Wir sind die DDB: Das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin

Wir sind die DDB: Das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin

11.02.2013

 

 

Logo des MPIWG

Das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG) gehört zu den 80 Forschungsinstituten, die die Max-Planck-Gesellschaft in den Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften betreibt. Die außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit Sitz in Berlin wurde 1994 mit dem Ziel gegründet, ein internationales wissenschaftshistorisches Forschungszentrum in Deutschland zu schaffen. Das MPIWG widmet sich dem Studium der Wissenschaftsgeschichte mit dem Ziel, wissenschaftliches Denken und Handeln als historische Phänomene zu verstehen.

Die Forschungen umfassen dabei fast 5000 Jahre Menschheitsgeschichte und stützen sich auf ganz unterschiedliche Quellen. Dazu gehören nicht nur Bücher und Manuskripte, sondern auch Bilder, Diagramme, Bauzeichnungen, Instrumente, Laborprotokolle, Maschinen und archäologische Artefakte. Das MPIWG kooperiert mit Natur- und Geisteswissenschaftlern, mit Kunst- und Architekturhistorikern, mit Juristen, Archäologen und Museumskuratoren in aller Welt. Das Institut fördert in besonderem Maße die Anwendung neuer Computertechnologien und den Aufbau virtueller Forschungsumgebungen in den Kulturwissenschaften.

Dabei vertritt das MPIWG offensiv die Open Access Policy der MPG, die in der „Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" (2003) manifestiert ist. Forschungsergebnisse aber auch zugrunde liegende Forschungsmaterialien und wissenschaftliche Metadaten werden im MPIWG über eine eigens entwickelte Open-Access-Infrastruktur „ECHO – Cultural Heritage Online" allen wissenschaftlich Interessierten in technisch hoher Qualität frei verfügbar gemacht.

Hier sind die Quellen zugleich in eine elektronische, auf Open-Source-Entwicklungen basierende Arbeitsumgebung eingebunden, die eine wissenschaftliche Bearbeitung und Erschließung  sowie Kommentierung und Publikation von Forschungsdaten zu den Quellmaterialien ermöglicht. Damit hat das MPIWG neue Wege zur Veröffentlichung und Verbreitung seiner Forschungsergebnisse und der damit verbundenen Quellen eingeschlagen. Seit 2011 werden diese wissenschaftlichen Quellenkommentare in einer neuen Open-Access-Publikationsreihe „Edition Open Access” frei verfügbar gemacht. Hier kann man den Forschungsstand über eine Webpublikation einsehen, sich Quellen und Kommentare als kostenloses PDF oder eBook herunterladen oder sogar ein Print-on-Demand-Buch über den Buchhandel bestellen.

 

Titelseite der Erstausgabe von Giovanni Battista Benedettis Diversarum speculationum mathematicarum et physicarum liber (1585)

Über 1100 historische Quellen und Mitschnitte wissenschaftlicher Veranstaltungen mit Beiträgen zeitgenössischer Wissenschaftler steuert das MPIWG bisher zur DDB bei. Dabei hat jede Quelle nicht nur ihre eigene Objektgeschichte sondern auch ihren besonderen Stellenwert für die wissenschaftshistorische Forschung am MPIWG. Im Jahr 2006 zum Beispiel hat die Bibliothek des MPIWG eine Erstausgabe von Giovanni Battista Benedettis Diversarum speculationum mathematicarum et physicarum liber (1585) erworben. Bereits für sich genommen stellt Benedettis Buch eine wichtige Quelle zum Verständnis der Bemühungen frühneuzeitlicher Wissenschaftler-Ingenieure dar, das heterogene Erbe antiken Wissens und insbesondere die Theorien von Aristoteles und Archimedes in eine sinnvolle Beziehung zu einander und zum zeitgenössischen mechanischen Wissens zu bringen. Doch das Exemplar, das das Institut erworben hat, ist für unser historisches Verständnis dieser Zusammenhänge von besonderem Wert. Denn es zeichnet sich dadurch aus, dass es handschriftliche Randbemerkungen des führenden Mechanikexperten aus der Generation vor Galileo enthält, von Guidobaldo del Monte, dem Verfasser des wichtigsten Renaissancewerks zur Mechanik, des Mechanicorum liber (1577).

Beide Werke sind in der Deutschen Digitalen Bibliothek zu entdecken. Vollständig digitalisiert und wissenschaftlich erschlossen stehen die Quellen in der elektronischen Arbeitsumgebung ECHO allen Interessierten frei zur Verfügung. Hier können in leichter Weise die Bilder und linguistisch analysierten lateinischen Volltexte selbst untersucht, mithilfe von eingebunden Wörterbüchern übersetzt und mit eigenen Kommentaren versehen werden. Die bisherigen Forschungsergebnisse über die Entwicklung von wissenschaftlichen Begriffen, Konzepten und Weltsichten basierend auf diesen beiden historischen Quellen sind inzwischen ebenfalls in der neuen Publikationsreihe „Edition Open Access” erschienen. Der gesamte Forschungsprozess ist so für alle nachvollziehbar gestaltet.


Weitere Informationen und Links:

Kurzbeschreibung des Forschungsprojektes am MPIWG: MPIWG-Feature 23, The Equilibrium Controversy: A case study of the long-term development of mechanical knowledge: http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/en/news/features/feature23

„The Equilibrium Controversy “, die Quelle mit wissenschaftlichen Kommentaren als frei herunterladbares PDF (57 MB): http://141.14.214.130/downloads/files/Sources2.pdf

„The Equilibrium Controversy “, die Quelle mit wissenschaftlichen Kommentaren als frei herunterladbares eBook (28 MB): http://141.14.214.130/downloads/files/Sources2.epub

“The Equilibrium Controversy “, die Quelle mit wissenschaftlichen Kommentaren als Print-on-Demand (ISBN: 978-3-86931-959-9): http://www.epubli.de/shop/buch/The-Equilibrium-Controversy-J%C3%BCrgen-Renn-9783869319599/13032