Archivale

Branntweinausschank des Conrad Schertel in Alfalter

Enthält:
1720 April 10: Schreiben des Christoph Lochner, Pfarrers zu Artelshofen und Alfalter, an Johann Christoph Tetzel in Nürnberg.
Der ledige Conrad Schärtel (= Schertel), Ebnerischer Untertan zu Alfalter, wohnt bei seinem Vater Hans Schärtel. Seit 1 1/2 Jahren betreibt er im Elternhaus eine Branntweinschenke, in der Tag und Nacht vor allem junge Leute sich dem Kartenspielen und Trinken hingeben. Schärtel hat es geschafft - man weiß nicht, wie - in Hersbruck zu erreichen, dass er pro Jahr 1 Taler Umgeld zahlt.
Der Pfarrer versuchte sein Möglichstes, aber die Verführung ist einfach zu groß. Inzwischen kommen Leute aus der Umgegend in die Schenke, sodass auch Beschwerden von Außerhalb an den Pfarrer herangetragen werden. Die jungen Leute verspielen sogar halbe und ganze Gulden, manchmal auch Taler, sodass ihre Eltern den Verdacht hegen, die Kinder besorgten sich das Geld durch Diebstahl.
In drei Wochen wurden 100 Maß Brannwein vertrunken.
Eine Beschwerde des Pfarrers bei der Herrschaft über öffentliche freche Reden des Schärtel gegen den Pfarrer hatte seinerzeit nur dazu geführt, dass Schärtel dem Pfarrer Abbitte leisten musste, die er aber - wie seine Reden in der Öffentlichkeit zeigen - nicht ernst gemeint hat. Seine Eltern unterstützen ihn in seinem Tun.
Daher die Bitte um Einschreiten.
1720 April 15: Schreiben im Auftrag Tetzels an den Pfarrer.
Der gnädige Herr ist zu beschäftigt, um persönlich zu antworten. Er hatte zunächst den Fall vor die Landpfleger bringen wollen, nahm dann aber auf Bitten des Pflegers zu Hersbruck davon Abstand. Der Pfleger will demnächst bei Abhör der Gotteshausrechnung - dabei wird auch der Adressat anwesend sein - in Gegenwart des Hans Schärtel dem Sohn das Branntweinschenken untersagen. Adressat sollte sich vielleicht auch an den Pfleger wenden.
1720 Mai 23: Schreiben des Christoph Lochner, Pfarrers zu Artelshofen und Alfalter, an Johann Christoph Tetzel in Nürnberg.
Wegen Erkrankung des Pflegers zu Hersbruck ist in der leidigen Angelegenheit noch nichts erfolgt.
inzwischen hat der Vater Schärtel den Pfarrer mehrfach öffentlich beleidigt, ja sogar aus der Glossierung Dr. Luthers zu Markus I, 22 zitiert, wo der Terminus Lumpen-Prediger vorkommt. Er wolle sich niemals mit dem Pfarrer versöhnen.
Der Fall ist nun unerträglich geworden, sodass Schreiber um Obrigkeitliche Hilfe nachsuchen muss.

Archivaliensignatur
E 49/II Nr. 1093
Sonstige Erschließungsangaben
Indexbegriff Person: Lochner, Christof

Indexbegriff Person: Luther, Martin Dr.

Indexbegriff Person: Schertel, Hans

Indexbegriff Person: Schertel, Konrad

Indexbegriff Person: Tetzel, Johann Christof

Indexbegriff Sache: Klassifikation E/F-Bestände: Vogteiliche Rechte

Kontext
Holzschuher/Akten und Rechnungen
Bestand
E 49/II Holzschuher/Akten und Rechnungen

Indexbegriff Sache
Pfleger, Hersbruck
Pfarrer, Artelshofen
Pfarrer, Alfalter
Branntweinschenke
Kartenspielen
Diebstahl Verdacht
Lebenswandel
Beleidigung
Entschuldigung
Landpfleger
Krankheit
Zitat Lutherglosse
Gesuch
Gotteshausrechnung
Indexbegriff Ort
Alfalter
Artelshofen
Hersbruck

Laufzeit
10.04.1720 - 23.05.1720

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
05.06.2025, 13:02 MESZ

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Objekttyp

  • Archivale

Entstanden

  • 10.04.1720 - 23.05.1720

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