Aus den Sammlungen: Die Fotografen Fritz Zapp und Peter H. Fürst im Rheinischen Bildarchiv der Stadt Köln

23.09.2015 Wiebke Hauschildt (Online-Redaktion)
Wer einen Dom zehnmal gesehen hat, der hat etwas gesehen, wer zehn Dome einmal gesehen hat, der hat nur wenig gesehen, und wer je eine halbe Stunde in hundert Domen verbracht hat, hat gar nichts gesehen.
Sinclair Lewis

Ob der Autodidakt und Fotograf Fritz Zapp den Satz von Sinclair Lewis kannte oder nicht, seine  Aufnahmen der Stadt Köln und ihres Wahrzeichens, dem Kölner Dom, verbildlichen das von Lewis beschriebene Sehen. Zapp (1892 – 1960) fotografierte den Kölner Dom nicht in der sonst üblichen Südperspektive, sondern aus der Nordansicht und ließ so die beiden charakteristischen Türme des Doms zu einem verschmelzen – eine „neue, unkonventionelle Bildlösung“ (Evelyn Bertram-Neunzig)

Die Fotografien Zapps entstanden zwischen 1910 und 1915 und dokumentieren die Gründerzeitarchitekturen der Stadt Köln, die während des Zweiten Weltkriegs durch die Bombardierung zerstört wurden. Circa 8.000 Glasplatten, Einzelbilder sowie Planfilme hinterließ Fritz Zapp bei seinem Tod 1960. 2007 erwarb das Rheinische Bildarchiv 164 Glasnegative , welche nun in der Deutschen Digitalen Bibliothek zu sehen sind. Die historischen Aufnahmen zeigen Straßenansichten, Wohn- und Geschäftsbauten entlang der Ringe und der damals neu erbauten Vorstädte wie Neuehrenfeld.

Fritz Zapp hatte sich die Fotografie autodidaktisch erarbeitet – als gelernter Maler und Anstreicher wendete er sich erst nach seinem Umzug 1910 von seinem Geburtsort Kleinbliersbach im Bergischen Land nach Hoffnungsthal der Fotografie beruflich zu. Anders Peter H. Fürst: Der 1939 in Österreich geborene Fotograf absolvierte eine Fotografenlehre im Betrieb seiner Eltern, um danach an der Höheren graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien zu studieren. Nach seiner Meisterprüfung  arbeitete Fürst für Architekten, Industrie und Werbeagenturen und fotografierte im Bereich der Pelz- und Modefotografie.

2002 schenkte der Peter H. Fürst dem Rheinischen Bildarchiv 126 großformatige Abzüge mehrerer Bilderserien, in denen er zwischen 1987 und 1995 „Kölner Persönlichkeiten“ fotografiert hatte.

Um dem Projekt seinen konzeptionell-seriellen Charakter zu verleihen, fanden die Aufnahmen zum Großteil im Studio statt. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter, dem Psychologen Ralf Baumgarten, schuf Fürst für die Fototermine eine Gesprächssituation mit seinen Protagonisten, um die Individualität der Charaktere jenseits der Pose aufnehmen zu können.

Eine weitere Bilderreihe ist die Serie der Vereinsvorstände. Die Fotografien wurden diesmal nicht im Studio gemacht, sondern in den jeweiligen Vereinsräumen oder Tagungsorten, um das Selbstverständnis der Gruppen zu visualisieren: „Der Raum setzt zwischen Fotograf und „Vorstand“ eine respektvolle, fast zeremonielle Distanz, die durch den fast unnatürlichen Ernst des Ausdrucks noch unterstrichen wird. Mit bildnerischen Mitteln wird hier womöglich etwas manifestiert, was hinter der Arbeit von Vereinen steht: Konsistenzen, Traditionen zu schaffen, zu fördern und zu erhalten.“ (Roswitha Neu-Kock)

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