Archivbestand

Kirchheim/Neckar, Kloster Maulbronner Pflege (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Die wohl schon im Spätmittelalter eingerichtete Maulbronner Pflege zu Kirchheim am Neckar, die nach der Säkularisation dem württembergischen Kirchenrat unterstand, verwaltete Güter und Rechte des vormaligen Zisterzienserklosters in Kirchheim sowie Zehntrechte zu Hohenstein. Bis 1685 war sie überdies zuständig für die Maulbronner Klostergüter in Hohenhaslach. 1744/45 übernahm die Pflege die Verwaltung der angekauften Besitzungen Rechte derer von Schütz zu Kirchheim, 1803 auch der vormals der Klosterhofmeisterei und Geistlichen Verwaltung Lauffen zugehörigen Gefälle zu Kirchheim, Hofen und Gemmrigheim.

Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält Akten, die Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge von Vermögensverschiebungen zwischen der Finanzverwaltung und der Hof- und Domänenkammer (Haus Württemberg) an letztere gelangt sind. Vorhanden sind vor allem Amtsbuchserien (u. a. Rechnungen, Lagerbücher, Zinseinzugsregister, Befehl- und Berichtskonzeptbücher), wobei neben Schriftgut der Pflege auch Unterlagen der Lauffener Verwaltung vertreten ist.

Zur Geschichte des Ortes Kirchheim a.N.: Kirchheim a.N. gehörte im frühen Mittelalter zu dem ausgedehnten Reichsgutkomplex am mittleren Neckar. Die älteste sicher überlieferte Urkunde aus dem Jahre 1003 berichtet von der Schenkung eines Hofgutes zu Kirchheim a.N. durch König Heinrich II. an Bischof Heinrich von Würzburg bzw. das Nonnenkloster zu Lauffen. Die Besitzungen der Rechte und Krone - soweit sie nicht mittlerweile in kirchliche Hände (Klöster Odenheim, Lauffen, Schöntal) gekommen waren - fielen im Laufe des 13. Jahrhunderts pfandweise an die Markgrafen von Baden, darunter der Fronhof mit dem Schultheissenamt und dem Widemhof mit dem Kirchensatz. Nachdem das Kloster Maulbronn bereits im Jahre 1314 hiesige Güter von einer Begine erhalten hatte, übertrug ihm Markgraf Rudolf von Baden 1362 auch das Patronatsrecht und den Widemhof. Noch im gleichen Jahr wurde die Alexanderkirche dem Kloster inkorporiert; zur Verwaltung ihrer Güter in Kirchheim setzte die Abtei einen Pfleger ein. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts begab sich Kirchheim unter württembergischen Schutz, der sich im Laufe der Zeit in "landesfürstliche Hoheit und Obrigkeit" wandelte. Der Ort wurde dem Oberamt Brackenheim zugeteilt und erhielt verschiedene Privilegien und Freiheiten, die vom 15. bis Ende des 18. Jahrhunderts immer wieder erneuert und bestätigt wurden. Vom Mittelalter bis an die Schwelle des 19. Jahrhunderts waren hier zahlreiche geistliche Institute und adlige Herrschaften begütert: so z.B. neben Maulbronn das Hochstift Würzburg, die Klöster Lauffen und Schöntal und die Propstei Denkendorf sowie die Familien v. Urbach, Neipperg, Sachsenheim, Dalberg, Sturmfeder, Schütz und Talheim.

Zur Geschichte der Kloster Maulbronner Pflege zu Kirchheim a.N.: Die Kloster Maulbronner Pflege, die nach der Säkularisation des Klosters dem württembergischen Kirchenrat unterstand, umfaßte neben den Gütern und Gerechtsamen zu Kirchheim auch den großen Frucht- und Weinzehnt zu Hohenstein (vgl. Repertorium GL 180 Hohenstein, von Schützsche Herrschaft); sie war daneben zuständig für die Verwaltung der Maulbronner Klostergüter zu Hohenhaslach, bis diese Besitzungen und Gefälle im Jahre 1685 der Klosterhofmeisterei Rechentshofen übergeben wurden. Einen beträchtlichen Zuwachs erhielt die Pflege in den Jahren 1744 und 1745 durch Ankauf der von Schützschen Besitzungen und Rechte zu Kirchheim (vgl. Bd. 294), die u.a. die Kelter mit ihrem Zubehör, Häuser, Gefälle und gewisse hoheitliche Rechte umfaßten. 1803 wurden die bis dahin der Klosterhofmeisterei und Geistlichen Verwaltung Lauffen zugehörigen Gefälle zu Kirchheim, Hofen und Gemmrigheim der Kloster Maulbronner Pflege inkorporiert. Ein Pfleger zu Kirchheim ist im vorliegenden Bestand erstmals für das Jahr 1562 bezeugt (Bd. 288), die Entstehung des Amtes dürfte aber noch in das späte Mittelalter fallen. Nachweisbar seit der Mitte des 18. Jahrhunderts stand der jeweilige Pflegbeamte in Personalunion der Unterkellerei bzw. seit 1803 Stabsamtei Kirchheim vor (vgl. Repertorium GL 57 Kellerei und Stabsamtei Kirchheim a.N.). Er wurde bei der Erledigung seiner Amtsaufgaben unterstützt von einem Pflegküfer und Kastenknecht, einem Kelterschreiber und den Zehntknechten (über deren Besoldung und Personalien vgl. A 284 (HStAS) Kirchenrat Spezialia, Kl. Maulbronner Pflege Kirchheim a.N. Rubr. II b).

Zum Bestand: Der vorliegende Bestand zerfällt in zwei Provenienzen: 1.) Kloster Maulbronner Pflege Kirchheim a.N., 2.) Klosterhofmeisterei und geistliche Verwaltung Lauffen (betr. Kirchheim a.N.). Die Archivalien der zweiten Provenienzgruppe kamen 1803 beim Übergang der Besitzungen (s.o.) als Vorakten in die Registratur der Maulbronner Pflege. Sie wurden daher in folgendem Repertorium mitaufgenommen und einzeln an ihrem Ort gekennzeichnet. Die hiernach verzeichneten Akten und Bände gelangten im Frühjahr 1961 als Depositum der Herzoglichen Hofkammer in das Staatsarchiv Ludwigsburg. Hier wurden die Bände der Repertorienabteilung 1 (Rechnungen) und 2a (Kelterpartikulare) von dem Archivangestellten Röhrich, alle übrigen Archivalien von dem Unterzeichneten aufgenommen und geordnet. Ein Teil von ihnen hat in früherer Zeit durch Feuchtigkeit, Mäuse und Holzwürmer erheblich gelitten. Weitere Archivalien betr. die Kloster Maulbronner Pflege Kirchheim befinden sich in den Beständen A 329, A 329 L und A 330 (Amt Brackenheim, weltlich und geistlich) sowie in A 284 und 285 (Kirchenrat, Spezialia) im HStAS. Der Bestand umfaßt 331 Bände und Büschel auf 7,4 lfd. Meter. Ludwigsburg, Februar 1963 Dr. A. Seiler

Bestandssignatur
Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, GL 95
Umfang
331 Bände (8,6 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Hofkammer des Hauses Württemberg (Depositum) >> Geistliche Ämter (dem Kirchenrat unterstellt)

Bestandslaufzeit
1562-1807 (Na bis 1808, Nt bis 1851)

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
11.06.2025, 00:26 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1562-1807 (Na bis 1808, Nt bis 1851)

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