Gesamtanlage

Treptow-Köpenick, Helmholtzstraße 5 & 7 & 9

Der keilförmige Geländestreifen westlich der Edisonstraße, eingefasst von Wattstraße und Fritz-Kirsch-Zeile, wurde um 1900 von der Grundrentengesellschaft Wilhelminenhof erschlossen und noch vor dem Ersten Weltkrieg vollständig mit städtischen Mietshäusern bebaut. Es überwiegen viergeschossige Wohnbauten mit Hinterhaus oder Seitenflügel. Die Bauunternehmer, zumeist ortsansässige Maurermeister, bildeten traditionelle historistische Fassaden mit regelmäßigen Fensterachsen und Stuckdekorationen aus. Drei großbürgerliche Wohnhäuser in der Helmholtzstraße 5/9 unterscheiden sich von der üblichen Bauweise. (1) Architekt und Bauherr Max Stutterheim bildete asymmetrische Straßenfassaden aus, die abwechslungsreich mit Loggien, Balkonen, Vorbauten und Erkern gegliedert sind. Die umfassende Gestaltung setzt sich in den Treppenhäusern, Wohnungen und Hofanlagen fort. Dabei vereinen sich die neuesten Strömungen der dekorativen Kunst und der Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Während an den Straßenfronten die Jugendstilformen dominieren, erhielten die Höfe eine einheitliche, romantisch anmutende Gestaltung im Heimatschutzstil. Mit zahlreichen überlieferten Details der ursprünglichen Ausstattung sind die Wohnhäuser herausragende Zeugnisse der bürgerlichen Wohnkultur und Gartenkunst im Südosten Berlins.
Das 1903 in Formen des Jugendstils erbaute Mietshaus Helmholtzstraße 5, nahm Wohnung und Atelier von Max Stutterheim auf. Über der Toreinfahrt sieht man ein Ornamentfeld mit dem Monogramm des Architekten, während auf mächtigen Konsolen zwei fratzenartige Köpfe ruhen. Das künstlerisch gestaltete Firmenschild von Max Stutterheim ist erhalten geblieben. In der Eingangsachse ist ein bemerkenswertes Jugendstilrelief ausgebildet. Eine männliche und eine weibliche Gestalt greifen in einen abstrahierten Apfelbaum. Die Formenwelt des Jugendstils setzt sich im Treppenhaus und in der reich ausgestalteten Wohnung Max Stutterheims fort. (2) Das Wohnhaus Helmholtzstraße 7, erbaut 1904/05, besaß vermutlich ähnliche Reliefs, die allerdings nicht erhalten sind. Es schließt sich das 1907 errichtete Mietshaus Helmholtzstraße 9 an, an dem ein künstlerischer Wandel im Werk von Max Stutterheim nachvollziehbar ist. Der Architekt näherte sich mit einfach gestalteten Wandflächen der beginnenden Moderne an. Das vierte Geschoss ist mit blaugrauem Schiefer verkleidet.
Die Hofseiten der drei Mietshäuser folgen einer einheitlichen Entwurfsidee, wenngleich sie räumlich durch hohe Mauern getrennt sind. Die Rückseiten erwecken den Eindruck einer in vielen Jahrhunderten gewachsenen Baugruppe. Dazu tragen die bodenständigen Baumaterialien bei. Der Materialwechsel zwischen Backstein und Werkstein, zwischen verputzten Flächen und Fachwerk ist typisch für die Heimatschutzarchitektur. An der Hofseite des Hauses Helmholtzstraße 9 bildete der Architekt eine zurücktretende Fassadenachse aus, die mit schweren bossierten Quadern aus Rüdersdorfer Kalkstein, mit Bogenfenstern und gestuften Zinnen wie ein Burgturm erscheint. Oberhalb der Traufe ist der Turm fortgeführt. Die Ecken des Turmes ragen unterschiedlich weit nach oben, als habe man hier eine mittelalterliche Ruine vor sich. An der gestuften Hoffassade des Hauses Helmholtzstraße 7 tritt der Eckbau hervor, aus dem oben, einem Burgturm ähnlich, ein kleiner runder Turmerker auskragt. Auch der Seitenflügel Helmholtzstraße 5 vermittelt eine romantische Stimmung. In einem verputzten Bogenfeld der Giebelwand wechseln Backsteinlagen, Bossen aus Sandstein und Kalkstein, als handele es sich um eine Ruine, bei der unter dem abfallenden Putz die älteren Bauschichten sichtbar werden. Im hinteren Teil des Hofes ordnete Max Stutterheim die Remise ein, ein kleines Wirtschaftsgebäude mit Haupt- und Seitenflügel. Über der Ecke thront ein winziges Fachwerkhaus mit Satteldach, das wohl ehemals als Taubenhaus genutzt wurde. Die Tore mit kunstvollen Jugendstil-Beschlägen, der Fachwerkaufsatz, das ovale Fenster, begleitet von stämmigen Säulen, bieten ein ähnlich stimmungsvolles Bild.
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1) Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 327; Dehio Berlin 2000, S. 238; Seeböck 2000, S. 29-302) In den Wohnräumen sind die historischen Kachelöfen erhalten geblieben, darunter ein Kachelofen mit der Inschrift PFLEGST DU MICH / WÄRM ICH DICH. Das Badezimmer ist mit Jugendstil-Kacheln verkleidet, die einen Seerosenfries zeigen.

Landesdenkmalamt Berlin

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Land
Berlin
Ort
Treptow-Köpenick
Ortsteil
Oberschöneweide
Lage
Helmholtzstraße 5 & 7 & 9
Bezeichnung
Mietshaus (Helmholtzstraße 5 & 7 & 9)

Beteiligte
Stutterheim, Max [Entwurf & Ausführung & Bauherr ]

Rechteinformation
Landesdenkmalamt Berlin
Letzte Aktualisierung
18.01.2024, 15:32 MEZ

Objekttyp


  • Mietshaus

Beteiligte


  • Stutterheim, Max [Entwurf & Ausführung & Bauherr ]

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