Handschriften

Otto Pius Hippius an Karl Weltzien

Enthält: (1r) Hippius befindet sich in einem nach Jahren eingetretenen Zustand der Ungebundenheit, den er seit zwei Monaten im Kreis seiner Familie genießt. Hippius möchte ins Ausland reisen, wohin er seit zehn Jahren nicht gekommen ist. Er denkt dankbar an das Wohlwollen, das Weltzien und seine Familie ihm erwiesen haben. Hippius hat seit einem Jahr nichts über Weltzien und dessen Familie erfahren. Seit (Hermann) Sternberg in Waldshut lebt, erhält er weniger Nachrichten aus Karlsruhe. Gegenwärtig dürfte niemand aus Weltziens Familie in Karlsruhe sein, und Weltzien sei wohl wie jedes Jahr auf einer großen Reise. Hippius ist mit Reval und der Umgebung der Stadt zufrieden. (1v) Die Bäder in Katharinental sind gut eingerichtet. Reval wird ein beliebter Badeort, wenn ein "neuer Salon" gebaut ist. Mit Ausnahme von Hippius' Bruder Karl war die Familie in diesem Sommer zusammen. Von Karl kamen häufig Briefe. Neben "Geschäftsreisen" unternahm Karl als der "einzige gute Zeichner in der Gegend" Reisen mit den Akademiemitgliedern ("Akademikern") Dorn und Bartholomy, sogar bis nach Dagestan. Karl schreibt gegenwärtig aus der Mandschurischen Steppe. Er fertigt Zeichnungen im Auftrag der Geografischen Gesellschaft von Tiflis. Karl ist in diesem Jahr schon 2.000 Werst gereist, zumeist bewaffnet und eskortiert und ohne vorgegebenen Weg. Karl hat in der Ferne gute Zukunftsaussichten. Zurzeit ist er der einzige Architekt in "Barn", das jedoch nach europäischen Maßstäben kaum die Bezeichnung einer Stadt verdient. Karl findet dort keine passende Gesellschaft. Ein Architekt Braubach, der am Karlsruher Polytechnikum studierte, war dort für die Roroneff-Tarnausche Handelsgesellschaft und wurde Nachfolger Karls, doch kehrte er nach einem Jahr in seine Heimat zurück. Karls "einziger Trost" ist die Nähe des Onkels Fritz (= Friedrich Wilhelm von?) Kotzebue, der in Kuba 60 Werst von Barn entfernt auf seinem Besitz lebt. (2r) Hippius ist zuversichtlich im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung in Russland. Der Fortschritt wird allerdings noch durch fehlende Finanzmittel gehemmt. Hippius würde gerne einen Abend mit Weltzien zusammen sein und mit ihm über Politik sprechen. Weltzien wäre wohl noch "der alte strenge Richter". Hippius erhielt von seinem Vetter R. Huber Nachricht über Weltziens Tätigkeit am Karlsruher Polytechnikum. Hippius erhielt den Auftrag für den Bau und die Inneneinrichtung des Rigaer Polytechnikums. Er erkundigt sich, ob Weltzien einem Ruf dorthin folgen würde. Bevor Hippius Sankt Petersburg verließ, traf er George Weltzien, der nach Fertigstellung seines Hauses einen Aufenthalt im Ausland beabsichtigt. Seit dem Tod der Eltern leben die Geschwister verstreut. Der Familie Krämer geht es gut. Das Akademiemitglied ("Akademiker") (Karl Julius) Fritzsche ("Fritsche") ist durch sein Alter nicht eingeschränkt. Wenn Weltzien (Heinrich) Hübsch, (Jakob) Hochstetter, und (Heinrich) Lang trifft, soll er von Hippius grüßen. Vielleicht wird Hippius seinem "alten lieben Baudirector" das Projekt einer evangelischen "Hauptkirche" vorschlagen und seine Meinung darüber (2v) hören können. Hippius rechnet mit einer Verbesserung der Baukonjunktur.

Archivaliensignatur
KIT-Archiv, 27072/175
Umfang
2 Blatt

Bestand
27072 Nachlass Karl Weltzien
Kontext
27072 Nachlass Karl Weltzien >> 1 Korrespondenzstücke in der alphabetischen Folge der Absender >> 1.61 Hippius, Otto Pius (*1826, +1883)

Indexbegriff Person
Weltzien, Karl (*1813, +1870)
Hippius, Otto Pius (*1826, +1883)
Hippius, Karl von (*1792, +1875)
Dorn (Nachname)
Bartholomy (Nachname)
Braubach (Architekt, Alumnus der Polytechnischen Schule Karlsruhe)
Kotzebue, Friedrich Wilhelm von (*1808)
Huber, R.
Weltzien, George
Fritzsche, Karl Julius (*1808, +1871)
Hübsch, Heinrich (*1795, +1863)
Hochstetter, Jakob (*1812, +1880)
Lang, Heinrich (*1824, +1893)
Indexbegriff Ort
Katharinental bei Reval (Tallinn)/EE
Tallinn (Reval)/EE
Reval (Tallinn)/EE
Dagestan
Riga/LV
Sankt Petersburg/RU

Laufzeit
1861 August 16, Katharinental bei Tallinn (Reval)

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Letzte Aktualisierung
21.11.2023, 11:50 MEZ

Objekttyp


  • Handschriften

Entstanden


  • 1861 August 16, Katharinental bei Tallinn (Reval)

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