Wir sind die DDB: Die SUB Göttingen

Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) gehört mit rund 9 Millionen Medieneinheiten zu den großen wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands. Ihre zentralen Aufgaben sind das Bewahren, die Verbreitung und die Erforschung von Informationen, um Studium, Lehre und Forschung sowie den Wissenserwerb in der Gesellschaft zu fördern. Die Services der SUB Göttingen in den Bibliotheken vor Ort und online richten sich in erster Linie an die Mitglieder*innen der Georg-August-Universität Göttingen; sie wendet sich jedoch auch, vor allem mit ihrem vielfältigen digitalen Angeboten, an breitere nationale und internationale Nutzer*innenkreise.

Historisches Gebäude, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Lichtenberghof, Foto: Martin Liebetruth (Public Domain Mark 1.0).
Historisches Gebäude, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Lichtenberghof, Foto: Martin Liebetruth (Public Domain Mark 1.0).

Einen Sammlungsschwerpunkt der SUB Göttingen im Bereich des kulturellen Erbes bilden die in deutscher Sprache oder im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 18. Jahrhunderts; für diesen Zeitabschnitt betreibt die Bibliothek als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke eine systematische, retrospektive Erwerbung. Darüber hinaus besitzt die SUB Göttingen weitere bedeutende historische Bestände: umfangreiche Handschriften- und Nachlasssammlungen sowie zahlreiche Inkunabeln, Fragmente und Altkarten.

Die SUB Göttingen beteiligte sich von Beginn an als aktive Kooperationspartnerin an der DDB. Sie betreibt die Fachstelle Bibliothek, die die Datenlieferungen an die DDB betreut und die Weiterentwicklung des Portals im Bereich Metadaten unterstützt. Im Rahmen des Förderprojektes "Zielgerichtete Digitalisierungsförderung bei Kultureinrichtungen aus dem Netzwerk der Deutschen Digitalen Bibliothek" wurden die vielen Titel aus dem Besitz der SUB Göttingen, die in den vergangenen Jahren bereits in die DDB eingeflossen sind, um eine wichtige Gruppe ergänzt: die volkssprachigen mittelalterlichen Handschriften. Gefördert wurde das Projekt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

Helmaspergersches Notariatsinstrument, SUB Göttingen, 2o Cod. Ms. hist. lit. Cim. 123, fol. Ir, Foto: Martin Liebetruth (Public Domain Mark 1.0).

Insgesamt verfügt die SUB Göttingen über 426 mittelalterliche abendländische Handschriften. Zum Gründungsbestand der Bibliothek, die 1734 als wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek für die im Entstehen begriffene Georgia Augusta eingerichtet wurde, gehörte ein kaum nennenswerter Bestand mittelalterlicher Codices. Nach und nach wurden, vor allem zu Lehrzwecken und als Basis für Textausgaben, weitere Manuskripte bei Auktionen und Buchhändlern erworben oder der Einrichtung als Geschenk vermacht.

Aufgrund dieser Entstehungsgeschichte weist die Sammlung im Hinblick auf ihre Provenienzen eine große Heterogenität auf. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den vertretenen Wissensgebieten wider, zu denen Werke der Theologie, Philosophie, Naturkunde, Geschichte und Jurisprudenz gehören.

Sammelhandschrift mit der Sangspruchdichtung Heinrichs von Mügeln und der „Katherina divina“ des Johannes von Vippach, SUB Göttingen, 4o Cod. Ms. philos. 21 Cim., fol. 143v–144r, Foto: Martin Liebetruth (Public Domain Mark 1.0).

Die 74 volkssprachigen Codices untergliedern sich in 66 deutschsprachige, vier niederländische, zwei englische und zwei französische Handschriften, die überwiegend den Bereichen Theologie, Jurisprudenz und Geschichte zugeordnet werden können.

Eines der besonders herausragenden Werke der Kollektion ist das sog. Göttinger Musterbuch. Das um die Mitte des 15. Jahrhunderts vermutlich in Mainz entstandene Lehrbuch, das für Anfänger eine detaillierte Mal-Anleitung zu einfachen Buchschmuck-Elementen bietet, weist diverse Übereinstimmungen zum berühmten Mainzer Bibeldruck (B 42) auf. Den Quellenkomplex zur Gutenbergerforschung ergänzt das Helmaspergersche Notariatsinstrument, das die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Johannes Gutenberg und seinem Geschäftspartner Johannes Fust dokumentiert und damit als eines der wichtigsten Quellenzeugnisse zur Biographie Gutenbergs und zum frühen Buchdruck gilt.

Ein weiteres bedeutendes Stück des Göttinger Bestandes bildet 4° Cod. Ms. philos. 21 Cim., der nahezu vollständig die Sangspruchdichtung Heinrichs von Mügeln überliefert. Der profund gelehrte Dichter Heinrich von Mügeln wirkte Mitte des 14. Jahrhunderts und bildete eine Schnittstelle zwischen lateinischer und volkssprachiger Schrift- und Wissenskultur. Der Göttinger Codex ist weiterhin einer von lediglich zwei bekannten Textzeugen der „Katherina divina“, eines moralphilosophischen Traktats in der Tradition des Fürstenspiegels Aegidius Romanus aus der Feder des Augustinereremiten Johannes von Vippach.

Nachdem die volkssprachigen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen im Rahmen eines von der DFG geförderten Katalogisierungsprojekt nach modernen wissenschaftlichen Standards erschlossen wurden, ist der Bestand nun auch digital in der Deutschen Digitalen Bibliothek und dem Göttinger Digitalisierungszentrum verfügbar.

Alle Objekte der SUB Göttingen in der Deutschen Digitalen Bibliothek

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