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Über die Unmöglichkeit einer monetaristischen Geldpolitik
Über die Unmöglichkeit einer monetaristischen Geldpolitik Das auf der Neoquantitätstheorie basierende geldpolitische Konzept enthält eine Reihe schwerwiegender theorieimmanenter Ungereimtheiten, die auch in der lebhaften Diskussion der letzten Jahre nicht beseitigt werden konnten. Darüber hinaus setzt es institutionelle Regelungen der Geldpolitik und eine gesamtwirtschaftliche Bilanzstruktur voraus, die zumindest in der Bundesrepublik gewiß nicht gegeben sind. Schließlich ist die neoquantitätstheoretische Kampagne bis heute mit Frontstellungen verbunden, die unter den Verhältnissen der Bundesrepublik ganz unverständlich sind. Eine Gegenrevolution gegen einen einseitigen Fiskalismus läuft hierzulande ins Leere, weil die deutsche Konjunkturpolitik vom Ende des zweiten Weltkriegs bis 1967 ausschließlich und seither überwiegend Geld- und Kreditpolitik war. Und die Vorstellung von der Stabilität des privaten Sektors - sofern man ihn nur nicht durch antizyklische Geldpolitik irritiert - nimmt sich in der Bundesrepublik noch viel utopischer aus als in den USA. Die für deutsche Verhältnisse allein relevante neoquantitätstheoretische These - die über den Wirkungsmechanismus der Geldpolitik - kann gleichfalls nicht akzeptiert werden. Der unterstellte Geldangebotsprozeß findet in der Bundesrepublik nicht statt. Denn die Zentralbankgeldmenge ist hier nicht exogen, keine Instrumentvariable der Zentralbank, und die gängigen Korrekturen zugunsten der Exogenität zerstören die sachlogische Beziehung zwischen der sogenannten Geldbasis und der Geldmenge. Hinzu kommt, daß - wenn man nur adäquat mißt - die behauptete Konstanz des Multiplikators nirgendwo zu beobachten ist. Auch die zweite Säule der neoquantitätstheoretischen Version von Geldpolitik trägt nicht: Eine auch nur halbwegs enge Beziehung zwischen Geldmenge - wie immer definiert - und Volkseinkommen ist nicht aufzuweisen. Die starken Schwankungen der Kreislaufgeschwindigkeit des Geldes sind im Rahmen der Neoquantitätstheorie nicht zu erklären - und erst recht nicht geldpolitisch zu beherrschen. Nota bene: Dem neoquantitätstheoretischen Bild vom Wirkungsmechanismus der Geldpolitik die Validität abzusprechen, heißt keineswegs, Wirkungen der Geldund Kreditpolitik überhaupt zu leugnen.
- Sprache
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Deutsch
- Erschienen in
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Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 10 ; Year: 1977 ; Issue: 1 ; Pages: 65-90
- Klassifikation
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Wirtschaft
- Ereignis
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Geistige Schöpfung
- (wer)
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Neubauer, Werner
- Ereignis
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Veröffentlichung
- (wer)
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Duncker & Humblot
- (wo)
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Berlin
- (wann)
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1977
- DOI
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doi:10.3790/ccm.10.1.65
- Letzte Aktualisierung
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10.03.2025, 11:42 MEZ
Datenpartner
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Artikel
Beteiligte
- Neubauer, Werner
- Duncker & Humblot
Entstanden
- 1977