Flächendenkmal

Gießen, Gesamtanlage XXV

Die Gesamtanlage "Plattenhausen" liegt im Nordosten der Stadt jenseits der Eisenbahnlinie Gießen-Fulda. Sie wird durch den Anneröder Weg (Norden), die Heinrich-Fourier-Straße (Osten) und die Licher Straße (Westen) begrenzt. Das annähernd rautenförmige Areal der ersten, nach 1918 errichteten Siedlung lag weit außerhalb der gründerzeitlichen Stadterweiterung und grenzte damals noch unmittelbar an den Wald.Zum Bestand der Anlage gehören die Häuser:Anneröder Weg 24, 26, 28, Doeringstraße 1, 2-14 (gerade Nummern) , Licher Straße 83-117 (ungerade Nummern).In den Jahren 1919 bis 1921 erbaute die Baugenossenschaft 1894 zu Gießen nach Plänen Gustav Hamanns 54 Einfamilienreihenhäuser. Der Not der Zeit gehorchend, mussten die Mietanwärter in Eigenhilfe aus Kohlenschlacke, Sand und Zement Platten gießen, die als Ersatz für Backsteine verwandt wurden, daher der volkstümliche Name "Plattenhausen".Die zu Zweier- bis Achtereinheiten zusammengefassten, zweigeschossigen Häuser gruppieren sich um die hofartig erweiterte Doeringstraße, als dem früheren Kern der Anlage. Sie stehen in gehörigem Abstand parallel zur Licher Straße oder folgen der Krümmung des Anneröder Weges. Keines der Häuser hatte ursprünglich Bad oder Zentralheizung, doch wurde größter Wert auf die Möglichkeit zur Selbstversorgung gelegt: Jedes Haus hat einen großen Nutzgarten (entlang der Licher Straße oder innerhalb des Geländes) und einen entweder angebauten oder freistehenden Kleintierstall mit Vorratsräumen für Futter. Trotz dieser Beschränkung auf das Notwendigste wurde die Gestaltung der von einem gemäßigten Traditionalismus geprägten Siedlung keineswegs vernachlässigt. So wurden die lang gestreckten Bauten dadurch rhythmisiert, dass man die Eckbauten pavillonähnlich hervorhob. Auch die gut gestalteten Sprossenfenster mit ihren Klappläden, die vorgezogenen mit eigener Verdachung und kleiner Freitreppe versehenen Eingänge und nicht zuletzt die verschieferten Walmdächer trugen zum schmucken Erscheinungsbild bei.Nach den vehementen Eingriffen der sog. Flächensanierung in den 70er Jahren und nach diversen "Modernisierungsmaßnahmen" ist die Gesamtwirkung allerdings stark beeinträchtigt. Obwohl der Zusammenhang der Siedlung erheblich gestört ist, da nur 4 originale und 3 nach dem Krieg wieder aufgebaute Häuser erhalten blieben, ist der Restbestand aufgrund der einzigartigen städtebaulichen Leistung nach dem 1. Weltkrieg als Gesamtanlage schützenswert. Von besonderer sozialgeschichtlicher Bedeutung ist dabei der Erhalt der kleinteiligen Struktur (Stall- und Nebengebäude und alte Einfriedungsteile) und der Nutzgärten.

Doeringstraße 2 | Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Land
Hessen
Kreis
Gießen
Ort
Gießen
Ortsteil
Gießen
Lage
Gesamtanlage XXV
Bezeichnung
''Plattenhausen''

Rechteinformation
Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Letzte Aktualisierung
19.03.2021, 11:49 MEZ

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