Bestand
Reichstheaterkammer (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Mit der Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes
vom 1. November 1933 (1) wurde die Reichstheaterkammer als
berufsständische Gesamtorganisation auf dem Gebiete des Theater-,
Varieté-, Kleinkunst- und Tanzwesens errichtet.
Sie entschied über die Eingliederung der zu ihrem Tätigkeitsbereich
gehörenden Verbände, Vereinigungen. Des Weiteren unterstützte die Kammer
das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda u.a. bei der
Erledigung der Anträge auf Bestätigung von Intendanten durch
gutachterliche Äußerungen. Darüber hinaus war sie zuständig für jede
Zulassung zur Veranstaltung von ständigen für den allgemeinen Besuch
bestimmten Theateraufführungen (2).
Folgende
Spitzenverbände des deutschen Theaters unterstanden ab 1933 der
Reichstheaterkammer:
Deutscher Bühnenverein e.V.,
Genossenschaft der Deutschen Bühnenangehörigen e.V., Vereinigung der
künstlerischen Bühnenvorstände, Deutscher Chorsängerverband und
Tänzerbund e.V., Vereinigung der Bühnenverleger e.V., Verband deutscher
Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten und Einheitsverbund deutscher
Berufsmusiker.(3)
In dieser Zeit fungierten
als:
Präsident:
1933- 1935
Otto Laubinger
1935- 1937 Rainer
Schlösser(4)
1938-1942 Ludwig Körner(5)
ab 1942 Paul Hartmann
Vizepräsident:
1933 Werner Krauss
1933-1935 Rainer Schlösser
ab
1935 Eugen Klöpfer
Geschäftsführer:
1933-1935 Gustav Assmann
1935-1940 Alfred Eduard Frauenfeld (6)
1940-1942 unbesetzt
ab 1942 Hans Erich
Schrade
Der Präsident der Reichstheaterkammer,
Rainer Schlösser, löste am 6. September 1935 den Deutschen Bühnenverein,
die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehörigen und den Deutschen
Chorsängerverband und Tänzerbund auf. Die Auflösung des im Jahre 1846
gegründeten Bühnenvereins wurde am 18. September 1935 ins Vereinsregister
eingetragen.
Da die der Auflösungsverfügung
zugrundeliegende Satzungsbestimmung nicht durch das Reichsministerium des
Innern genehmigt worden war, scheiterte die Auflösung der Genossenschaft
der Deutschen Bühnenangehörigen. Sie verlor jedoch sämtliche Mitglieder.
Diese übernahm die Fachschaft Bühne.
Im Oktober
1936 trat der Verwaltungsrat mit dem Staatssekretär Funk im
Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zusammen und
beschloss, die Goebbels-Stiftung aus den Vermögenswerten der
Bühnengenossenschaft zu bilden.(7)
Im April 1936
gliederte sich die Reichstheaterkammer folgendermaßen:
I. Verwaltung (Leiter Heinrich Hustahn)
II.
Rechtsamt und Zulassungsstelle (Leiter des Rechtsamts Oskar Lange; Leiter
der Zulassungsstelle Gerhard Brückner)
III.
Opernreferat (Leiter Bruno von Nissen)
IV.
Fachschaft Bühne mit den Fachgruppen (Leiter Gerhard Hermann)
V. Fachschaft Artistik (Leiter Albert Peter
Gleixner)
VI. Fachschaft Tanz (Leiter August
Burger)
VII. Fachschaft Schausteller (Leiter Paul
Damm)
und die Reichsfachverbände:
Genossenschaft der deutschen Bühnenangehörigen
e.V.
Deutscher Bühnenverein e.V.
Deutscher Chorsängerverband und Tänzerbund e.V.
Einheitsverband der Tanzlehrer e.V.
Vereinigung der Bühnenverleger e.V.
Reichsverband der Deutschen Artistik e.V.
Reichsverband der Schausteller
Berufsverband
der Deutschen Artisten e.V.
Varieté-, Theater-,
und Zirkus-Direktoren Verband
Fachverband der
Artistenvermittler
Kooperative Mitglieder:
Klara-Ziegler-Stiftung, München
Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele,
Berlin
Theater der Jugend
Bühnennachweis GmbH, Paritätischer Stellennachweis der deutschen
Bühnen GmbH
Versorgungsanstalt der deutschen
Bühnen in München
Kameradschaft der Deutschen
Künstler e.V.
Verein zur Förderung gotheanischer
Bühnenkunst e.V., Stuttgart
Institut für
Theaterwissenschaft an der Universität Köln
Zu den
"kriegswichtigen Aufgaben" der Reichstheaterkammer nach 1943 gehörten
außerdem:
1. Rohstoffkontingentierung
2. Transportfragen der Theater und Zirkusse
3. Darlehens- und Unterstützungsangelegenheiten,
insbesondere hinsichtlich der Hinterbliebenen oder im Felde
Gefallenen
4. Entwürfe für kriegsbedingte
berufsständische Regelungen
5. Beaufsichtigung der
Ausländerreisen und des Devisenbedarfs der Künstler
6. Laufende Beaufsichtigung derjenigen Künstler, die einer
besonderen Zulassung bedurften
7. Einleitung von
Kriegsdienstverpflichtungen und Freistellung vom weiblichen
Arbeitsdienst
8. Zusammenarbeit mit KdF,
insbesondere hinsichtlich der Wehrmachtsbetreuung und mit der
Stagma
9. Prüfung technischer
Bühnenvorstände
10. Ausländergenehmigungen
11. Gagenüberwachung
12.
Sozialeinrichtungen, Zusammenarbeit mit der Versorgungsanstalt der
Deutschen Bühnen.(8)
Mit dem Zusammenbruch des
"Dritten Reiches" endete auch die Existenzberechtigung der
Reichskulturkammer und mit ihr auch die der Reichstheaterkammer.
Anmerkungen:
(1)
Reichsgesetzblatt 1933 I, S. 93.
(2
)Organisations- und Geschäftsverteilungsplan der Reichskulturkammer
(1935/1936).
(3) vgl. Joseph Wulff: "Theater und
Film im Dritten Reich, Gütersloh, 1964.
(4) vgl.
BArch, ehem. BDC, RKK, Schlösser, Rainer
(5) vgl.
BArch, ehem. BDC, RK/ Certificates, A-Z, Entnazifizierung und
RK/Korrespondenz betr. Körner, Ludwig, geb. 22.12.1890, Bd. 1.
(6) vgl. BArch, ehem. BDC, RK/ Vip`s,
Entnazifizierungsunterlagen, Frauenfeld, Alfred, geb. 18.05.1898.
(7) vgl. BArch, ehem. BDC, RK (Korrespondenz betr.
Ludwig Körner), Bd. 4.
(8) vgl. BArch, R 2/ 4882,
Vermerk vom 22. Feb. 1943.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Der Bestand R 56 III
Reichstheaterkammer setzt sich aus drei Teilen zusammen.
Der erste Teil, 1959 vom Berlin Document Center an das
Bundesarchiv Koblenz abgegeben, ist bereits im Publikationsfindbuch
Reichskulturkammer und ihre Einzelkammern, Band 31,
veröffentlicht.(9)
Es kommen nunmehr die Sachakten
aus den Überlieferungen der Reichskulturkammer (v.a. zu einzelnen
Theatern) aus dem ehemaligen Berlin Document Center, ausgegliedert
2005.
Den dritten Teil bilden die Unterlagen der
Genossenschaft der Deutschen Bühnenangehörigen, die im Jahre 2001 von der
Stiftung Archiv der Akademie der Künste an das Bundesarchiv abgegeben
worden sind. Das Archiv der Akademie übernahm diese Akten 1969 vom
Theaterwissenschaftlichen Institut der Humboldt-Universität. Enthalten
sind u.a.:
- Konzessionsakten Berlin und
Deutschland, ca. 188-1938
- Streitsachen vor dem
Bezirksschiedsgericht Berlin, ca. 1914-1934
-
Schiedsgerichtsstellen Breslau, Dresden, Hamburg, Köln und
Schiedsgerichte
- Unterlagen der
Reichstheaterkammer zum Bühnennachweis, zu den Fachschaften Bühne und
Artistik und zu einzelnen Theatern
- Schriftgut
des Deutschen Bühnen-Vereins
Anmerkungen:
(9) Wolfram Werner: Reichskulturkammer und ihre
Einzelkammern (Bestand R 56). Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs.
Bd. 31. Koblenz 1987.
Archivische
Bearbeitung
Der bereits vorliegende Teil der
Theaterkammer wurde im Wesentlichen mit in Einzelfällen nur leicht
geänderten Aktentiteln (R 56 III/ 1-58) übernommen.
Aus der Aktengruppe 2200 des ehem. BDC sind die als Sachakten
erkennbaren Unterlagen herausgezogen und in den Bestand R 56 III geordnet
(Signaturen R 56 III/ 119-657) worden. Zu beachten ist hierbei v.a. die
Übernahme des Klassifikationspunktes "Goebbels-Stiftung für
Bühnenschaffende" in die Reichstheaterkammer; der vorher der
Reichskulturkammerzentrale zugeordnet war.
Die
Gruppe 2221 bestand nur noch aus Splittern der einstigen Vorgänge, die
aus Korrespondenzen mit den einzelnen Theatern als Mitglieder der
Fachschaft Bühne entstanden. Diese Vorgänge wurden zusammengefügt, wenn
es sich um die gleichen Theater handelte. War der Umfang geringer als
vier Blatt, ist dies im Bemerkungsfeld festgehalten.
Die Bearbeitung der Abgabe der Akademie der Künste zu Berlin,
hauptsächlich mit der Provenienz Genossenschaft Deutscher
Bühnenangehöriger gestaltete sich als besonders zeit- und
arbeitsintensiv. Grund war der Überlieferungszustand der Akten, die aus
losem und ungeordnetem Schriftgut bestanden, welches aus dem
ursprünglichen Entstehungszusammenhang gerissen war.
Eine erforderliche Vorsortierung erfolgte durch Praktikanten. Die
Neubildung und Verzeichnung übernahm Herr Tim Storch; die abschließenden
Arbeiten erledigte Frau Kristin Hartisch.
Kassiert
wurden nur Doppelstücke und nicht zuzuordnende Einzelblätter, die
inhaltlich nicht relevant waren.
Bei der
Klassifikation stützte man sich hauptsächlich auf den vorliegenden
Geschäftsverteilungsplan, da Aktenzeichen nur sehr sporadisch zu erkennen
waren.
Die innere Ordnung der Rechtsschutzakten z.
B. gliederte sich nach den Theaterdirektionen, die in einer Art
Sammelakte verschiedene Rechtsstreitigkeiten mit
Genossenschaftsmitgliedern beinhaltete. Soweit dieser Zusammenhang durch
die Überlieferung noch erkennbar war, wurde dieser auch beibehalten, wenn
nicht, wurde nach Einzelfällen sortiert.
Zitierweise
BArch R 56-III/...
Erschließungszustand:
Publikationsfindbuch zur Reichskulturkammer (1987), Online-Findbuch
(2006).
Zitierweise: BArch R
56-III/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 56-III
- Umfang
-
1484 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Kultus, Wissenschaft, Propaganda
- Weitere Objektseiten
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-
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichstheaterkammer (RTK), 1933-1945
Entstanden
- (1822, 1875-1932) 1933-1945