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Die Erforschung der Dynamik der Corona-Pandemie in Deutschland: Survey-Konzepte und eine exemplarische Umsetzung mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Frühjahr 2020 Richtlinien für Bevölkerungsstichproben veröffentlicht, die Basisdaten für gesundheitspolitische Entscheidungen im Pandemiefall liefern können. Diese Richtlinien umzusetzen ist keineswegs trivial. In diesem Beitrag schildern wir die Herausforderungen einer entsprechenden statistischen Erfassung der Corona Pandemie. Hierbei gehen wir im ersten Teil auf die Erfassung der Dunkelziffer bei der Meldung von Corona Infektionen, die Messung von Krankheitsverläufen im außerklinischen Bereich, die Messung von Risikomerkmalen sowie die Erfassung von zeitlichen und regionalen Veränderungen der Pandemie-Intensität ein. Wir diskutieren verschiedene Möglichkeiten, aber auch praktische Grenzen der Survey-Statistik, den vielfältigen Herausforderungen durch eine geeignete Anlage der Stichprobe und des Survey-Designs zu begegnen. Ein zentraler Punkt ist die schwierige Koppelung medizinischer Tests mit bevölkerungsrepräsentativen Umfragen, wobei bei einer personalisierten Rückmeldung der Testergebnisse das Statistik-Geheimnis eine besondere Herausforderung darstellt. Im zweiten Teil berichten wir wie eine der großen Wiederholungsbefragungen in Deutschland, das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), für eine WHO-konforme Covid-19-Erhebung genutzt wird, die im Rahmen einer Kooperation des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit dem SOEP als „RKI-SOEP Stichprobe“ im September 2020 gestartet wurde. Erste Ergebnisse zum Rücklauf dieser Studie, die ab Oktober 2021 mit einer zweiten Erhebungswelle bei denselben Personen fortgesetzt werden wird, werden vorgestellt. Es zeigt sich, dass knapp fünf Prozent der bereits in der Vergangenheit erfolgreich Befragten aufgrund der Anfrage zwei Tests zu machen die weitere Teilnahme an der SOEP-Studie verweigern. Berücksichtigt man alle in der Studie erhobenen Informationen (IgG-Antikörper-Tests, PCR-Tests und Fragebögen) ergibt eine erste Schätzung, dass sich bis November 2020 nur etwa zwei Prozent der in Privathaushalten lebenden Erwachsenen in Deutschland mit SARS-CoV‑2 infiziert hatten. Damit war die Zahl der Infektionen etwa doppelt so hoch wie die offiziell gemeldeten Infektionszahlen.

Language
Deutsch

Bibliographic citation
Journal: AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv ; ISSN: 1863-8163 ; Volume: 15 ; Year: 2021 ; Issue: 3-4 ; Pages: 155-196 ; Berlin: Springer Science and Business Media LLC

Classification
Wirtschaft
Health Behavior
Health: Government Policy; Regulation; Public Health
Subject
Corona Pandemie
Infektions-Survey
Sozio-oekonomischen Panel (SOEP)
WHO
Hidden cases
Incidence rates

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Rendtel, Ulrich
Liebig, Stefan
Meister, Reinhard
Wagner, Gert G.
Zinn, Sabine
Event
Veröffentlichung
(who)
Springer Science and Business Media LLC
(where)
Berlin
(when)
2021

DOI
doi:10.1007/s11943-021-00296-x
Handle
Last update
10.03.2025, 11:43 AM CET

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  • 2021

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