Bestand
Sanitätsamt der Bundeswehr (Bestand)
Bestandsbeschreibung:
Am 1. Okt. 1956 wurde der Vorläufer des Sanitätsamtes, das
Wehrmedizinalamt in Bonn-Beuel aufgestellt. Als Zentrale
Militärische Dienststelle mit wehrmedizini‧schen Aufgaben war
es truppendienstlich dem Führungsstab der Bundeswehr -
spä‧ter Füh‧rungsstab der Streitkräfte - nachgeordnet und in
drei Abteilungen geglie‧dert:
-
Abteilung I: Zentrale Aufgaben, Tuberkulose-Fürsorge,
Wehrmedizinische Biblio‧thek (Sitz: Bonn-Beuel)
- Abteilung II: Wehrmedizinalstatistik und
ärztliches Berichtswesen (Sitz: Remagen)
- Abteilung III: Hygienisch-medizinisches Institut
(Sitz: Koblenz).
Außerdem waren dem
Wehrmedizinalamt die Röntgenschirmbildzüge unterstellt.
Mit Wirkung vom 1. Feb. 1965 erfolgten die
Auflösung des Wehrmedizinalamtes und die gleichzeitige
Aufstellung des Sanitätsamtes der Bundeswehr. Das Sanitätsamt
wurde dem BMVg - Inspekteur des Sanitäts- und
Gesundheitswesen - unmittel‧bar unterstellt (Befehl Nr. 93 -
Bundeswehr - vom 27. Jan. 1965). Gleichzeitig wur‧den dem
Sanitätsamt truppen- und fachdienstlich unterstellt:
- Das Institut für Wehrmedizin und Hygiene
(ehemals Abteilung III des Wehrmedizi‧nalamtes)
- Das Institut für Wehrmedizinalstatistik
und Berichtswesen (ehemals Abteilung II des
Wehrmedizinalamtes)
- Die Akademie des
Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr (ehemals
Sanitätstruppenschule).
Mit Wirkung
vom 1. Apr. 1965 wurde das Institut für Wehrpharmazie und
Lebens‧mit‧telchemie (hervorgegangen aus der Chemischen
Untersuchungsstelle im Wehrbe‧reich VI) und mit Wirkung vom
1. Juli 1965 das Zentrallazarett der Bundeswehr dem
Sanitätsamt unterstellt. Die Röntgenschirmbildzüge wurden in
die Abteilung IV des Sanitätsamtes (Lungen- und TBC-Fürsorge)
eingegliedert.
Das Sanitätsamt ist
zuständig für
- die wissenschaftliche
Bearbeitung fachdienstlicher Fragen des Sanitäts- und
Ge‧sundheitswesens
- die Bearbeitung
von Dienstvorschriften, Fachlichen Anweisungen und
Behand-lungs‧richtlinien des Sanitäts- und
Gesundheitswesens
- die Mitarbeit bei
Auswahl und Entstehung des Sanitätsmaterials
- die Erstellung von Gutachten.
Im Auftrag des BMVg überwacht das
Sanitätsamt
- Maßnahmen der
Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation
- Maßnahmen des Blutspendewesens
- die Aus- und Fortbildung an der Sanitätsakademie und
an den unterstellten Einrich‧tungen.
1968 gliederte sich das Sanitätsamt der Bundeswehr wie
folgt:
- G1 - G4
- Wissenschaftliche Berater
-
Inspizient Zahnmedizin der Bundeswehr
- Inspizient Pharmazie und Sanitätsmaterial der
Bundeswehr
- Inspizient
Veterinärmedizin der Bundeswehr
-
Rechtsberater
- Abteilung
Verwaltung
- Abteilung I -
Sondergebiete der Gesundheitspflege
-
Abteilung II - Gesundheitspflege
-
Abteilung III - Sanitätsmaterial
-
Abteilung IV - Tuberkuloseüberwachung.
Am 1. Jan. 1968 wurden dem Sanitätsamt der Bundeswehr
die Bundeswehrlaza‧rette sowie die Medizinischen, Chemischen
und Veterinär-Untersuchungsstellen truppen- und
fachdienstlich unterstellt. Mit Beginn des Jahres 1970 wurden
alle Sa‧nitätsein‧richtungen mit zentralem Auftrag - speziell
die Akademie des Sanitäts- und Gesund‧heitswesens der
Bundeswehr, die Lazarette, Institute und
Sanitätsdienstli‧chen Unter‧suchungsstellen - als Zentrale
Sanitätsdienststellen der Bundeswehr mit dem Sani‧tätsamt der
Bundeswehr als zuständiger Kommandobehörde zusammen‧gefasst.
Zum 1. Okt. 1970 wurden die Lazarette der Bundes‧wehr in
Bundeswehrkrankenhäu‧ser umbe‧nannt. Mit Wirkung vom 1. Jan.
1971 wurden neue Dienststellenbezeichnun‧gen für die
sani‧tätsdienstlichen Untersuchungsstellen ein‧geführt:
Medizinische Un‧tersu‧chungsstelle der Bundeswehr I - III und
V - VI, Chemi‧sche Untersuchungsstelle der Bundeswehr I - V,
Veterinäruntersuchungsstelle der Bundeswehr I - VI.
Im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands
im Okt. 1990 wurden zentrale Sa‧ni‧tätseinrichtungen der
ehemaligen Nationalen Volksarmee und der Volkspolizei der DDR
in den Organisationsbereich des Zentralen Sanitätsdienstes
der Bundeswehr integriert.
Seit 1992
ist der Sanitätsdienst der Bundeswehr durch Bereitstellung
von Fachper‧sonal im Rahmen der UNO bzw. der NATO an
Auslandseinsätzen beteiligt. Hervor‧zuheben sind besonders
folgende Einsätze:
- United Nations
Transistional Authority in Cambodia / UNTAC und United
Nations Advance Mission in Cambodia / UNAMIC
- im Nord-Iran im Rahmen der Erdbeben- und
Kurdenhilfe
- United Nations Operation
in Somalia II / UNOSOM II
- United
Nations Observer Mission in Georgia / UNOMIG
- International Force East Timor / INTERFET
in Osttimor
- United Nations
Protection Force / UNPF und Implementation Force / IFOR in
Kroatien
- Kosovo Verifications
Mission und AFOR in Mazedonien und Albanien
- Kosovo Force / KFOR und Stabilisation Force / SFOR in
Bosnien-Herzegowina und Kosovo.
Im
Zuge einer Umstrukturierung nahm das Sanitätsamt der
Bundeswehr zum 1. Okt. 2001 eine völlig neue Gliederung ein.
Der Zentrale Sanitätsdienst der Bun‧deswehr wurde ein eigener
Organisationsbereich, das Sanitätsamt wandelte sich von einer
Kommandobehörde zu einem Fachamt und gleichzeitig zu einer
Höheren Komman‧dobe‧hörde neben dem Sanitätsführungskommando.
Am 1. Juli 2002 wurde es nach Mün‧chen verlegt.
Wie schon zuvor hat das Sanitätsamt drei
wesentliche Kernaufga‧benbereiche zu er‧füllen:
- Als Kommandobehörde die truppendienstliche
Führung der nachgeordneten Dienst‧stellen.
- Als Höhere Kommandobehörde und Fachamt des
Sanitätsdienstes mit Exekutiv‧recht für die Bundeswehr in den
bundeswehr- bzw. streitkräftegemeinsamen Auf‧gabenbereichen
Heilfürsorge, wehrmedizinische Dokumentation in allen
Appro‧bationsgebieten des Gesundheitswesens, Hygiene und
Seuchenwesen, Arbeits‧medizin, Umweltmedizin, Medizinische
Ergonomie, Zahnmedizin, Veterinärmedi‧zin, Pharmazie und
Lebensmittelchemie, Wahrnehmung der Materialverantwor‧tung
für Sanitätsmaterial als Bedarfsträgeramt, Ermitteln und
Zuweisen des sani‧tätsdienstlichen Ausbildungsbedarfes und
Weiterentwickeln des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, für den
Organisationsbereich „Zentraler Sanitätsdienst der
Bun‧deswehr" in den zentralen Aufgabenbereichen Ausbildung,
Weiterentwicklung und Dienstvorschriften, wehrmedizinische
Forschung, Personalwesen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Rüstung und Nutzung von Sanitätsmaterial, Führungs- und
Fachinformationssysteme, Organisation, Qualitätsmanagement
und Control‧ling sowie als Überwachungsbehörde der Bundeswehr
auf Grundlage gesetzli‧cher Verpflichtungen der Bundeswehr
aus dem Apotheken-, Arzneimittel-, Betäu‧bungsmittel-,
Chemikalien-, Fleischhygiene-, Lebensmittel- und
Bedarfsgegen-stände-, Krankenhaus-, Medizinprodukte- und
Tierseuchenrecht, der klinischen Arzneimittelprüfung, des
Schutzes medizinischer Daten, des Tierschutzes und als
zuständige Stelle nach § 16 Röntgenverordnung für die
Bundeswehr.
- Als Spezialstab des
Führungsstabes des Sanitätsdienstes im BMVg durch die
Erarbeitung von Richtlinien und Verfahrensanweisun‧gen zum
Erlass durch das BMVg.
Das Sanitätsamt
der Bundeswehr wird von einem Sanitätsstabsoffizier im
Dienstgrad eines Generalstabsarztes geführt. In seinen
Aufgaben unterstützt ihn ein Generalarzt als Stellvertreter
und Chef des Stabes. Neben den klassischen
Führungsabteilungen G1 - G4, S 6, Abteilung Verwaltung und
Truppenverwaltung übernehmen neun Fachabteilungen die
Aufgabenerfüllung. Während die Abteilungen I Ausbildung,
Weiterentwicklung, Dienstvorschriften, II
Informationssysteme, Rüstung und III Orga‧nisation,
Qualitätsmanagement, Controlling die überwiegend
militärfachlichen Berei‧che abdecken, werden die speziellen
sanitätsdienstlichen Fachaufgaben durch die Abteilungen IV
Grundlagen der Wehrmedizin, Heilfürsorge, Begutachtung, V
Präven‧tivmedizin, VI Zahnmedizin, VII Veterinärmedizin, VIII
Wehrpharmazie und IX Medizi‧nischer ABC-Schutz
bearbeitet.
Maxime des
Sanitätsdienstes der Bundeswehr ist es, eine optimale,
präventive, ku‧rative und rehabilitierende
sanitätsdienstliche Betreuung kranker, verletzter und
ver‧wundeter Soldaten sicherzustellen und diese Versorgung
auch im Rahmen von Einsätzen so zu gewährleisten, dass sie im
Ergebnis dem Standard der medizini‧schen Versorgung in
Deutschland entspricht.
Mit der
Unterstellung des Bundeswehrzentralkrankenhauses und der
damals sieben Bundeswehrkrankenhäuser unter das
Sanitätsführungskommando am 1. Feb. 2002 war der
Kommandobereich des Sanitätsamtes bereits deutlich kleiner
gewor‧den. Heute (2011) sind dem Amt unterstellt:
- Die Sanitätsakademie der Bundeswehr in
München
- Das Sanitätslehrregiment in
Feldkirchen
- Das
Sanitätsübungszentrum in Weißenfels
-
Die drei Zentralen Institute des Sanitätsdienstes der
Bundeswehr in Kiel-Kronsha‧gen, Koblenz und München
- Die drei Institute für Mikrobiologie,
Pharmakologie und Toxikologie sowie Radiobio‧logie in
München
- Das Sportmedizinische
Institut der Bundeswehr in Warendorf
-
Das Institut für Wehrmedizinalstatistik und Berichtswesen in
Andernach
- Das Institut für den
Medizinischen Arbeits- und Umweltschutz der Bundeswehr in
Ber‧lin
Im Zuge der Strukturreform der
Bundeswehr wurde das Sanitätsamt der Bundeswehr 2013 außer
Dienst gestellt und aufgelöst.
Amtschefs:
10.1956 - 10.1957
Oberfeldarzt Hawickhorst, Heinrich
11.1957 - 03.1962 GenArzt Oberdiek, Dr. Heinrich
04.1962 - 01.1965 GenArzt Krane, Prof. Dr.
Wilhelm
02.1965 - 03.1967 GenStArzt
Hockemeyer, Dr. Horst
04.1967 -
03.1969 GenStArzt Daerr, Dr. Eberhard
04.1969 - 09.1971 GenStArzt Ammermüller, Dr.
Hermann
10.1971 - 09.1972 AdmStArzt
Stemann, Dr. Hans-Georg
10.1972 -
09.1977 GenStArzt Fuchs, Prof. Dr. Heinz
10.1977 - 03.1980 GenStArzt Grunhofer, Dr.
Hubertus
04.1980 - 03.1982 GenStArzt
Linde, Dr. Hansjoachim
04.1982 -
03.1985 GenStArzt Hammen, Dr. Wolfgang
04.1985 - 03.1991 GenStArzt Sautter, Dr. Hans
04.1991 - 06.1993 GenStArzt Grabarek, Dr.
Volker
07.1993 - 09.1995 GenStArzt
Schöner, Dr. Gerhard
10.1995 - 09.2000
GenArzt Schmidt, Dr. Hans-Dieter
10.2000 - 06.2001 GenStArzt Bick, Dr. Erich
07.2001 - 03.2003 GenStArzt Nakath, Dr.
Kurt-Bernhard
04.2003 - 10.2006 GenStA
Fraps, Dr. Peter
10.2006 - 12.2007
GenStA Siebertz, Dr. Hartmut
12.2007 -
08.2009 GenArzt Fröhlich, Dr. Detlev
seit 08.2009 GenStA Dick, Dr. Hans-Jürgen
Stellvertretende Amtschefs und Chefs des
Stabes:
05.1965 - 03.1970 GenArzt
Leers, Dr. Heinrich
04.1970 - 09.1973
GenArzt Ruempler, Dr. Edgar
10.1973 -
09.1976 GenArzt Neerl, Dr. Heinrich
10.1976 - 03.1982 GenArzt Hammen, Dr. Wolfgang
04.1982 - 09.1983 GenArzt Voss, Dr. Claus
Günter
10.1983 - 03.1985 GenArzt
Desch, Dr. Gunter
04.1985 - 09.1987
GenArzt Borkowski, Dr. Johann-Friedrich
10.1987 - 09.1989 GenArzt Jaeger, Dr. Matthias
10.1989 - 09.1995 GenArzt Schmidt, Dr.
Hans-Dieter
10.1995 - 10.2001 GenArzt
Weymarn, Dr. Verena von
11.2001 -
07.2005 Oberstarzt Blätzinger, Dr. Jürgen
07.2005 - 12.2007 Oberstarzt Fröhlich, Dr. Detlev
12.2007 - 08.2009 GenArzt Dick, Dr.
Hans-Jürgen
seit 08.2009 GenArzt
Franke, Dr. Erika
Inhaltliche
Charakterisierung: Arbeitstagungen von Konsiliargruppen auf
dem Gebiet des Sanitätsdienstes; Aus‧landseinsätze (u.a.
Sanitätsdienstliche Unterstützung der Vereinten Nationen in
Kambodscha); Ausrüstungshilfe Fremde Staaten; Disziplinar-
und Be‧schwerdewe‧sen; Einsatzübungen; Inspizierungen von
Bundeswehrkrankenhäusern und anderen nachgeordneten
Dienststellen; Jahrestätigkeitsberichte; Medizinischer Schutz
gegen Biologische Kampfmittel; Meldungen der
Bundeswehrkrankenhäuser; Wehrmedizini‧sche Forschung;
Weisungen des Amtschefs
Erschließungszustand:
Findbuch, Stand 2011 online gestellt.
Umfang, Erläuterung:
VS-Anteil: 2,07 %
Zitierweise: BArch BW
41/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch BW 41
- Umfang
-
1783 Aufbewahrungseinheiten; 19,5 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Verteidigung >> Bundesministerium der Verteidigung und Bundeswehr >> Streitkräfte >> Verbände und Dienststellen des Sanitätsdienstes
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Sanitätsamt der Bundeswehr (SanABw), 1965-
Entstanden
- 1964 - 2013