, ein Gefängnisneubau realisiert, der noch vor dem neuen Amtsgericht fertiggestellt und im Dezember 1913 in Betrieb genommen wurde.
Die ersten Ergebnisse des Um- und Erweiterungsbaus führten zu Unruhe in der Bevölkerung, da der starke Unterschied in der Gestaltung von Alt- und Neubau als unbefriedigend wahrgenommen wurde. Der Verein für niedersächsisches Volkstum beklagte diesen Zustand in einem Zeitungsartikel. Er warf darin der Bauherrschaft einen Verstoß gegen das Heimatschutzgesetz vor und appellierte an deren Vorbildrolle. Die damals noch verantwortliche preußische Regierung veranlasste bdaraufhin Grundrissänderungen, die Außenfassaden nur mehr ummantelt und das Dach in Anpassung an den Neubau errichtete. 1916 waren alle Baumaßnahmen erledigt und das Gericht konnte an die Lesumer Justizverwaltung übergeben werden.
Der repräsentative Verwaltungsbau ist straßenraumprägend und hebt sich durch seine Gestaltung, insbesondere durch die hohen Mansarddächer, deutlich von der restlichen Bebauung des Lesumer Ortskerns ab. Durch seine Positionierung über Straßenniveau ist er sehr präsent im Blickfeld derjenigen, die sich dem Lesumer Ortskern von Nordwesten, beispielsweise vom Lesumer Bahnhof aus, nähern. Davon, dass diese Wirkung schon bei der Planung des Gebäudes kalkuliert war, zeugt die als Schaufassade ausgebildete nördliche Seitenfassade des Neubaus. Dieser städtische Gestus in der ansonsten vornehmlich dörflichen Umgebung verweist zum einen auf den preußischen Staat als Bauherren, zum anderen auf den zunehmenden Einfluss der wachsenden Ortschaft Lesum auf die umliegenden Gemeinden.

Urheber*in: Johann Friedrich Behrens / Rechtewahrnehmung: Landesamt für Denkmalpflege Bremen

In copyright

1
/
1

Location
Hindenburgstraße 32, Bremen

Classification
Einzeldenkmal

Event
Herstellung
(who)
Entwurf: Behrens, Johann Friedrich
(when)
1854
Event
Erweiterung
(when)
1912-13 bzw. 1913-14?

Last update
11.08.2025, 1:58 PM CEST

Data provider

This object is provided by:
Landesamt für Denkmalpflege Bremen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Amtsgericht

Associated

  • Entwurf: Behrens, Johann Friedrich

Time of origin

  • 1854
  • 1912-13 bzw. 1913-14?

Other Objects (12)