Archivalie
Liebst Tulle, nun bin ich neugierig, wie Dirs ging...
Transkription: Montag 14. Juni 1920 Liebs Tulle, nun bin ich neugierig wie Dirs ging, denn Du warst doch am sonntag sicher bei Meyer, ich war jedenfalls mit Dir bei ihm den ganzen Tag in Gedanken. Hast ihn gfunden, nicht leicht. Gelt, es ist schön dort? Der Wallensee! die Berge. Oder bleibst gar einen Tag dort? Schlafst wo ich gschlafen hab, die Berg im Gsicht, Schreib mir alles was du erlebt hast, recht ausführlich, gelt! Wirst denn am 15. tatsächlich Stellung antreten? Arms Vöglein - mußt wieder in Käfig und Zahlen machen - Kann mans nicht ändern und bin ichs allein ders ändern kann, Ich glaub nicht - hab Schulden bei Casca und nur lauter Hoffnungen auf Geld. Es kam ein Wisch von stud. Vereinigung Mannheim "Alte Herren", willst ihn haben? - Feuer versicherung war da - unterschrieben. - Dann der Brief vom Bruder. Hab lang überlegt - dann aufmacht - hab denkt er schreibt Dir keine Geheimnisse und Du schickst mir ihm ja doch zum Lesen, Wird nun das Geld auch in Kronenstraße kommen? Wie der Brief. Das wird Anstände geben bei so großem Betrag. Schick mir Vollmacht daß ich annehmen darf - oder soll ihn in Schweiz weiterleiten? Wird auch so leicht nicht gehen. Wär am besten in Schweiz gangen und dort deponiert. Aber ein lieber Bruder Dein Bruder, liebt dich doch sehr wenn er es mit dir unternehmen will. Sixt, wenn Dann Dein Bosk tot ist hast immer Deinen Bruder ihr seid ja doch die Außenseiter der Familie; mußt es sehr [...] werden wie Deine Mutter da war. Hat mir nicht fallen - aber ist halt das Mutterbürgerherz - hab aber tapfer gsprochen zu ihr. Den Regulator - vermute daß es die Uhr im Hix über dem Schreibtisch ist - soll ich schicken, gehöre Hans (?). Schreib darüber. Die NapoleonsUhr ist doch eingepackt? Und gschickt? S ist gar nicht schön Wetter, regnet wieder seit gestern. Gestern sonntag gabs Rehbraten, Casca hat von Schwager Müller bekommen, und Spatzen! Die Hälft vom Braten wollten wir abends kalt essen, bis wir vom Saal runterkommen hat ihn der Cascahund gfressen! Casca hat ihn mit dem Gasschlauch so verhauen daß er heut kaum mehr krauchen kann. Will ihn jezt unbedingt verkaufen, jedenfalls nach Flacht gegen Eier u Butter. Weimarer Verlag Utopia will meine Arbeiten reproduzieren. Überhaupt seien in Weimar Stimmen die mich dort haben wollten. Wüßt nicht einmal was ich täte gegebenenfalls. Storrer hat noch nicht schrieben. Wollt am Samst in Steiner vortrag Lichtbilder des Goetheanums, war ausverkauft, wird wiederholt. Heut nacht warst im Traum bei mir. hab dich deutlich gsehen. Gelt - schreibst großen Brief! Beschreib mir wo Du wohnst. Auf Vollenweider Seite oder gegenüber? Gelt der See ist schön. Die Boote, der Quai. Leb wohl, Tull, sei grüßt u küßt herzlich und innig von Deim Boskwitsch 2 Portion Haar beiliegend! Beantworte die Einzelheiten. Uhr.- Vollmacht.-
- Collection
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Archiv Oskar Schlemmer
- Inventory number
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AOS 2015/1573
- Material/Technique
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Papier; Tinte
- Event
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Herstellung
- (who)
- Provenance
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Abschrift vorhanden; Oskar Schlemmer. Briefe und Tagebücher, 1958
- Rights
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Staatsgalerie Stuttgart
- Last update
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28.03.2025, 12:10 PM CET
Data provider
Staatsgalerie Stuttgart. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Archivalie
Associated
- Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
- Tut Schlemmer (12.11.1890 - 25.04.1987)