Schon aus der Antike sind Zeugnisse jüdischen Lebens aus den rheinischen Provinzen des Römischen Reiches bekannt. In den Archiven, Bibliotheken und Museen finden sich vielfältige Spuren der langen Tradition christlich-jüdischen Zusammenlebens in Mitteleuropa. In Darmstadt reicht das Spektrum von der mittelalterlichen Pessach-Haggadah über frühneuzeitliche Judenordnungen bis hin zur Literatur der Aufklärung und des jüdischen Vereinslebens im 20. Jahrhundert. Die virtuelle Ausstellung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt thematisiert vielfältige Aspekte von Religion und Brauchtum, Recht und Organisation, Musik und Literatur aber auch von Antijudaismus und Antisemitismus im Laufe der Jahrhunderte.
Der Humanist, Jurist, Diplomat, Philologe, Philosoph, Gräzist und Hebraist Johannes Reuchlin erschloss am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit wissenschaftliches Neuland. Seine Arbeit mit der hebräischen Sprache, sein Verdienst im christlich-jüdischen Dialog und nicht zuletzt auch seine große Bibliothek machten ihn bekannt. Wer war der in Traditionen verwurzelte Mann, der durch seinen Kampf für die Erhaltung der jüdischen Literatur heute als ein Vorreiter religiöser Toleranz gilt?