Tektonik
Wolf Freiherr von Engelhardt (1910-2008)
Tektonikbeschreibung: Wolf von Engelhardt wurde
am 9. Februar 1910 in Dorpat/ Estland geboren. Er studierte in Halle, Berlin und
Göttingen Mineralogie. 1935 promovierte er bei V.M.Goldschmidt, dem Begründer der
modernen Geo- und Kristallchemie. Es folgte eine Zeit als Assistent bei
C.W.Correns in Rostock. Nach seiner Habilitation 1940 in Rostock folgte 1944 die
Berufung zum außerordentlichen Professor an die Universität Göttingen. Dem Ruf auf
den Lehrstuhl für Mineralogie an der Univrsität München im Jahr 1944 konnte er
weegen des Zweiten Weltkrieges nicht Folge leisten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war
er bis 1957 als Leiter des geologischen Labors der Erdölfirma Gewerkschaft
Elwerath in Hannover tätig. 1957 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für
Mineralogie und Petrographie des Mineralogischen Instituts der Universität
Tübingen. Bis zu seiner Emeritierung im Februar 1978 war er zugleich Direktor des
Mineralogisch-Petrographischen Instituts.
Ab etwa 1965
richtete er den Fokus seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auf die Erforschung von
irdischen Meteoritenkratern, insbesondere dem Nördlinger Ries. Aufgrund seiner
bahnbrechenden Arbeiten zum Nördlinger Ries wurde die NASA auf Ihn aufmerksam und
ernannte Ihn 1969 zum Principal Investigator im Apollo-Programm. Von 1969 an
untersuchte er Proben von Mondgestein aller Apollo-Missionen. 1970 bereitete er
einen Teil der Mannschaft der Apollo 14-Mission, u.a. den Kommandanten Alan
Shepard im Rahmen eines Feldtrainings im Nördlinger Ries auf das Finden und
Sammeln von Mondgestein vor.
Insbesondere durch die
Arbeiten zum Mondgestein wurde er über das Fachpublikum hinaus auch in der breiten
Öffentlichkeit bekannt. Durch zahlreiche Vorträge gelang es Ihm die Ergebnisse und
Probleme der Mond- und Planetenforschung in allgemeinverständlicher Weise
darzustellen. Die zahlreichen Publikationen spiegeln das breitgestreute
wissenschaftliche Interesse Wolf von Engelhardts wider. Das Themenspektrum geht
weit über die Mineralogie hinaus und widmete sich auch naturphilosophischen und
wissenschaftstheoretischen Fragen.
Neben seiner
wissenschaftlichen Tätigkeit fand er noch Zeit sich in der akademischen
Selbstverwaltung zu engagieren, so war er im Studienjahr 1963/64 beispielsweise
Rektor der Universität Tübingen und in fachspezifischen Gremien mitzuarbeiten. In
Würdigung der international anerkannten Verdienste um die Mineralogie und
Petrographie und der Geowissenschaften im Gesamten wurde Professor von Engelhardt
am 16.02.1985 anlässlich seines 75. Geburtstag mit dem Großen Verdienstkreuz des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Wolf von Engelhardt
verstarb am 4. Dezember 2008.
Publikationen von Wolf von
Engelhardt in Auswahl:
- Gottfried Wilhelm Leibniz:
Schöpferische Vernunft, Schriften aus den Jahren 1668-1686. Übersetzt und
erläutert, Marburg 1951.
- Der Mensch in der technischen Welt,
Köln/Graz 1957.
- Mit H.H.Holz: Gottfried Wilhelm Leibniz, Neue
Abhandlungen über den menschlichen Verstand. Herausgegeben und übersetzt,
Darmstadt 1961.
- Mit H. Decker-Hauff: Quellen zur Gründungsgeschichte
der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Tübingen 1859-1863, Tübingen 1963.
- Was heißt und zu welchem Ende betreibt man Naturwissenschaft, Frankfurt
1969.
- Mit D. Kuhn: Goethe, Die Schriften zur Naturwissenschaft. Erste
Abteilung Texte, Bd. 11: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im
Allgemeinen, Weimar 1970.
- Die Bildung von Sedimenten und
Sedimentgesteinen, Stuttgart 1973.
- Mit H. Hölder: Mineralogie,
Geologie und Paläontologie an der Universität Tübingen von den Anfängen bis zur
Gegenwart, Tübingen 1977.
- Mit J. Zimmermann: Theorie der
Geowissenschaft, Paderborn 1982.
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02.07.2025, 11:32 MESZ
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