Bestand

D Rep. 123-01 Koordinierungsstelle für Zwangsarbeiter (Bestand)

Vorwort: Behördengeschichte

Am 01. Februar 2001 verabschiedete das Abgeordnetenhaus einstimmig den Beschluss zur Gründung der Koordinierungsstelle zur Ausführung des Bundesgesetzes zur Errichtung einer Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (KST). Anders als in anderen Bundesländer wurde die KST nicht dem Landesarchiv angegliedert (dieses war mit dem zeitgleich erfolgenden Umzug voll ausgelastet), sondern zunächst der Entschädigungsbehörde beim Landesverwaltungsamt und ab dem 01. Januar 2005 dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten.
Hintergrund war die im August 2000 erfolgte Gründung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft". Diese war auf Drängen der US-amerikanischen Regierung und auf Grund vermehrter Klagen gegen deutsche Firmen in den USA eingerichtet worden. Die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft stellten zusammen 10 Milliarden D-Mark Stiftungsvermögen. Daraus sollten Wiedergutmachungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter - v.a. aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion - geleistet werden. In der Folge schrieben zahlreiche Personen an verschiedene Institutionen in Berlin (u.a. Landesarchiv, Landesversicherungsanstalt und Berliner Geschichtswerkstatt) und baten um Nachweise für ihre geleistete Zwangsarbeit.
Hauptaufgabe der Koordinierungsstelle war es, diese Ersuchen zu sammeln, entsprechende Nachweise zu ermitteln und die Anfragen zu beantworten. Dazu mussten die Mitarbeiter v.a. in der Anfangszeit auf die Quellen in anderen Institutionen zurückgreifen und diese auswerten - über eigenes Material zum Belegen von Zwangsarbeit verfügten sie nicht. Neben dem Landesarchiv und den Unterlagen der Landesversicherungsanstalt wurde u.a. auch in Firmenarchiven recherchiert.
Fünf bis zehn Mitarbeiter arbeiteten in der Koordinierungsstelle. Erster Leiter war Eckhard Kraef. Ab Februar 2004 übernahm Peter Knief die Leitung und ab August 2004 Jürgen Raabe. Als zum Ende des Jahres 2006 die Arbeit der KST endete, waren Insgesamt knapp 21.000 Anfragen eingegangen, von denen etwa 9.000 positiv oder mit einer Plausibilitätsbescheinigung beantwortet wurden. Ein Großteil der Antragsteller kam aus Polen (29%) und der Ukraine (28%).

Bestandsgeschichte

Nach der Auflösung der KST 2006 wurden die Akten zunächst an das Landesarchiv abgegeben. Dieses gab sie als Leihgabe zur weiteren Auswertung und Mikroverfilmung an das Dokumentationszentrum "NS-Zwangsarbeit" in Berlin-Schöneweide. Die Rückgabe erfolgte im Jahr 2014.
Der bis dahin noch nicht verzeichnete Bestand bekam die Zugangsnummer 7967 und es wurde anhand der Abgabeliste eine erste kurze Erfassung vorgenommen, um eingehende Anfragen zu dem Bestand bearbeiten zu können. Zwischen Januar 2016 und August 2018 wurden die Akten umgebettet und die vorhandene Erfassung ergänzt. Im Zuge der Umbettungsarbeiten wurden einige Akten geteilt.

Bestandsbeschreibung

Der Bestand enthält v.a. Recherchevorgänge zu eingehenden Anfragen. Daneben finden sich unter anderem Handakten der Mitarbeiter, Inventare und Verzeichnisse zu Quellen und Namenslisten von Zwangsarbeitern.
Aufgrund der darin enthaltenen persönlichen Daten unterliegen viele Akten noch den gesetzlichen Schutzfristen nach § 9 Archivgesetz des Landes Berlin. Die restlichen Archivalien können ohne Einschränkung genutzt werden.

Umfang: 343 Archivalien (18 laufende Meter)
Laufzeit: 2001-2006

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: LAB D Rep. 123-01 Koordinierungsstelle für Zwangsarbeiter, Nr. …

Korrespondierende Bestände

B Rep. 078 - Entschädigungsamt Berlin
B Rep. 080/ D Rep. 130 - Landesverwaltungsamt Berlin
D Rep. 123 - Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten

Verweis

INTERNATIONAL TRACING SERVICE (ITS), Große Allee 5 - 9, 34454 Bad Arolsen Deutschland

Literatur

Pagenstecher, Cord [u.a.]: Zwangsarbeit in Berlin. Archivrecherchen, Nachweissuche und Entschädigung, Berlin 2008.


Berlin im November 2016 Hasselberg

Bestandssignatur
D Rep. 123-01

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> D Bestände ab 1990 >> D 2 Senat von Berlin >> D 2.2 Nachgeordnete Einrichtungen

Bestandslaufzeit
1942 - 2006

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Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1942 - 2006

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