Bestand
Oberster Gerichtshof für die Britische Zone (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Der Oberste Gerichtshof für die Britische Zone wurde aufgrund der
Verordnung Nr. 98 der britischen Militärregierung vom 1. September
1947 errichtet und nahm im März 1948 seine Tätigkeit in Köln auf;
gegliedert war er in zunächst je einen, dann zwei Zivil- und
Strafsenate. Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Verhandlung
und Entscheidung von Revisionen in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten
und in Strafsachen sowie grundsätzliche Entscheidungen auf dem Gebiet
der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Damit sollte der Oberste Gerichtshof
die Funktion des früheren Reichsgerichts für das britische
Kontrollgebiet übernehmen und eine einheitliche Rechtsprechung
gewährleisten. Präsident war Dr. Ernst Wolff (1877-1959),
Generalstaatsanwalt wurde Dr. Karl Schneidewin.
Der OGH hatte nach dem Willen der Militärregierung die Aufgabe,
für das britische Kontrollgebiet die Funktion des früheren
Reichsgerichts zu übernehmen und die einheitliche Rechtsprechung zu
sichern.
Zuständigkeit und Verfahren sind im
Einzelnen der o. a. Durchführungs-Verordnung, Abschnitte II und III,
vom 17. November 1947 zu entnehmen.
Der OGH
arbeitete nach der Geschäftsordnung vom 16. Juni 1948. Beim OGH
bestanden zunächst ein Zivil- und ein Strafsenat; ab 16. September
1948 wurde ein zweiter Zivilsenat, ab 1. Januar 1950 ein zweiter
Strafsenat gebildet.
Die Tätigkeit des OGH
endete durch Aufhebung der Verordnung Nr. 98 durch die Verordnung Nr.
218 des Britischen Hohen Kommissars vom 1. Januar 1950 und mit Wirkung
vom 1. Oktober 1950. Die letzte Sitzung des OGH fand am 25. September
1950 statt. Die Zuständigkeiten gingen am 1. Oktober 1950 auf den
Bundesgerichtshof über.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Das Schriftgut des Obersten
Gerichtshofs wurde in zwei Ablieferungen in den Jahren 1965 und 1978
vom Bundesgerichtshof an das Bundesarchiv abgegeben.
Archivische Bewertung und Bearbeitung
Die
Akten aus Revisionen in Zivilsachen wurden vernichtet, da allein die -
in die Zuständigkeit der Staatsarchive der Länder fallenden - Akten
der ersten Instanz von Interesse sind. Eine vollständige Sammlung der
Urteile liegt im Bundesgerichtshof vor.
Die
Überlieferung der Revisionen in Strafsachen wegen Verbrechen gegen die
Menschlichkeit wurde als archivwürdig angesehen, weil sie eine
Teildokumentation in der Britischen Besatzungszone durchgeführter
Verfahren vor deutschen Gerichten (nicht: deutschen Spruchgerichten)
darstellt.
Die Akten aus Revisionen sonstiger
Strafverfahren können als pars pro toto für den Umkreis der sonstigen
Delikte gelten, mit denen sich die deutschen Gerichte damals zu
befassen hatten.
Die Verfahrensakten sind nach
Tatkomplexen klassifiziert. Die Erschließung des einzelnen Bandes
erfolgte nach dem Schema:
- Name des bzw. der
Angeklagten
- Beruf, Rang und Tätigkeit im
NS-Staat. Die Berufsangabe gilt für den Zeitpunkt des Verfahrens. Bei
abweichenden Berufsangaben bzw. Angabe von zwei Berufen für eine
Person ist zu beachten, dass der vor Kriegsende ausgeübte Beruf
nachgestellt ist.
- Delikt (mit Angabe von
Tatort und Tatzeit)
- Erste Instanz und
Aktenzeichen; Aktenzeichen der Entscheidung des Obersten
Gerichtshofs.
Inhaltliche Charakterisierung:
General- und Sammelakten, dabei: Verfassung, Verwaltung, Beamtenrecht,
Entnazifizierung, Gerichtsorganisation u.a. (55), Zivilsenate (60),
Strafsenate (44), Staatsanwaltschaft bei dem Obersten Gerichtshof
(12);
Verfahrensakten, dabei: Verbrechen gegen
die Menschlichkeit aus der NS-Zeit, u.a. Denunzierung, Teilnahme an
Ausschreitungen nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933
und während des Judenpogroms in der Nacht auf den 10. November 1938
(535); Kapitalverbrechen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit
(236).
Erschließungszustand:
Online-Findbuch.
Vorarchivische Ordnung: Die
Ordnung der General- und Sammelakten folgt der
Generalaktenverfügung.
Zitierweise: BArch Z
38/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch Z 38
- Extent
-
945 Aufbewahrungseinheiten; 10,2 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Westalliierte Besatzungszonen (1945-1949) >> Justiz
- Related materials
-
Amtliche Druckschriften: Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes für die Britische Zone in Zivilsachen, 1949/1950.- Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes für die Britische Zone in Strafsachen, 1949/1950.
Literatur: Vogel: Westdeutschland, Teil I, S. 109.- Potthoff, Wenzel: Handbuch, S. 169 f.- Karl-Alfred Storz: Die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs [...] in Strafsachen. Tübingen 1969.- Reinhard Zimmermann: Der oberste Gerichtshof [...] und die Fortbildung des Bürgerlichen Rechts, in: Zeitschrift für Neuere Rechtsgschichte, 3. Jhrg., 1981, S. 158 ff.
- Date of creation of holding
-
1948-1950
- Other object pages
- Provenance
-
Oberster Gerichtshof für die Britische Zone, 1948-1950
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1948-1950